Seelen-Transfer
lautstark weiter.
In der Dämmerung des Flures drückte Jensen sein Ohr dicht an den schmalen hellen Spalt, durch den das Licht aus dem Zimmer dahinter herausfiel. Sein Gehör war auf diesen Spalt gerichtet, aber sein harter Blick aus den leicht blutunterlaufenen Augen war in die Richtung gedreht, aus der er gekommen war. Im ganzen übrigen Haus herrschte Schweigen, aber er ging kein Risiko ein, etwa von einem plötzlich auftauchenden Diener überrascht zu werden.
Auf keinen Fall durfte er geschnappt werden. Unter keinen Umständen durfte er wieder eingefangen werden. Der verrückte Hammel hatte bei ihrem Ausbruch einen Wächter getötet, und obwohl er, Jensen, diesen Schuß nicht abgefeuert hatte, war er doch Mittäter. Nicht, daß ein weiterer Mord noch viel ausgemacht hätte. Er hatte bereits wegen einer solchen Tat in der Todeszelle gesessen, und man konnte nicht für zwei Morde zweimal hingerichtet werden. Aber er ließ sich nie wieder in die Todeszelle zurückbringen, nie wieder. Schließlich hatte er Verstand in seinem Schädel, und Leute mit Verstand wurden nicht gehängt.
Kalte und harte Entschlossenheit stand in seinen Augen, während er sich immer wieder aufmerksam umsah. Hinter ihm in dem Zimmer befand sich ein dicker Herr mittleren Alters, der sich mit einem weißhaarigen, dürren Mann herumstritt, der offenbar nicht dazu zu bewegen war, Vernunft anzunehmen. Gegenstand der Unterhaltung war eine Maschine.
Der Name des Dicken war Blenkinsop, und sein Gegenüber sprach er manchmal als Wane, hin und wieder auch als Doktor an. Die Maschine, um die es ging, und auf die Jensen durch seinen Türspalt nur einen kurzen Blick hatte werfen können, war ein blitzblank poliertes, kompliziertes Gerät, das einem Computer-Schaltbrett glich, an dem man eine Trockenhaube befestigt hatte. Unter dieser Haube befand sich zudem ein hoher Sessel, neben dem ein starkes schwarzes Kabel hervorkam, das den Apparat mit dem Stromnetz verband.
„Also gut, Wane“, dröhnte Blenkinsop. „Ich akzeptiere Ihre Behauptung, daß die ursprüngliche Lebensenergie eine alles durchdringende Strahlung ist, die Sie verstärken und kontrollieren können. Ich nehme Ihnen auch Ihre Behauptung ab, daß dieser Apparat hier diese Energie so einfach abstrahlen kann wie eine Höhensonne ihre Gesundheitsstrahlen von sich gibt.“ Er klopfte sich leicht auf den Bauch, sog an seiner Zigarre, bis sich seine dicken Wangen blähten. „Na und?“
„Ich habe es Ihnen mehrmals gesagt“, beklagte sich Wane. „Diese immense Verstärkung geistiger Kräfte ermöglicht eine Befreiung der Psyche.“
„Ja, ja, ich weiß.“ Blenkinsop zog derart stark an seiner Zigarre, daß ein halber Zoll bei einem Zug zu Asche wurde. Er blies den Rauch auf die Maschine. „Von ähnlichen Projekten habe ich schon bei Mystikern gehört, bei Rahjas, Khamas, Lamas, Swamis und wie sie alle heißen. Einmal kannte ich einen sogar persönlich. Er nannte sich Raj Swami Alajar. Er behauptete, er könne seinen Astrahlkörper frei und wie ein Flugzeug herumrasen lassen. Das war ein Riesenschwindel, und sein richtiger Name lautete Joe O’Hanlon.“ Beim Grinsen entwickelte er ein starkes Doppelkinn. „Aber bei einem Gerät, das von einem höchst qualifizierten Wissenschaftler wie Ihnen erfunden worden ist, würde ich nicht sagen, daß es unmöglich ist.“
„Es ist möglich“, versicherte Wane ihm aggressiv.
„Bleiben Sie ruhig“, riet Blenkinsop ihm. „Ich bin gern bereit, Ihre Behauptung ohne einen Test zu glauben.“ Er wedelte mit der Hand in der Luft herum, dabei fing ein glitzernder Brillant an einem seiner Finger Licht ein und funkelte, was sich in den Augen vor der Tür draußen spiegelte. „Ich bin Ihr Hintermann. Ich bin nur ein einfacher, normaler, schwer arbeitender und gut verdienender Ausbeuter anderer Leute Gehirne. Meine Gesellschaft geht Risiken ein, indem sie Ihnen unterstellt, daß Sie in der Lage sind, Gegenstände zu produzieren, die unserer finanziellen Unterstützung würdig sind. Dies wissend, müssen Sie wohl zugeben, daß es durchaus große Unterschiede in unseren Standpunkten geben kann.“
„Geschenkt“, sagte Wane. „Wir haben früher schon Geschäfte miteinander gemacht.“
„Zu beiderseitigem Vorteil“, betonte Blenkinsop. „Ich zum Beispiel, ich sehe mir diesen Apparat an und akzeptiere ihn als Ihre neueste Erfindung. Ich akzeptiere auch Ihre Behauptungen betreffs seiner Funktion. Schließlich akzeptiere ich auch noch, daß er mich
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