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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Trudys Stimme.
    »Walter hat immer an allem die guten Seiten gesehen. Sogar einem schwarzen Loch konnte er noch etwas Positives abgewinnen. Das werde ich vermissen.«
    Ich sah jemanden vortreten, sah den grauen Zopf hin- und herschwingen und beobachtete, wie Trudy irgendetwas in die Dunkelheit warf. Sand rieselte aus ihrer Hand und kam mit einem leisen Geräusch auf dem Boden auf.
    Sie ging zurück zu ihrem Mann. Dann trat Geoffrey nach vorne auf das schwarze Loch zu.
    »Jetzt wird er seine Gladys finden. Er ist glücklicher dort, wo er jetzt ist.« Geoffrey warf seine Handvoll Erde.
    Ian trug mich an den rechten Rand der Gruppe, nah genug, um in die düstere Grotte blicken zu können. Vor uns auf dem Boden war ein noch dunklerer Fleck, ein großes Rechteck, um das alle Menschen in einem lockeren Halbkreis herumstanden.
    Alle waren da - wirklich alle.
    Kyle trat vor. Ich zitterte und Ian drückte mich sanft.
    Kyle würdigte uns keines Blickes. Ich sah sein Gesicht im Profil; sein rechtes Auge war beinahe komplett zugeschwollen.
    »Walter ist als Mensch gestorben«, sagte Kyle. »Keiner von uns kann mehr verlangen.« Er warf eine Faust voll Erde in das dunkle Loch.
    Kyle trat in die Gruppe zurück.
    Jared stand neben ihm. Er machte ein paar Schritte nach vorn und blieb am Rand von Walters Grab stehen.
    »Walter war durch und durch gut. Keiner von uns gleicht ihm.« Er warf seinen Sand.
    Jamie trat vor und Jared klopfte ihm auf die Schulter, als sie aneinander vorbeigingen.
    »Walter war mutig«, sagte Jamie. »Er hatte keine Angst zu sterben, er hatte keine Angst zu leben und … er hatte keine Angst zu glauben . Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen und er traf die richtigen.« Jamie warf seine Handvoll. Er drehte sich um und kam zurück, seine Augen den ganzen Weg über fest auf mich gerichtet.
    »Du bist dran«, flüsterte er, als er neben mir stand.
    Andy ging schon mit einer Schaufel in der Hand nach vorn.
    »Warte«, sagte Jamie mit leiser Stimme, die in der Stille weit zu hören war. »Wanda und Ian haben noch nichts gesagt.«
    Um mich herum war unzufriedenes Gemurmel zu hören. Mir schwirrte erneut der Kopf.
    »Ein wenig Respekt, bitte«, sagte Jeb lauter als Jamie. Es kam mir zu laut vor.
    Mein erster Impuls war, Andy weitermachen zu lassen und Ian zu bitten, mich wegzubringen. Dies war menschliche Trauer, für mich war hier kein Platz.
    Aber ich trauerte sehr wohl. Und ich hatte sehr wohl etwas zu sagen.
    »Ian hilf mir bitte, ein bisschen Sand aufzuheben.«
    Ian ging in die Knie, so dass ich eine Hand voller Kieselsteine zu unseren Füßen greifen konnte. Er stützte mein Gewicht auf seinem Knie ab, um selbst eine Portion Erde zusammenzukratzen. Dann richtete er sich auf und trug mich an den Rand des Grabs.
    Ich konnte nicht in das Loch sehen. Es war dunkel unter dem Felsvorsprung und das Grab schien sehr tief zu sein.
    Ian begann vor mir zu sprechen.
    »Walter verkörperte das Beste der menschlichen Natur«, sagte er und streute seinen Sand in das Loch. Es dauerte lange, bis ich ihn auf den Boden rieseln hörte.
    Ian sah mich an.
    Es war absolut still in der sternklaren Nacht. Sogar der Wind hatte sich gelegt. Ich flüsterte, aber ich wusste, dass meine Stimme für jeden zu hören war.
    »Dein Herz war frei von Hass«, flüsterte ich. »Dass es dich gab, ist der Beweis, dass wir uns geirrt haben. Wir hatten nicht das Recht, dir deine Welt wegzunehmen, Walter. Ich hoffe, deine Märchen sind wahr. Ich hoffe, du findest deine Gladdie.«
    Ich ließ die Steinchen durch meine Finger rieseln und wartete, bis ich sie mit einem leisen Prasseln auf Walters Körper, der in dem tiefen, dunklen Grab verborgen war, aufkommen hörte.
    Andy legte los, sobald Ian den ersten Schritt zurück gemacht hatte, und schaufelte blasse, staubige Erde von einem Haufen, der etwas weiter hinten in der Grotte lag, in das Grab. Die Ladung der Schaufel landete viel zu laut in der Grube. Das Geräusch ließ mich zusammenfahren.
    Aaron ging ebenfalls mit einer Schaufel an uns vorbei. Ian drehte sich langsam um und trug mich fort, um ihnen Platz zu machen. Die dumpfen Schläge der auftreffenden Erde hallten hinter uns her. Leises Stimmengewirr erhob sich. Ich hörte Schritte, als die Leute umhergingen und sich in Grüppchen zusammenfanden, um sich über die Beerdigung zu unterhalten.
    Ich sah Ian zum ersten Mal richtig an, als er zu der dunklen Matte zurückging, die auf der bloßen Erde lag - abseits, nicht dazugehörig. Sein

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