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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Harvard gegangen war, begeisterte Brieffreundinnen geworden. Später trafen sich die beiden in Cambridge wieder, wo Em als Bibliothekarin in einer Kinderbücherei arbeitete. Nach dem Tod meiner Eltern verbrachte Em viele lange Wochenenden in Madison, was bald dazu führte, dass sie einen Job in der örtlichen Grundschule annahm. Sie und Sarah wurden unzertrennlich, auch wenn Em immer ihre eigene Wohnung behielt und beide einen Riesenzirkus darum veranstalteten, nicht gemeinsam im Schlafzimmer zu verschwinden, solange ich klein war. Letztlich konnten sie weder mir noch den Nachbarn oder irgendwem sonst im Ort etwas vormachen. Alle behandelten sie ganz selbstverständlich als Paar, ganz gleich, wo sie ihre Nächte verbrachten. Als ich aus dem Haus der Bishops auszog, war Em eingezogen und nie wieder ausgezogen. Wie meine Mutter und meine Tante entstammte Em einer alten Hexenfamilie.
    »Ich war zur Feier des Konvents eingeladen, aber ich hatte zu tun.«
    »Hat dich die Hexe aus Bryn Mawr gefragt, ob du kommst?« Em interessierte sich für die Altphilologin, allerdings vor allem (wie ich an einem Sommerabend nach mehreren Gläsern Wein erfahren hatte), weil sie in den Sechzigern ein paarmal mit Gillians Mutter ausgegangen war.
    »Ja«, sagte ich genervt. Die beiden waren überzeugt, dass ich jetzt, wo ich eine sichere Festanstellung hatte, das Licht erblicken und meine magischen Fähigkeiten annehmen würde. Nichts konnte sie von diesem Wunschdenken abbringen, darum waren beide regelmäßig aus dem Häuschen, wenn ich Kontakt mit einer anderen Hexe hatte. »Aber ich habe den Abend stattdessen mit Elias Ashmole verbracht.«

    »Wer ist das?«, fragte Em meine Tante.
    »Du weißt schon, dieser tote Typ, der alchemistische Bücher sammelte«, hörte ich Sarah stöhnen.
    »Ich höre immer noch mit, ihr zwei«, rief ich in den Hörer.
    »Und wer hat dir so den Hocker unter dem Hintern weggezogen?«, fragte Sarah.
    Es hatte keinen Zweck, ihnen etwas verheimlichen zu wollen, schließlich waren sie Hexen. »Ich bin in der Bibliothek einem Vampir begegnet. Einem, den ich noch nie gesehen habe, einem gewissen Matthew Clairmont.«
    An Ems Hörer blieb es still, während sie im Geist ihren imaginären Karteikasten mit allen nur denkbaren Geschöpfen durchging. Sarah schwieg ebenfalls, weil sie noch unentschlossen war, ob sie explodieren sollte oder nicht. »Ich hoffe, du kannst ihn leichter loswerden als die Dämonen, die du sonst immer anlockst«, knurrte sie schließlich.
    »Seit ich aufgehört habe, Theater zu spielen, hat mich kein Dämon mehr belästigt.«
    »Von wegen, da war noch der Dämon, der dir in die Beinecke-Bibliothek gefolgt ist, als du in Yale zu arbeiten angefangen hast«, korrigierte mich Em. »Er kam einfach die Straße entlangspaziert und hielt nach dir Ausschau.«
    »Der war psychisch labil«, protestierte ich. Die Tatsache, dass ich irgendwie einen einzigen Dämon auf mich aufmerksam gemacht hatte, konnte man mir doch nicht bis in alle Ewigkeit zum Vorwurf machen, genauso wenig wie das bisschen Hexerei, mit dem ich meine Waschmaschine wieder zum Laufen gebracht hatte.
    »Du ziehst magische Geschöpfe an wie eine Blume die Bienen, Diana. Aber Dämonen sind nicht halb so gefährlich wie Vampire. Halt dich von ihm fern«, erklärte Sarah angespannt.
    »Ich wüsste nicht, warum ich mich mit ihm treffen sollte.« Meine Hand wanderte wieder an meinen Hals. »Uns verbindet rein gar nichts.«
    »Darum geht es nicht«, ermahnte mich Sarah lauter. »Hexen, Vampire und Dämonen sollten sich nicht mischen. Das weißt du genau.
Wenn wir das tun, fallen wir den Menschen eher auf. Kein Dämon oder Vampir lohnt ein solches Risiko.« Die einzigen Wesen, die Sarah wirklich ernst nahm, waren andere Hexen. Menschen waren in ihren Augen unglückselige kleine Geschöpfe, die blind für die Welt um sie herum waren. Dämonen waren unverbesserliche Teenager, denen man nicht trauen konnte. Und Vampire standen in ihrer Rangordnung aller Wesen weit unter den Katzen und mindestens eine Stufe unter den Hunden.
    »Du hast mir die Regeln oft genug eingebläut, Sarah.«
    »Nicht jeder hält sich an die Regeln, Schätzchen«, bemerkte Em. »Was wollte er von dir?«
    »Er sagte, er würde sich für meine Arbeit interessieren. Aber er ist Naturwissenschaftler, darum kann ich das kaum glauben.« Meine Finger nestelten am Federbett herum. »Er wollte mich zum Abendessen einladen.«
    »Zum Abendessen ?« Sarah war fassungslos.
    Em lachte nur. »Ich

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