Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)
»Willst du nichts abhaben?«
»Ich suche mir hier gerade was zu fressen«, erwiderte Lusa. »Der Hase hat den Schnee aufgewühlt und ich kann Grünzeug riechen!«
Sie scharrte mit großem Eifer, und bald darauf sah Toklo, wie aus dem Schnee ein paar karge Zweige zum Vorschein kamen. Lusa biss gleich einen davon ab und begann vergnügt zu kauen.
»Köstlich!«, gab sie mit vollem Maul kund. »Du bist echt schlau, Toklo!«
Toklo schnaubte. »Wie kann man nur so einen dürren Zweig einem warmen, saftigen Hasen vorziehen?«, fragte er kopfschüttelnd.
Lusa war zu sehr mit Kauen beschäftigt, um zu antworten. Toklo wandte sich wieder seiner Beute zu. Wenigstens ist sie zufrieden.
Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, setzten sie ihren Weg fort. Je höher sie kamen, desto steiler wurde der Hang. Nur eine dünne Schneeschicht bedeckte den Felsen, den Toklo unter seinen Tatzen spüren konnte.
Gerade als er sich auf einen riesigen Vorsprung hievte, hörte Toklo hinter sich einen Aufschrei. Er sah, wie Ujurak sich an einer Spalte im Stein festzukrallen versuchte, doch er fand keinen Halt.
Bevor Toklo eingreifen konnte, raste Ujurak nach unten. Lusa, die sich direkt hinter ihm befand, versuchte verzweifelt auszuweichen, aber es war schon zu spät. Ujurak stieß mit Lusa zusammen und dann kugelten beide Hals über Kopf den Hang hinab.
Toklo setzte ihnen sofort hinterher, aber Kallik war vor ihm bei den Freunden, die als verworrenes Fellknäuel am Fuß des Hangs lagen.
»Seid ihr verletzt?«, fragte sie besorgt.
Ujurak rappelte sich hoch, gleich darauf auch Lusa. Beide machten ein paar wacklige Schritte, während Kallik sie gründlich beschnupperte.
»Ich glaube, sie sind unverletzt«, teilte sie Toklo mit, der mittlerweile herangekommen war.
»Tut mir leid, Lusa.« Ujurak sah die Freundin schuldbewusst an. »Ich bin einfach weggerutscht.«
»Schon gut«, erwiderte Lusa und berührte sein Ohr mit der Schnauze. »Ist ja nichts passiert.«
»Aber wir müssen alle vorsichtiger sein«, mahnte Kallik. »Lasst uns beim Klettern ein bisschen Abstand halten, dann gefährden wir uns nicht gegenseitig, falls einer mal abrutscht. Und ihr werdet besser zurechtkommen, wenn ihr möglichst auf dem Rand des Felsens bleibt, wo der Schnee fester ist. Folgt mir, ich zeige es euch.«
Toklo ließ die Eisbärin die Führung übernehmen, als sie weitergingen. Sie kennt sich am besten mit dem Schnee aus, dachte er. Toklo wünschte sich einen Feind, den er attackieren konnte, im ehrlichen Kampf. Wie er dem Schnee beikommen sollte, das war ihm schleierhaft.
Nachdem die vier Bären den letzten Anstieg bewältigt hatten, standen sie schließlich auf dem Gipfel des kleinen Berges. Als Toklo die Insel betrachtete, die sich unter ihnen ausbreitete, überkam ihn das starke Gefühl, Außerordentliches geleistet zu haben. Obwohl alles weiß war und er nicht erkennen konnte, wo das Land endete und das Meer anfing, verriet ihm ein deutliches Kribbeln in den Tatzen, dass sie das Ziel ihrer Reise fast erreicht hatten. Der anstrengende Marsch über das endlose Eis lag hinter ihnen.
Auf der gegenüberliegenden Seite senkte sich der Hügel zum Strand hinab, auf dem die Walrösser lagerten. Es waren unglaublich viele, zusammengedrängt wie große braune, glänzende Steine. Der starke Wind trug ihre Geräusche und ihren selbst auf die Entfernung noch intensiven Geruch heran. Toklos Magen knurrte, und ganze Ströme von Wasser liefen ihm im Maul zusammen.
»Nein, Toklo«, sagte Kallik scharf, als habe sie seine Gedanken erraten. »Ujurak hat recht, wir dürfen sie nicht jagen. Es sind einfach zu viele, und sie können sich genauso gut wehren wie ein Bär.«
Sie warf Ujurak rasch einen Blick zu, und Toklo erinnerte sich, dass die beiden, als sie allein auf dem Eis gewesen waren, mit einem Walross gekämpft und es getötet hatten. Ihr Bericht davon hatte ihm eiskalte Schauer über den Rücken gejagt. Selbst er musste sich eingestehen, dass er keine Lust hatte, von einer ganzen Horde dieser Biester angegriffen zu werden.
»Ist ja gut, alles klar«, grummelte er. »Ich hoffe nur, dass wir demnächst mal auf vernünftige Beute stoßen.«
»Darüber denken wir morgen früh nach«, entschied Kallik. »Aber im Moment bin ich so müde, dass, selbst wenn eine Robbe direkt vor meiner Nase auftauchen würde, ich nicht imstande wäre, sie mir zu schnappen.«
Ujurak und Lusa murmelten Zustimmung.
»Dann sollten wir uns da eine Höhle graben.« Toklo wies mit dem
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