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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und Frauen, gekleidet in Schlafanzüge, Nachthemden, in hastig übergestreifte Hemden und teilweise sogar vollkommen nackt. Einige wehrten sich noch; die Hartgesottenen und die Fatalisten, doch die meisten waren inzwischen so verängstigt, daß sie sich widerstandslos in ihr Schicksal fügten.
    Die Besessenen hielten sie mit lässiger Leichtigkeit und schoben sie nach vorn. Ihre energistischen Fähigkeiten verliehen ihnen die Kräfte von Mechanoiden. Kinder weinten furchterfüllt, als sie von Händen gepackt wurden, die hart und unnachgiebig waren wie Stein. Männer schnitten Fratzen voll hilfloser Wut.
    Eine Symphonie aus Schreien und verzweifelten Rufen erfüllte Ralphs Ohren.
    »Was zur Hölle machen Sie da?« brüllte er Annette Eklund an. Sein Arm deutete auf die Menschen. »Sehen Sie denn nicht, daß Sie ihnen weh tun?«
    »Das ist noch längst nicht alles«, entgegnete die Eklund ungerührt. »Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen sich einmal vier Kilometer westlich der Stadt umsehen. Dort gibt es einen See namens Otsuo. Am Ufer des Sees werden sie ein verlassenes Wohnmobil vorfinden, das einem der Bewohner von Exnall gehört hat.«
    »Warten Sie, Ralph«, meldete sich Deborah Unwin über Datavis. »Wir suchen die Gegend ab. Ja, dort steht ein Fahrzeug, wir haben es. Registriert auf einen gewissen Hanly Nowell. Er arbeitet in einer chemischen Fabrik im Industriegebiet von Exnall.«
    »In Ordnung«, sagte Ralph. »Wir haben den Wagen gefunden. Und jetzt sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen die Geiseln freilassen.«
    »Nein, Ralph, das werde ich nicht tun«, widersprach Annette Eklund. »Es wird keine Freilassung von Geiseln geben. Ich wollte Ihnen lediglich klar machen, daß wir uns längst über diese Stadt hinaus ausgebreitet haben. Verstehen Sie, ich konnte nur dann wissen, wo der Wagen steht, wenn ich dem Fahrer selbst befohlen habe, ihn dort abzustellen. Und es ist nicht der einzige, weder aus dieser Stadt noch aus einer der anderen drei. Wir sind den Fängen Ihrer Soldaten entkommen, Ralph. Ich habe die vier Städte sehr sorgfältig und schnell organisiert, nachdem der Bus hindurchgekommen ist, verstehen Sie? Wir waren nicht untätig letzte Nacht, während Sie noch in Pasto auf meine Artgenossen Jagd gemacht haben. Meine Gefolgsleute haben sich über die gesamte Halbinsel ausgebreitet, zu Fuß, auf Pferden, auf Fahrrädern und auf manuell gesteuerten Fahrzeugen. Selbst ich weiß inzwischen nicht mehr so genau, wo überall sie sich jetzt aufhalten. Die Marines, mit denen Sie die Städte umzingelt haben, sind vollkommen wertlos. Jetzt bleibt Ihnen nur noch, die gesamte Halbinsel zu blockieren, um uns daran zu hindern, den Rest des Kontinents in unsere Macht zu bringen.«
    »Kein Problem, glauben Sie mir.«
    »Da bin ich sicher. Aber Sie werden uns dieses Land nicht wieder abjagen, unter gar keinen Umständen. Sie werden nicht einmal diese eine Stadt zurückerobern, nicht ohne einen regelrechten Massenmord zu begehen. Sie wissen bereits, was ein einzelner von uns zu tun imstande ist, wenn er sich verteidigen muß. Stellen Sie sich die zerstörerische Kraft von Dutzend oder Hunderten von uns vor! Fusionskraftwerke, deren Ummantelungen brechen, Krankenhäuser, die in Flammen aufgehen, Kindergärten, die über ihren jungen Bewohnern einstürzen. Bis jetzt haben wir noch niemanden getötet, Ralph, aber falls Sie uns keine andere Wahl lassen, dann wird dieser Planet großes Leid erfahren.«
    »Ungeheuer!«
    »Und ich werde es tun, Ralph. Ich werde meinen Anhängern den Befehl erteilen, den Feldzug zu beginnen. Sofort nachdem ich befohlen habe, jeden Nicht-Besessenen in ganz Exnall zu töten. Sie werden direkt hier auf der Straße umgebracht, Ralph, vor Ihren Augen. Wir werden ihnen die Schädel einschlagen, ihnen die Hälse brechen, sie erwürgen, ihnen die Bäuche aufschlitzen und sie zu Tode bluten lassen, glauben Sie mir.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Nein, Sie wollen mir nicht glauben, Ralph. Das ist ein Unterschied.« Ihre Stimme wurde sanft, verspottete ihn. »Was haben wir denn schon zu verlieren? Diese Menschen, die Sie ringsum sehen, werden sich uns auf die eine oder andere Weise anschließen. Genau das ist es, was ich Ihnen zu sagen versuche. Entweder, wir fahren in ihre Körper, oder sie sterben und werden selbst zu Possessoren. Bitte, Ralph, zwingen Sie nicht anderen wegen Ihres dummen Glaubens unnötiges Leid auf. Wir werden gewinnen.«
    Ralph hätte sie am liebsten auf der Stelle umgebracht. Er

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