Seelen-Transfer
Zahnräder, die nach ihrer eigenen Meinung überflüssig geworden waren.“
„Wovon Sie eines waren?“ fragte Dexter. Er strich sich durch seinen Bart, sah Corlett nachdenklich an, wandte sich wieder an Mason.
Mason nickte zustimmend. „Es würde ein großes Gedränge an den neuen Grenzen entstehen, wenn jedermann erfahren würde, daß sie erreichbar waren. Eine ähnliche Begeisterung für das Totenhaus gibt es nicht. Mit den selbsternannten Überflüssigen kann man noch umgehen, während es mit allen Abenteuerlustigen kaum zu schaffen wäre; erstere sind wenige, und sie zählen auch nicht viel.“
„Sie zählten also zwei und zwei zusammen?“
„Und kam auf vier. Ich dachte an die Grundrechte, die jedes Individuum bei uns besitzt, dachte an die gelegentlichen Reklamesendungen für das Terminal-Gebäude und an die Tatsache, daß die Wissenschaftler sich kaum noch ernsthaft mit Raketenmotoren beschäftigten. Und doch sind Wissenschaftler selbst im Schlaf unruhige Geister. Warum sollten sie die Versuche aufgeben? Die Antwort: Weil sie schon erreicht hatten, was sie wollten.“
Dexter kicherte leise. „In Ihrem Klagelied über die Geheimniskrämerei der Wissenschaft steckt der Wurm. Wenn Sie sich all das ausdenken – und mit dem gefürchteten Ansturm beginnen?“
„Weil diese Schlußfolgerung solange kaum mehr als ein Verdacht ist, solange positive Beweise fehlen.“ Mason schien müde zu werden. „An dieser Stelle haben mich die Mächtigen hereingelegt. Aber ich spielte meine Rolle perfekt, von dem Augenblick an, als ich den Mars verließ und die Erde betrat. Ich wettete mein Leben gegen jene sieben Chancen unter tausend, und ich kam durch, komplett und gesund. Ich wurde wiedergeboren, habe jetzt den Beweis, den ich haben wollte.“
„Und damit stecken Sie jetzt fest“, warf Corlett ein. „Wir sind hier insgesamt achthundert. Bei der Zahl, mit der Neuankömmlinge in einem lebendigen und erkennbaren Zustand hier eintreffen, wird es sehr lange dauern, bis wir achttausend oder gar acht Millionen sein werden. Im Augenblick haben wir hier nicht viel. Keine Flugzeuge, keine Raketen, kein Video, keinen Jungbrunnen, keine Traumgärten, keine Alabaster-Villen, keine Vibro-Strahler. Sie können nicht zurück. Sie können nicht mit fliegenden Fahnen von den Toten auferstehen und jedermann Ihre Beweise zeigen.“
„Ich weiß.“ Mason schürzte die Lippen, gab einen schmatzenden Laut von sich. Sein Blick blieb auf Dexters bläulich schimmernder Waffe hängen. „Die Eierköpfe haben ein sehr geschicktes Spiel angezettelt. Dies ist das Leben nach dem Tod, und keiner kann davon berichten. Die ganze Schau kann erst dann auffliegen, wenn wir groß genug geworden sind, um unsere eigene Zivilisation zu errichten.“
„Sie sagen es!“ stimmte Corlett mit besonderer Betonung zu.
„Aber das macht mich nicht besorgt. Ich wollte den Beweis, um allein meine Neugier zu befriedigen. Ich habe eine Kehrtwendung gemacht, habe mich einmal im Kreis gedreht und bin wieder dort, wo ich angefangen habe – ganz unten, eine Schaufel in meinen Händen.“
„Sie werden mehr als das brauchen“, versprach ihm Dexter. Er klopfte auf seine Waffe, die Mason immer noch anstarrte. „Dieser Planet ist nicht so lieblich, wie sie es sich vielleicht gedacht haben.“
„Desto besser. Ketten wurden erfunden, um sie zu brechen. In meinem Leben wird es keine Verjüngung mehr geben, und ich habe nicht mehr viel Zeit. Geben Sie mir eine Waffe und eine Schaufel und lassen Sie mich anfangen.“
Sie versorgten ihn mit beidem und brachten ihn dann nach draußen. Mason lehnte sich auf die Schaufel, sog die schwere Luft ein, sah hinüber zu der Gruppe primitiver Steinhäuser, die ganz in der Nähe stand. Sein Blick wanderte weiter zu dem großen roten Fleck in dem gigantischen Ball, der am Himmel über ihm hing. Unter seinen Füßen raschelte purpurfarbenes Gras.
„Das ist ein verdammt schöner Anblick!“ sagte er. „Kallisto – hier bin ich!“
Seelen-Transfer
Keiner von beiden wußte, daß Jensen hinter der Tür lauerte. Wenn sie auch nur für einen Augenblick den Verdacht gehabt hätten, daß dort ein ungebetener Lauscher versuchte, jedes Wort von ihnen zu verstehen, hätten sie kaum so laut weitergesprochen, sondern unverzüglich gehandelt. Aber sie hegten keinen Verdacht. Jensen war zudem zu geschickt und gerissen, als daß er sich durch mehr als sein leises Atmen bemerkbar gemacht hätte. Also stritten sich die beiden
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