Seelen
was er alles mit diesem Satz ausdrückte - die Worte schienen mehr als nur höflich gemeint zu sein. Und dann fiel mir auf, dass ich die Farbe von Ians Augen erkennen konnte; ich warf einen schnellen Blick zu den Spalten hoch. Die Sterne waren verschwunden und der Himmel färbte sich blassgrau. Die Dämmerung brach an. Das Morgengrauen.
»Bist du sicher, dass du das tun musst?«, fragte Ian mit bereits halb ausgestreckten Händen, wie um mich hochzuheben.
Ich nickte. »Du musst mich nicht tragen. Meinem Bein geht es schon besser.«
»Wir werden sehen.«
Er half mir auf, wobei er meine Taille umfasste und sich meinen Arm um den Nacken legte.
»Ganz vorsichtig. Wie geht das?«
Ich humpelte einen Schritt nach vorn. Es tat weh, aber es ging. »Großartig. Gehen wir.«
Ich finde, dass Ian dich zu sehr mag.
Zu sehr? Ich war überrascht, Melanie zu hören, und noch dazu so deutlich. In letzter Zeit hatte sie nur so laut gesprochen, wenn Jared in der Nähe war.
Ich bin schließlich auch noch hier. Interessiert ihn das überhaupt?
Natürlich interessiert ihn das. Er glaubt uns mehr als Jederandere außer Jamie oder Jeb.
Das meine ich nicht.
Was meinst du dann?
Aber sie war weg.
Wir brauchten lange. Es überraschte mich, wie weit der Weg war. Ich hatte gedacht, wir würden zum großen Platz oder in die Küche gehen - zu einem der üblichen Versammlungsorte. Aber wir durchquerten das östliche Feld und gingen immer weiter, bis wir schließlich die große, stockdunkle Höhle erreichten, die Jeb die Sporthalle genannt hatte. Seit meinem ersten Rundgang war ich nicht mehr hier gewesen. Der stechende Geruch der Schwefelquelle schlug mir entgegen.
Im Unterschied zu den meisten anderen Höhlen war die Sporthalle viel breiter als hoch; das konnte ich jetzt erkennen, weil die gedämpften blauen Lichter von der Decke hingen, anstatt auf dem Boden zu stehen. Die Decke war nicht allzu weit von meinem Kopf entfernt, so hoch wie eine Decke in einem normalen Haus. Aber die gegenüberliegenden Wände konnte ich noch nicht einmal sehen, so weit waren sie von den Lichtern entfernt. Ich konnte auch die stinkende Quelle nicht sehen, die sich in irgendeiner abgelegenen Ecke verbarg, aber ich hörte sie plätschern.
Kyle saß an der hellsten Stelle. Er hatte seine langen Arme um die Knie geschlungen und eine unbewegliche Miene aufgesetzt. Er sah nicht auf, als Ian mir half, hereinzuhumpeln.
Jared und Doc standen auf beiden Seiten neben ihm, ihre Arme hingen in Wartestellung herab. Als wären sie … Wachen.
Jeb stand neben Jared, das Gewehr über eine Schulter gehängt. Er wirkte gelassen, aber ich wusste, wie schnell sich das ändern konnte. Jamie hielt seine freie Hand … nein, Jeb hatte seine Hand um Jamies Handgelenk geschlossen und Jamie schien nicht glücklich darüber zu sein. Als er mich hereinkommen sah, lächelte er jedoch und winkte. Er atmete tief durch und sah Jeb vielsagend an. Jeb ließ Jamies Handgelenk los.
Sharon stand neben Doc und Tante Maggie auf ihrer anderen Seite.
Ian führte mich an den Rand der Dunkelheit, die die Szenerie umgab. Wir waren dort nicht allein. Ich konnte die Umrisse vieler anderer sehen, aber nicht ihre Gesichter.
Es war seltsam; auf unserem Weg durch die Höhlen hatte Ian mit Leichtigkeit einen Großteil meines Gewichts getragen. Jetzt schien er dagegen erschöpft zu sein. Sein Arm um meine Taille war erschlafft. Ich schlurfte und humpelte, so gut ich konnte, vorwärts bis er einen Platz für uns ausgesucht hatte. Er half mir, mich auf dem Boden niederzulassen, und setzte sich dann neben mich.
»Autsch«, hörte ich jemanden flüstern.
Ich drehte mich um und konnte Trudy gerade so eben erkennen. Sie rutschte näher an uns heran, gefolgt von Geoffrey und dann Heath.
»Du siehst furchtbar aus«, sagte sie. »Bist du schwer verletzt?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Mir geht es gut.« Ich begann mich zu fragen, ob Ian mich absichtlich hatte humpeln lassen, um meine Verletzungen vorzuführen - und mich so wortlos gegen Kyle aussagen zu lassen. Ich runzelte die Stirn, aber er machte ein unschuldiges Gesicht.
Dann kamen Wes und Lily und setzten sich zu unserer kleinen Gruppe von Verbündeten. Ein paar Sekunden später traf Brandt ein, dann Heidi und dann Andy und Paige. Aaron war der Letzte.
»Wir sind vollzählig«, sagte er. »Lucina bleibt bei ihren Kindern. Sie will sie nicht dabeihaben und hat gesagt, wir sollen ohne sie anfangen.«
Aaron setzte sich neben Andy und es herrschte
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