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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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niemand von den Leuten hier. Es blieb natürlich immer noch die Sucherin, aber irgendwann würde sie aufgeben und dann könnte ich für immer hier bei den Menschen bleiben, die ich liebte …
    Mein Bein pulsierte und ein Teil der Taubheit wurde von Schmerz abgelöst. Eine warme Flüssigkeit lief mir über die Lippen. Ich probierte sie reflexartig und stellte fest, dass es mein Blut war.
    Geh, Wanderer. Ich will leben. Ich will auch eine Wahl haben.
    Ich konnte das Beben bis zu der Stelle, wo ich stand, spüren. Ein weiteres Stück des Bodens platschte in den Fluss. Kyles Gewicht verschob sich und er rutschte ein Stückchen auf das Loch zu.
    Lass ihn. Melanie wusste besser als ich, wovon sie sprach. Das hier war ihre Welt. Ihre Regeln.
    Ich starrte in das Gesicht des Mannes, der kurz davor war zu sterben - des Mannes, der meinen Tod wollte. Jetzt, wo Kyle bewusstlos war, war sein Gesicht nicht länger das eines wütenden Tieres. Es war entspannt, fast friedlich.
    Die Ähnlichkeit mit seinem Bruder war unverkennbar.
    Nein! , protestierte Melanie.
    Ich kroch auf Händen und Knien langsam zu ihm zurück, wobei ich vor jedem Zentimeter, den ich vorwärtsrutschte, den Boden vorsichtig abtastete. Ich hatte zu große Angst, weiter zu rutschen als bis zur Säule, also klemmte ich mich mit meinem gesunden Bein daran fest, dann beugte ich mich vor, um meine Hände unter Kyles Armen hindurchzuschieben und vor seiner Brust zu verschränken.
    Ich zog so fest, dass ich mir beinahe die Arme ausriss, aber er rührte sich nicht. Ich hörte ein Geräusch wie das Rieseln von Sand in einer Eieruhr und der Boden bröckelte weiter in kleinen Stücken ab.
    Ich zerrte noch einmal, aber das einzige Ergebnis war, dass das Rieseln zunahm. Durch die Verlagerung seines Gewichts brach der Boden nur noch schneller weg.
    Gerade als mir das klarwurde, donnerte ein großer Felsbrocken in den Fluss und brachte Kyle endgültig aus seinem unsicheren Gleichgewicht. Er begann zu fallen.
    »Nein!«, schrie ich erneut wie eine Sirene. Ich drückte mich gegen die Säule und es gelang mir, ihn von der anderen Seite dagegen zupressen und meine Hände vor seiner Brust zu verkeilen. Meine Arme schmerzten.
    »Hilfe!«, kreischte ich. »So helft mir doch! Hilfe!«

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A ngezweifelt
    W ieder ein Platschen. Kyles Gewicht zerrte an meinen Armen. »Wanda? Wanda!«
    »Hilf mir! Kyle! Der Boden! Hilfe!«
    Mein Gesicht wurde gegen den Stein gepresst und ich blickte zum Eingang der Höhle. Das Licht von oben wurde mit der Morgendämmerung immer heller. Ich hielt den Atem an. Meine Arme taten höllisch weh.
    »Wanda! Wo bist du?«
    Ian kam mit dem Gewehr im Anschlag durch die Tür gestürzt. Sein Gesicht war genauso wütend wie zuvor das seines Bruders.
    »Pass auf!«, rief ich ihm zu. »Der Fußboden bricht ein! Ich kann ihn nicht viel länger halten!«
    Ian brauchte zwei lange Sekunden, um die Situation zu verarbeiten, die so anders war als die, die er erwartet hatte - Kyle, der versuchte mich umzubringen. Die Situation, die es vor nur wenigen Augenblicken auch gewesen war.
    Dann ließ er das Gewehr auf den Höhlenboden fallen und machte einen großen Schritt auf mich zu.
    »Runter mit dir - verteil dein Gewicht!«
    Er ging auf alle viere und kam schnell auf mich zugekrabbelt, seine Augen glühten im Morgenlicht.
    »Nicht loslassen«, sagte er eindringlich.
    Ich stöhnte vor Schmerz.
    Er schätzte die Situation noch eine weitere Sekunde lang ein, dann schob er sich hinter mich und drückte mich noch näher an den Felsen. Seine Arme waren länger als meine, und obwohl ich zwischen ihnen war, gelang es ihm, die Hände um seinen Bruder zu schlingen.
    »Eins, zwei, drei«, keuchte er.
    Er zog Kyle hoch und drückte ihn gegen den Felsen, viel fester, als ich es gekonnt hatte. Die Bewegung quetschte mein Gesicht an die Säule. Allerdings mit der verletzten Seite - da konnte nicht mehr viel passieren.
    »Ich werde ihn hier rüber ziehen. Kannst du dich rauszwängen?«
    »Ich versuche es.«
    Ich ließ Kyle langsam los, nachdem ich sicher war, dass Ian ihn fest im Griff hatte. Meine entlasteten Schultern schmerzten. Dann wand ich mich zwischen Ian und dem Felsen hervor, vorsichtig darauf bedacht, die gefährlichen Abschnitte des Bodens zu vermeiden. Ich kroch ein Stück rückwärts auf die Tür zu, bereit, nach Ian zu greifen, sollte er ebenfalls beginnen abzurutschen.
    Ian wuchtete seinen reglosen Bruder mit kleinen Bewegungen um die Säule herum. Es brachen noch weitere

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