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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Flusses verschluckte jedes Geräusch.
    Schnell, nimm dir einen Stein! , befahl Melanie.
    Wozu?
    Ich sah mich mit einem rauen Stein Kyles Schädel einschlagen.
    Das kann ich nicht!
    Dann werden wir sterben! , schrie sie mich an. Ich kann es! Lass mich es tun!
    Es muss doch einen anderen Weg geben, jammerte ich, aber ich zwang meine festgefrorenen Knie, sich zu beugen. Meine Hände tasteten in der Dunkelheit umher und stießen auf einen großen, spitzen Stein und eine Handvoll Kiesel.
    Kämpfen oder fliehen.
    Verzweifelt versuchte ich Melanie zu befreien, sie herauszulassen. Ich konnte die Tür nicht finden - meine Hände waren immer noch meine und umklammerten nutzlos die Steine, die ich niemals in Waffen würde verwandeln können.
    Ein Geräusch. Ein kleines Platschen, als etwas den Wasserlauf betrat, der vom Becken in Richtung Latrine floss. Nur ein paar Meter entfernt.
    Gib mir meine Hände!
    Ich weiß nicht, wie! Nimm sie dir!
    Ich versuchte dicht an der Wand entlang auf den Ausgang zu zuschleichen. Melanie versuchte angestrengt, einen Ausweg aus meinem Kopf zu finden, aber sie bekam die Tür auch von ihrer Seite nicht auf.
    Wieder ein Geräusch. Nicht im Wasserlauf. Ein Atmen, neben dem Ausgang. Ich erstarrte, wo ich war.
    Wo ist er?
    Ich weiß es nicht!
    Dann konnte ich wieder nichts weiter hören als den Fluss. War Kyle allein? Stand jemand an der Tür, um mich abzupassen, wenn er mich um das Becken gescheucht hatte? Wie nah war Kyle jetzt?
    Ich spürte, wie sich auf meinen Armen und Beinen eine Gänsehaut bildete. Es war eine Art Druck in der Luft, als könnte ich seine leisen Bewegungen spüren. Die Tür. Ich drehte mich halb um und zog mich in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war, weg von dort, wo ich das Atmen gehört hatte.
    Er konnte nicht ewig warten. Wie er selbst schon gesagt hatte, blieb ihm nicht viel Zeit. Es konnte jeden Moment jemand kommen. Allerdings hatte er die besseren Karten: Es gab weniger Leute, die ihn zurückhalten würden, als Leute, die das hierfür das Beste hielten. Und von denen, die bereit waren, ihn zurückzuhalten, wäre kaum jemand dazu in der Lage. Nur Jeb und sein Gewehr würden etwas ausrichten können. Jared war mindestens so stark wie Kyle, aber Kyle war entschlossener. Jared würde vermutlich nicht gegen ihn kämpfen.
    Wieder ein Geräusch. War das ein Schritt am Eingang? Oder nur meine Einbildung? Wie lange dauerte diese schweigende Pattsituation schon? Ich hatte keine Ahnung, wie viele Sekunden oder Minuten bereits verstrichen waren.
    Mach dich bereit. Melanie wusste, dass das Zögern bald ein Ende haben würde. Sie wollte, dass ich den Stein fester packte.
    Aber ich würde erst versuchen zu fliehen. Ich wäre keine gute Kämpferin, selbst wenn ich mich dazu durchringen könnte. Kyle war vermutlich doppelt so schwer wie ich und hatte viel längere Arme.
    Ich hob die Hand mit den Kieselsteinen und zielte damit auf den Durchgang zur Latrine. Vielleicht konnte ich ihn dazu bringen zu glauben, dass ich mich verstecken und auf Rettung hoffen wollte. Ich warf die Handvoll kleiner Steine und als sie gegen die Felswand knallten, zuckte ich von dem Geräusch, das sie machten, zusammen.
    Wieder das Atmen neben dem Eingang, das Geräusch leiser Schritte, die in die Richtung liefen, in die ich ihn hatte locken wollen. Ich schob mich so leise an der Wand entlang, wie ich konnte.
    Was ist, wenn sie zu zweit sind?
    Ich weiß es nicht.
    Ich hatte den Ausgang beinahe erreicht. Wenn ich erst im Gang war, glaubte ich ihn abhängen zu können. Ich war leichter und schneller …
    Ich hörte einen Schritt, ganz deutlich diesmal, im Wasserlauf am Ende des Raums. Ich schlich schneller.
    Ein enormes Platschen durchbrach die gespannte Stille. Wasser spritzte mir auf die Haut und ließ mich nach Luft schnappen. Ein Tropfenregen prasselte laut gegen die Wand.
    Er kommt durch das Becken! Lauf.
    Ich zögerte eine Sekunde zu lang. Kräftige Finger griffen nach meiner Wade, meinem Knöchel. Ich zerrte in die andere Richtung und hechtete nach vorn. Ich stolperte und entschlüpfte seinem Griff. Er packte meinen Turnschuh. Ich schüttelte ihn ab und er blieb in Kyles Hand zurück.
    Ich lag auf dem Boden, aber Kyle ebenso; das gab mir Zeit, von ihm wegzukriechen, wobei ich mir die Knie an dem rauen Boden aufschürfte.
    Kyle grunzte und seine Hand packte meine nackte Ferse. Es gab nichts, woran er sich festhalten konnte; meine Ferse rutschte ihm aus der Hand. Ich warf mich nach vorne und kam auf

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