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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dass ich laufen kann, sobald mein Kopf aufhört, sich zu drehen.«
    »Das würdest du wirklich tun, stimmt’s?«
    »Ja. Es wäre ungerecht, mich nicht zu Wort kommen zu lassen.«
    Ian seufzte. Er ließ meine Hand los und kam langsam auf die Füße. Ich konnte seine Gelenke knacken hören, als er sich aufrichtete. Wie lange hatte er in der Dunkelheit gesessen und darauf gewartet, dass ich aufwachte? »Ich komme gleich wieder. Dir mag es ja vielleicht nicht so gehen, aber ich bin kurz vorm Verhungern.«
    »Es war eine lange Nacht für dich.«
    »Ja.«
    »Wenn es hell wird, werde ich nicht hier sitzen und auf dich warten.«
    Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Das glaube ich dir sofort. Also werde ich früher zurück sein und dir helfen da hinzukommen, wo du hinwillst.«
    Er kippte eine der Türen vor dem Eingang zu seiner Höhle nach vorn, trat hinaus und ließ sie wieder zurückfallen. Ich runzelte die Stirn. Das konnte schwierig werden auf einem Bein. Ich hoffte, Ian kam wirklich rechtzeitig zurück.
    Während ich auf ihn wartete, starrte ich zu den beiden Sternen hinauf und ließ meinen Kopf langsam wieder zur Ruhe kommen. Die menschlichen Medikamente waren wirklich nichts für mich. Mein Körper tat weh, aber das Schlingern in meinem Kopf war schlimmer.
    Die Zeit verstrich langsam, aber ich schlief nicht ein. Ich hatte fast die ganzen letzten vierundzwanzig Stunden verschlafen. Wahrscheinlich hatte ich doch Hunger. Ich würde warten müssen, bis mein Magen sich beruhigt hatte, bevor ich sicher sein konnte.
    Ian kam wie versprochen vor Anbruch der Morgendämmerung zurück.
    »Geht es dir besser?«, fragte er, als er die Tür umrundete.
    »Ich glaube schon. Ich habe allerdings meinen Kopf noch nicht bewegt.«
    »Glaubst du, dass das Morphium dir so schlecht bekommt oder Melanies Körper?«
    »Mel. Sie verträgt kaum ein Schmerzmittel. Das weiß sie, seit sie sich vor zehn Jahren das Handgelenk gebrochen hat.«
    Er dachte einen Moment lang darüber nach. »Das ist so … seltsam. Es mit zwei Leuten gleichzeitig zu tun zu haben.«
    »Sehr seltsam«, stimmte ich ihm zu.
    »Hast du inzwischen Hunger?«
    Ich lächelte. »Ich glaube, ich rieche Brot. Ja, ich denke, mein Magen hat das Schlimmste überstanden.«
    »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.«
    Sein Schatten ließ sich neben mir nieder. Er tastete nach meiner Hand, bog meine Finger auf und legte ein vertrautes rundes Brötchen hinein.
    »Hilfst du mir auf?«, fragte ich.
    Vorsichtig legte er mir den Arm um die Schultern und klappte meinen ganzen steifen Oberkörper hoch, um so den Schmerz in meiner Seite möglichst gering zu halten. Ich konnte dort etwas Fremdes auf der Haut spüren, fest und hart.
    »Danke«, sagte ich ein wenig atemlos. In meinem Kopf drehte sich alles. Mit meiner freien Hand berührte ich vorsichtig meine Seite. Irgendetwas klebte unter dem Hemd auf meiner Haut. »Sind meine Rippen wirklich gebrochen?«
    »Doc ist sich nicht sicher. Er tut, was er kann.«
    »Er gibt sich solche Mühe.«
    »Allerdings.«
    »Es tut mir leid … dass ich ihn anfangs nicht mochte«, räumte ich ein.
    Ian lachte. »Natürlich mochtest du ihn nicht. Ich wundere mich, dass du überhaupt irgendeinen von uns mögen kannst.«
    »Es ist wohl eher umgekehrt«, murmelte ich und versenkte meine Zähne in das harte Brötchen. Ich kaute mechanisch und schluckte. Dabei legte ich das Brötchen wieder hin, um abzuwarten, wie der Bissen in meinem Magen ankam.
    »Nicht besonders lecker, ich weiß«, sagte Ian.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich will nur erst ausprobieren, ob die Übelkeit wirklich weg ist.«
    »Vielleicht willst du lieber etwas Attraktiveres …«
    Ich sah ihn neugierig an, konnte aber sein Gesicht nicht sehen. Ein lautes Knistern und ein reißendes Geräusch waren zu hören … und dann roch ich es und begriff.
    »Käsecracker!«, rief ich. »Wirklich? Für mich?«
    Etwas berührte meine Lippen und ich biss in die Delikatesse, die er mir anbot.
    »Davon habe ich geträumt«, seufzte ich kauend.
    Er musste lachen und drückte mir die Tüte in die Hand.
    Ich leerte die kleine Tüte schnell und aß dann mein Brötchen auf, das von dem Käsegeschmack, den ich immer noch im Mund hatte, gewürzt wurde. Er reichte mir eine Flasche Wasser, bevor ich danach fragen konnte.
    »Danke. Nicht nur für die Käsecracker, weißt du. Für so vieles.«
    »Das ist mehr als gern geschehen, Wanda.«
    Ich sah ihm in die dunkelblauen Augen und versuchte zu dechiffrieren,

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