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Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Projekt ab.«
    Heimirs Lächeln verschwand.
    »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viel uns Róbertas Arbeit bringt. Ihre Verfassung war schlechter, als wir alle geahnt haben, und vielleicht hat ihr Job darunter gelitten. Schlimm, dass niemand schon früher etwas gemerkt hat, aber natürlich konnte keiner ahnen, dass es so ernst war.«
    Óðinn öffnete den Mund, hielt sich dann aber doch zurück. Niemandem war verborgen geblieben, dass es Róberta nicht gutgegangen war. Sie hatte bei jedem Schritt geächzt und sich ständig mit schmerzverzerrtem Gesicht an den rechten Arm und den oberen Rücken gefasst. Auch wenn es niemand ausgesprochen hatte, hatte es kaum jemanden überrascht, als bekanntwurde, dass sie an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben war. Und es hatte auch niemanden verwundert, dass es im Büro passiert war, als alle anderen schon nach Hause gegangen waren. Es war ganz normal gewesen, dass sie als Letzte gegangen war. Dennoch waren viele entsetzt, denn ihre Kollegin hatte eine ganze Nacht tot an ihrem Arbeitsplatz gelegen. Es war einfach traurig, dass niemand sie vermisst hatte, als sie nicht nach Hause gekommen war. Die Kollegen, die früh am nächsten Morgen ins Büro gekommen waren, hatten einen Schock erlitten, und Óðinn war heilfroh, nicht dabei gewesen zu sein. Róberta hatte auf ihrem Stuhl gehangen, mit baumelnden Armen, zurückgelegtem Kopf, offenem Mund und schmerzverzerrtem Gesicht.
    Wie Heimir seinerzeit auf die Idee gekommen war, der Frau eines der wenigen anspruchsvollen Projekte zu übergeben, war ihm völlig schleierhaft. Ein guter Menschenkenner war sein Chef jedenfalls nicht. Vielleicht hatte er dieselben Gründe gehabt, aus denen er nun Óðinn für die Aufgabe auserkoren hatte: weil er eine technische Ausbildung besaß und sich deshalb in Heimirs Augen nicht von Kleinigkeiten in Aufruhr versetzen ließ. Es war mit anderen Worten unwahrscheinlich, dass er das Projekt mit übertriebener Emotionalität anging.
    »Ich schaue erst mal, wie weit sie gekommen ist. Vielleicht hat sie ja auch schon irgendwas abgeschlossen«, meinte Óðinn.
    »Mach dir da mal nicht allzu große Hoffnungen«, sagte Heimir und warf ihm einen mitleidigen Blick zu.
    Óðinn stand auf. Er empfand eine gewisse Vorfreude, endlich hatte er eine vernünftige Aufgabe und musste nicht länger die Zeit totschlagen. Das war ein richtiges Projekt, ein Bericht über das Erziehungsheim Krókur, in dem in den siebziger Jahren schwer erziehbare Jugendliche untergebracht worden waren. Es sollte untersucht werden, ob die Jungen durch schlechte Behandlung oder Gewaltanwendung bleibende Schäden davongetragen und möglicherweise ein Anrecht auf Entschädigung hatten. Um das Heim war es bisher ungewöhnlich still geblieben, noch hatte niemand eine Entschädigung gefordert oder sich in den Medien dazu geäußert – hoffentlich, weil dort alles mit rechten Dingen zugegangen war.
    »Du kannst dir Róbertas Unterlagen von ihrem Arbeitsplatz holen«, sagte Heimir.
    Obwohl die Staatliche Kontrollbehörde nicht als besonders wichtig galt, herrschte eine informelle Hackordnung. Alle hatten zwar dieselben unscheinbaren Möbel, aber manche bekamen einen Fensterplatz, während andere gegen die weiß gestrichene Raufasertapete schauen mussten. Óðinn gehörte zu den Letzteren, war aber immer noch besser dran als Róberta, die man in eine Box gesteckt hatte, die weitmöglichst von den anderen entfernt lag. Zu ihr drangen nur noch diejenigen vor, die wirklich etwas von ihr wollten. Andererseits konnte sie dort in Ruhe arbeiten und wurde, im Gegensatz zu gewissen Kollegen, nicht wegen der Dekorierung ihrer Box zur Ordnung gerufen. Vielleicht hatte es auch einfach niemand bemerkt. Als Óðinn jetzt die Trennwand betrachtete, wunderte er sich über dieses Sammelsurium – ein kompliziertes Puzzle aus Bildern, die sich an keiner Stelle überlappten.
    »Ziemlich strange, oder?«
    Diljá Davíðsdóttir, die in der nächsten Box saß, spähte über die Trennwand, froh über ein bisschen Gesellschaft.
    »Ich weiß nicht. Besser als eine leere Wand.«
    Óðinn beugte sich zu einem Bild hinunter, bei dem es sich im Gegensatz zu den anderen um ein richtiges Foto handelte, keinen Ausdruck. Der Kleidung der abgelichteten Personen nach zu schließen, war es schon recht alt, und die Farben waren verblichen. In ein paar Jahren bliebe nur noch ein weißes, glänzendes Viereck übrig.
    »Sind das Verwandte von ihr?«, fragte er.
    Das Bild zeigte zwei

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