Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita H. Naumann
Vom Netzwerk:
großen Spiegel über dem Toilettentisch.
    Er sah vollkommen harmlos aus, wie jeder andere Spiegel auch . Dornbusch hätte gern gewusst, ob Pieter wohl nebenan im Zimmer saß und ihn beo b achtete.
    Er blickte in den Spiegel und formte einen Satz, der nicht druckfähig war.
    Gerade in dem Moment kam Sarah wieder herein. Sie war blass, aber ihre Augen waren schon wieder klarer. Sie hatte ihr Haar gebürstet und einen dicken weißen Bademantel übergezogen.
    „Ist schon wieder in Ordnung , aber ich glaube, es ist trotzdem besser, wenn ich mich erst mal ein paar Minuten hinlege.“
    Er setzte sich neben sie auf die Kante des Bettes. Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Dornbusch: „Du weißt, Sarah, dass ich dich sehr mag, aber ich muss trotzdem die volle Wahrheit wissen. Warst du damals in jener Nacht mit Fredy zusammen bei Rolf Kornhagen ?“
    Sie blickte ihn fest an. „Ich war nicht dort.“
    „Dann hat die Bergholz gelogen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Aber irgendjemand muss es wissen. Und irgendjemand lügt. Ich glaube nicht, dass Fanny gelogen hat. Wenn du es also nicht warst, die mit Fredy dort war, wer war es denn?“
    „Jemand der meine Stimme imitieren kann.“
    „Pieter? Ja, genau. Wer hat den ganzen Handel mit Kornhagen eingefädelt?“
    „Pieter.“
    „Hm, aber was hat er für ein Motiv? Geld hat er doch selber genug. Also, was kann es sein ... ? “Dornbusch redete und redete.
    „Oder was meinst du, Sarah?“
    Sarah antwortete nicht. Sie schlief.
    Dornbusch ging leise aus dem Zimmer und schloss sie Tür hinter sich.
    Er stand vor Pieters Tür, drückte auf die Klinke. Die Tür war nicht abg e schlossen. Er stieß sie auf und trat ein.
    „Na, Superheld, was wollen Sie schon wieder?“
    Dornbusch fuhr zur Seite.
    Fredy Kaufmann saß in einem Sessel. Sein Gesicht hatte eine schmutzig graue Farbe. Seine Augen waren stechend und kalt. Er hatte seine Füße auf das kleine Tischchen vor sich gelegt und hielt einen großen Revolver in der Hand.
    „Na, Sie komischer Astronom , setzen Sie sich da auf den Stuhl.“
    Kaufmann stöhnte plötzlich. Er warf seinen Oberkörper nach vor, dass sein Kinn die angezogenen Knie berührte. Er stöhnte noch einmal, und es schien, als durchliefe ein Zittern seinen massigen Körper.
    Dornbusch starrte ihn wie gebannt an.
    Als Kaufmann seinen Kopf wieder zurücklehnte, war sein Gesicht noch grauer als vorher, und starke Spuren von Schweiß zeichneten sich darauf ab.
    „Sie sehen nicht besonders gut aus“, sagte Dornbusch.
    „Man hat mir eine Kugel verpasst“, sagte er mit seiner durchdringenden Stimme. Er zog links sein Jackett zurück, und Dornbusch sah, dass sein Oberhemd oben an der Schulter völlig durchblutet war und am Körper kle b te.
    „Wer hat auf Sie geschossen? Wer war das?“
    „Tja, wer hat das wohl getan? Ich will Ihnen verraten, dass ich gerade w e gen dieser Frage hierher kam, um mit meinem guten Freund Pieter darüber zu diskutieren.“
    „Warum sind Sie denn nicht im Krankenhaus?“
    „War ich ja, aber ich bin abgehauen. Die kleine Türkin hat mich gefunden und den Notarzt angerufen.“
    „Ja, das hat sie wohl. Auf jeden Fall hat sie sehr laut geschrien . Übrigens, ich dachte auch, dass Sie tot seien.“
    „Sie waren in meiner Wohnung?“
    „Ganz recht. Die Tür stand offen. Ich wollte mit Ihnen sprechen.“
    „Was wollten Sie denn? “, stöhnte Kaufmann.
    „Ich wollte Sie wegen Ihre n Chauffeur sprechen, der meine Wohnung ve r wüstet hat.“
    Das Telefon klingelte.
    „Gehen Sie ran“, sagte Kaufmann.
    Dornbusch nahm den Hörer ab.
    „Hallo“, meldete sich die Stimme am anderen Ende. „Na, Partygeber, wo bleiben Sie denn?“
    Dornbusch war vollkommen durcheinander. Es war Fredy Kaufmanns Stimme, die er am Telefon hörte.
    „Hier ist nicht Pieter. Hier spricht Markus Dornbusch."
    Drüben im Sessel gestikulierte Fredy Kaufmann und formte mit seinen Lippen die Fragte: ‚Wer ist es?’
    Dornbusch antwortete auf die gleiche Weise: ‚Fredy Kaufmann.’
    „Pieter ist nicht hier“, sagte Dornbusch. „Ich habe ihn nicht gesehen.“
    „Er hat mich angerufen“, sagte die Stimme am anderen Ende. „Er sagte, dass er mich unbedingt sprechen müsse. Das ist jetzt aber schon über eine Stunde her, und er ist noch nicht hier.“
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht beugte sich Kaufmann im Sessel nach vorn und drückte einen Knopf auf dem Schaltbrett. Das Bild an der Wand glitt langsam und geräuschlos zur Seite. Dann sahen sie Sarah. Sie sah

Weitere Kostenlose Bücher