Seelen
lügen.«
»Versucht ist das richtige Wort«, fügte Ian hinzu.
»Wer sagt, dass es lügt? Wer kann das beweisen?«, fragte Maggie schroff und trat nach vorn auf den leeren Platz neben Kyle. »Wer kann beweisen, dass es nicht die Wahrheit ist, die aus diesem Mund so falsch klingt?«
»Mag …«, begann Jeb.
»Sei still, Jebediah … jetzt rede ich. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum wir hier sind. Kein Mensch ist angegriffen worden. Der Eindringling hat sich nicht beschwert. Das hier ist Zeitverschwendung.«
»Ich bin ganz ihrer Meinung«, fügte Sharon laut und deutlich hinzu.
Doc warf ihr einen schmerzlichen Blick zu.
Trudy sprang auf. »Wir können doch keinen Mörder beherbergen - und einfach abwarten, bis er Erfolg hat!«
»Mord ist subjektiv«, zischte Maggie. »Für mich ist es nur Mord, wenn ein menschliches Wesen umgebracht wird.«
Ich spürte, wie Ian mir den Arm um die Schultern legte. Ich merkte nicht, dass ich zitterte, bis sein Körper sich an meinen lehnte.
»Was ein menschliches Wesen ist, ist ebenfalls subjektiv, Magnolia«, sagte Jared und funkelte sie an. »Ich dachte, der Begriff umfasse ein wenig Mitleid, ein kleines bisschen Gnade.«
»Lasst uns abstimmen«, sagte Sharon, bevor ihre Mutter ihm antworten konnte. »Hebt die Hand, wenn ihr findet, dass Kyle hierbleiben darf, und zwar ohne Strafe für das … Missverständnis.« Sie warf zwar nicht mir, aber Ian einen Blick zu, als sie denselben Begriff benutzte wie ich vorher.
Hände gingen in die Höhe. Ich beobachtete, wie Jared eine missmutige Miene aufsetzte. Auch ich versuchte, meine Hand zu heben, aber Ian hielt meine Arme fest und schnaubte irritiert durch die Nase. Ich hielt meine Handfläche so hoch, wie ich konnte, aber am Ende war meine Stimme gar nicht nötig.
Jeb zählte laut.
»Zehn … fünfzehn … zwanzig … dreiundzwanzig. Okay, das ist eine deutliche Mehrheit.«
Ich blickte nicht auf, um nachzusehen, wer wie abgestimmt hatte, aber ich sah, dass in meiner kleinen Ecke alle Arme fest verschränkt und alle Blicke erwartungsvoll auf Jeb gerichtet waren.
Jamie löste sich von Jebs Seite und quetschte sich zwischen Trudy und mich. Er legte seinen Arm um mich, unter Ians.
»Vielleicht hatten deine Seelen Recht, was uns betrifft«, sagte er laut genug, dass die meisten seine hohe, harte Stimme hören konnten. »Die große Mehrheit der Menschen ist nicht besser als …«
»Psst!«, zischte ich ihn an.
»Okay«, sagte Jeb. Alle schwiegen. Jeb sah auf Kyle hinunter, dann sah er mich an und dann Jared. »Okay, ich glaube, ich werde mich in dieser Sache der Mehrheit anschließen.«
»Jeb …«, sagten Jared und Ian gleichzeitig.
»Mein Haus, meine Regeln«, erinnerte Jeb sie. »Vergesst das nie. Und deshalb hör mir jetzt zu, Kyle. Und ich denke, du besser auch, Magnolia. Jeder, der noch einmal versucht, Wanda etwas zu tun, bekommt keinen Prozess, sondern ein Begräbnis.« Er tätschelte den Kolben seines Gewehrs zur Bekräftigung.
Ich zuckte zusammen.
Magnolia starrte ihren Bruder hasserfüllt an.
Kyle nickte, als akzeptiere er die Bedingungen.
Jeb sah sich in der verstreuten Menge um und fixierte jeden Einzelnen außer der kleinen Gruppe neben mir.
»Die Sitzung ist hiermit beendet«, verkündete er dann. »Wer hat Lust auf ein Spiel?«
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G eglaubt
D ie Versammlung entspannte sich, und angeregtes Gemurmel durchlief den Halbkreis.
Ich sah Jamie an. Er kräuselte die Lippen und zuckte mit den Schultern. »Jeb versucht bloß, wieder etwas Normalität einkehren zu lassen. Wir haben ein paar schlechte Tage hinter uns. Walters Beerdigung …«
Ich sah, dass Jeb Jared angrinste. Nachdem er seinem Blick einen Moment lang standgehalten hatte, seufzte Jared und verdrehte die Augen über den seltsamen alten Mann. Er wandte sich um und verließ schnell die Höhle.
»Hat Jared einen neuen Ball mitgebracht?«, fragte jemand.
»Cool«, sagte Wes neben mir.
»Ballspiele«, murmelte Trudy und schüttelte den Kopf.
»Wenn es die Anspannung löst«, erwiderte Lily ruhig und zuckte mit den Achseln.
Sie unterhielten sich leise direkt neben mir, aber ich konnte auch andere, lautere Stimmen hören.
»Sei diesmal vorsichtig mit dem Ball«, sagte Aaron zu Kyle. Er stand über ihm und reichte ihm die Hand.
Kyle nahm die angebotene Hand und kam langsam auf die Beine. Im Stehen stieß er beinahe mit dem Kopf an die Lampen, die von der Decke hingen.
»Der letzte Ball war morsch«, sagte Kyle und grinste den älteren Mann
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