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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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folgten ihm. Aaron und Brandt hielten beide die Waffen im Anschlag - für den Fall, dass sie sich vielleicht nur bewusstlos stellte und plötzlich aufsprang, um sie mit ihren winzigen Händen anzugreifen. Jeb und Doc kamen als Letzte und ich spürte, dass Jeb mich mit seinen gewitzten Augen musterte. Wie viel hatte er mit seiner verrückten, scharfsinnigen Klugheit bereits erraten?
    Ich konzentrierte mich auf die Aufgabe, die vor mir lag.
    Jared legte die reglose Gestalt der Sucherin vorsichtig auf das Feldbett. Gestern noch hätte mich das getroffen, aber jetzt rührte es mich. Ich verstand, dass er das für mich tat - dass er sich wünschte, er hätte mich von Anfang an so behandelt.
    »Doc, wo ist das Schmerzlos ?«
    »Ich hole es dir«, murmelte er.
    Während ich wartete, betrachtete ich das Gesicht der Sucherin und fragte mich, wie es wohl aussehen würde, wenn ihr Wirt befreit war. Würde noch etwas von ihm übrig sein? Würde der Körper leer sein oder würde die rechtmäßige Besitzerin wieder die Kontrolle übernehmen? Würde mir das Gesicht weniger abstoßend vorkommen, wenn ein anderes Wesen aus diesen Augen blickte?
    »Hier.« Doc gab mir das Röhrchen.
    »Danke.«
    Ich nahm eins der dünnen Seidenpapierquadrate heraus und gab ihm das Röhrchen zurück.
    Es war mir zuwider, die Sucherin anzufassen, aber trotzdem zog ich zügig und zielgerichtet ihr Kinn herunter und legte ihr das Schmerzlos auf die Zunge. Ihr Gesicht war so klein, dass meine Hände daneben riesig wirkten. Ihre winzige Gestalt hatte mich immer irritiert - sie kam mir so unpassend vor.
    Ich schloss ihren Mund wieder. Er war feucht - das Medikament würde sich schnell auflösen.
    »Jared, könntest du sie bitte auf den Bauch drehen?«
    Er tat, worum ich ihn gebeten hatte … und tat es erneut vorsichtig. Genau in diesem Moment ging die Propangaslaterne an. Die Höhle war plötzlich hell erleuchtet, fast wie durch Tageslicht. Ich sah instinktiv hoch und bemerkte, dass Doc die großen Löcher in der Decke mit Planen abgedeckt hatte, damit kein Licht nach außen drang. Er hatte während unserer Abwesenheit eine Menge Vorbereitungen getroffen.
    Es war ganz still. Ich hörte die Sucherin gleichmäßig ein- und ausatmen und das schnellere, angespanntere Atmen der Männer, die mit mir im Raum waren. Jemand verlagerte sein Gewicht und unter seinem Absatz knirschte Sand auf dem Fels. Ich konnte ihre Blicke geradezu körperlich auf mir fühlen.
    Ich schluckte und hoffte, ich würde meine Stimme ruhighalten können. »Doc, ich brauche Heilung, Reinigung, Versiegelung und Glättung .«
    »Steht alles hier.«
    Ich schob die struppigen schwarzen Haare der Sucherin zur Seite, wodurch die kleine rosa Linie am unteren Ende ihres Schädels sichtbar wurde. Ich starrte auf ihre olivfarbene Haut und zögerte.
    »Würdest du schneiden, Doc? Ich … ich will nicht.«
    »Kein Problem, Wanda.«
    Ich sah nur seine Hände, als er sich mir gegenüberstellte. Er baute eine kleine Reihe weißer Behälter neben der Schulter der Sucherin auf dem Feldbett auf. Das Skalpell blinkte in dem hellen Licht und sandte eine Reflexion über mein Gesicht.
    »Halt ihre Haare zur Seite.«
    Mit beiden Händen hielt ich ihren Nacken frei.
    »Ich wünschte, ich könnte mich erst desinfizieren«, murmelte Doc vor sich hin. Offenbar fühlte er sich nicht genügend vorbereitet.
    »Das ist wirklich nicht nötig. Wir haben doch Reinigung .«
    »Ich weiß«, sagte er und seufzte. Was er eigentlich vermisste, war die Routine, die Reinigung seines Geistes, für die die alten Gewohnheiten gesorgt hatten.
    »Wie lang muss der Schnitt werden?«, fragte er und zögerte, als die Spitze des Skalpells nur noch ein paar Zentimeter über ihrer Haut schwebte.
    Ich spürte die Hitze der anderen Körper hinter mir, die näher rückten, um besser sehen zu können. Sie achteten sorgfältig darauf, keinen von uns beiden zu berühren.
    »Nur so lang wie die Narbe. Das reicht.«
    Das kam ihm offenbar nicht lang genug vor. »Sicher?«
    »Ja. Oh, warte!«
    Doc zog die Hand zurück.
    Ich machte alles verkehrt. Ich war keine Heilerin. Ich war nicht dafür geschaffen. Meine Hände zitterten. Irgendwie konnte ich den Blick nicht vom Körper der Sucherin abwenden.
    »Jared, könntest du einen der Behälter herholen, bitte?«
    »Natürlich.«
    Ich hörte ihn die paar Schritte weggehen, hörte, wie der Behälter, den er ausgewählt hatte, mit einem dumpfen metallischen Klirren an die anderen stieß.
    »Was jetzt?«
    »Da

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