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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Junge!«
    Du dicke Schlange! Pierre nickte und ließ sich seinen Zorn nicht anmerken. »Nach dem Tod meines Vaters hat er mich in jeder Hinsicht selbstlos gefördert und meiner Mutter beigestanden. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.«
    Seine hintertriebene Exzellenz lächelte väterlich. Dieses war ganz offensichtlich genau die Antwort, die er erwartet hatte.
    Pierre verkniff es sich, seine Bedenken darüber zu äußern, ob er denn wirklich der richtige Priester für diese Aufgabe wäre. Und sein gottgefälliges Äußeres würde ihm bei dieser Aufgabe, die ihn erwartete, wohl am wenigsten helfen. Bei Lage der Dinge war doch in diesem Ort eher die Sensibilität einer Mistgabel gefragt. Wahrscheinlich würden ihn die Irren dort am ersten Tag in der Luft zerreißen. Dieser Haudegen Pater Zacharias wäre genau der richtige Mann für die Sache gewesen. Kurz aber schmerzhaft, eben wie der Hieb mit einer Mistgabel, so wäre wohl der Aufenthalt dieses berüchtigten Dominikanerpaters in Rennes abgelaufen.
    Die dicke Exzellenz machte aber nicht den Eindruck, als ob sie diese Bedenken und Einwände unbedingt hören wollte. Sie war mittlerweile damit beschäftigt, die kleine, goldgerahmte Lesebrille mit einem weißen Tuch aus feiner Spitze zu reiben, das sie unvermittelt aus einem Ärmel herausgezaubert hatte.
    Tja! An der Entscheidung des Bischofs, die er nicht zuletzt auch der tätigen Mithilfe seines lieben Onkels zu verdanken hatte, gab es wohl nichts mehr zu rütteln. Die Verantwortung für das Seelenheil dieser Leute in Rennes hatte man schlichtweg auf ihn abgewälzt. Seinetwegen hätte er ruhig diesen Pater Zacharias schicken können, den sie gemeinhin nur »Pater Gladius« nannten. Denn irgend jemand hatte wohl schon in früherer Zeit den geistigen Witz besessen, die Herzlichkeit dieser Person am treffendsten mit dem lateinischen Wort »Schwert« zu charakterisieren. Fortan eilte dieser Beiname seinem tatsächlichen Erscheinen vor Ort schon monatelang voraus. Aber wie dem auch sei ... dieser Kerl hätte innerhalb weniger Wochen Ruhe geschaffen. Das einzige, das den fetten Bischof nun daran hinderte, jenen Pater dorthin zu schicken, war die Sorge, daß sein – ohnehin schon anstrengendes – Leben durch eine derartig unpopuläre Maßnahme noch unruhiger hätte werden können. »Unannehmlichkeiten schlagen ihm auf den Magen, und sein Appetit ist weg.« So hatte Onkel Robert schon häufiger über seinen dicken Amtskollegen gespöttelt.
    Wirklich toll! Seit gerade hatte er also eine Pfarrei am Hals, in der die Leute ihre Häuser anzündeten, und in der der Satan unddieser tote Pfarrer Saunière umgingen. Das war es doch wohl, was ihm der Bischof gerade – scheibchenweise und unter schwersten Windungen – verkündet hatte. Es handelte sich ganz offensichtlich um eine dieser Pfarreien, die kein anderer Priester freiwillig angefaßt hätte; noch nicht einmal mit einer Kohlenzange. Der erste Pfarrer unter mysteriösen Umständen gestorben ... der zweite geflohen. Und ich soll jetzt in die Bresche springen! Schweinerei!
    Am meisten ärgerte ihn, daß man ihm nicht die geringste Chance gelassen hatte, nein zu sagen. Diese ganze Sache war schon entschieden, bevor er überhaupt zur Tür hereingekommen war. Das freundschaftliche Verhältnis der beiden Bischofskollegen machte es ihm aber unmöglich, sich aus dieser verzwickten Lage zu befreien.
    Sie hatten ihm überhaupt keine Chance gelassen. Sein Onkel würde einen Herzschlag bekommen, wenn er hören müßte, daß sein geliebter Neffe seinem Bischof den Gehorsam verweigert und dadurch seinen eigenen Ziehvater, auf das Unmöglichste blamiert hätte.
    Die dicke Exzellenz polierte unterdessen immer noch die Brille und belauerte ihre Beute.
    Nein! Vor der Schlange werde ich mir keine Blöße geben!
    Mit aller Gewalt – und mit der ihm eigenen Disziplin – preßte er seinen Ärger tief in sich hinein und hoffte inständig, daß dieser solange da unten blieb, bis er das Zimmer seines Vorgesetzten wieder verlassen hatte. Der hatte von seinen inneren Wallungen überhaupt nichts bemerkt.
    »Kannten Sie den verstorbenen Pfarrer von Rennes-le-Château näher?« zwang sich Pierre ab, um die Situation nicht entgleiten zu lassen.
    Der Dicke blickte auf und unterbrach das Polieren seiner Brille. »Dieser Bérenger Saunière«, er runzelte die Stirn, »hat keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, um mir Ärger zu machen. Der Kerl war eine regelrechte Heimsuchung! Ein Nagel zu meinenmSarg! Fragen

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