Seelenfinder
prost!“
„Prost!“
„Du warst natürlich nicht dabei, oder?“
„Nein. Ich war nicht dabei. Hoffentlich ist Pieter nicht allzu sehr en t täuscht."
„Und was ist mit Fredy?“
„Was soll denn mit ihm sein?“
„Ich glaube, ich schulde dir eine Erklärung. Ich meine wegen des kleinen Zwischenfalls vor unserem Bürogebäude. Der Chauffeur von Fredy war nämlich einer der beiden Typen, die meine Wohnung demoliert haben.“
Sarah sah ihn an, sagte aber nichts.
„Ich weiß noch immer nicht, hinter was sie eigentlich her waren.“
„Nach dem Geld, was sonst. Fanny Bergholz hat Fredy erpresst. Er gab ihr Geld. Ich weiß nicht, wie viel. Dann schickte er seine Leute los, um es z u rück zu bekommen. Und womöglich auch, um sie ganz los zu werden.“
„Das ist ja ein feiner Kerl, dein Fredy!“
„Ich wusste nicht, dass er so ist.“
„Ich denke, du liebst ihn?“
„Habe ich auch gedacht.“
Sie brachen die Unterhaltung ab, als der Ober an den Tisch kam und neue Getränke brachte.
„Sarah, was hast du bloß mit diesen schrecklichen Leuten zu tun?
Pieter. Fredy. Fanny Bergholz. Was zum Teufel hat das für dich einen Sinn?"
Sarah hob ihr Glas, nahm einen großen Schluck und stellte dann das Glas zurück.
„Es ist wegen Hollywood.“
„Wie soll ich das verstehen?“
Sarah trank noch einmal. „Ich bin nicht mehr gefragt, Markus. Mein Stern ist im Sinken.“
„Wieso, ich denke, du bist jetzt ganz oben?“
„Gewesen. Es sind schon wieder andere da, Jüngere.
Weißt du, wie viel ich für meine letzte Rolle erhielt? Fünftausend Dollar. Andere verdienen fünfhunderttausend."
„Warum ist das so? Du bist doch eine hervorragende Schauspielerin.“
„Das schon, aber ich bekomme nur Drehbücher für erbärmlich schlechte Filme. Aber ich weiß, eines Tages werde ich einen guten Film machen, und dann bin ich wieder ganz oben.“
Draußen begann es, dunkel zu werden. Die Neonlichter vor dem Lokal flammten auf.
Der Ober kam an den Tisch.
„Für unsere Sammlung“, sagte er, während er seine Fotografie von Sarah vor sie auf den Tisch legte. „Würden Sie das bitte signieren?“
Sarah lächelte, zog ihren Kugelschreiber aus der Handtasche und schrieb: viel Glück und Dank für die schönen Stunden, Sarah Kamerloh.
„Vielen Dank, gnädige Frau.“
„Ich danke Ihnen“, sagte Sarah.
Als der Ober gegangen war, sagte Sarah: „Na, siehst du, jetzt habe ich es geschafft.
Was meinst du, ob sie es wirklich aufhängen werden?“
„ Ganz b estimmt!“ versicherte Dornbusch.
Lange Zeit schwiegen sie. Dann fragte er: „Jetzt habe ich es endlich begri f fen. Dein nächster Film wird nach Kornhagen s Sciene-Fiction gedreht. Stimmt es? Das ist es, was für deine Geldinvestition herausspringen sollte. Das ist der Grund, warum Pieter dich so schnell als Partnerin bei seinem Handel gewinnen konnte. Wer immer die Filmrechte kauft, muss sich doch bereit erklären, dass du die Hauptrolle spielst. Habe ich, recht oder nicht?"
„Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Markus. Es stimmt haarg e nau.“
„Nichts verändert sich“, sagte er. „Alles bleibt so, wie es war. Es sieht nur so aus, als veränderte es sich, aber es stimmt gar nicht.“
Sarah nickte zu seinen Worten und schien ihre Wahrheit noch besser zu erkennen, als er selbst.
„Du denkst, du hast dich verändert, aber das ist nur eine Täuschung. Vie l leicht bist du noch hübscher geworden, als du warst, und sicher bist du eine bessere Schauspielerin geworden, aber was besagt das schon gegenüber der Grundwahrheit. Auch dieser bayrische Akzent ändert an dir nichts. W arum hast du dir den angeeignet. Jeder weiß doch, dass du in Berlin geboren wu r dest.“
Sarah lächelte. „Von Fredy. Er versprach sich etwas davon. Er hat mich doch entdeckt.“
„Zum Teufel mit ihm. Ich hab dich entdeckt."
„Fredy legt großen Wert darauf, dass ich diesen Akzent spreche. Es ist ein ganz besonderer Akzent. Du wirst ihn überall heraushören können. Und das Beste daran ist, dass er leicht zu imitieren ist."
Dornbusch bestellte noch zwei Weinschorlen.
Der Ober legte jetzt Tafeltücher auf einige Tische und deckte zum Dinner.
„Ich verdanke Fredy wirklich sehr viel. Er half in allem, verschaffte mir Kontakte, und er stellte mich einflussreichen Leuten vor.“
„Netten Leuten?“
„Nun, wie sie eben in Hollywood sind. Fredy gab mir den Tipp mit dem Akzent. Er lieh mir Geld, damit ich den Sprachlehrer bezahlen konnte, ging mit
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