Seelengesaenge
fluchte leise in sich hinein. Besessene, die frei in der Gegend umherstreiften – das würde sie vor eine nahezu unmögliche Aufgabe stellen. Die Landschaft von Mortonridge war ein zerklüfteter Alptraum, in dem sich eine Armee hätte verstecken können. Zu dumm, daß wir keine affinitätsgebundenen Hunde bei uns haben, dachte er. Tiere wie die, die ich bei den Siedlungsbeauftragten von Lalonde gesehen habe, wären für diese Aufgabe ideal. Und ich kann mir bereits das Gesicht dieser Jannike Dermot vorstellen, wenn ich der Sicherheitskonferenz einen diesbezüglichen Vorschlag unterbreite … Trotzdem, verdammt! Wir brauchen diese Hunde!
»Ralph, einen Augenblick bitte!« übermittelte Colonel Palmer per Datavis. »Wir haben unsere Wächterin einem Identitätscheck unterzogen. Gerade ist das Ergebnis eingetroffen. Es handelt sich ohne jeden Zweifel um Angeline Gallagher.«
»Verdammt! Das ändert alles.«
»Das sehen wir genauso. Hier herrscht die Meinung vor, daß sie mit uns reden will. Sie ist nicht dumm. Die Tatsache, daß sie sich so ungeschützt zeigt, kommt einer weißen Fahne gleich.«
»Ich schätze, Sie haben recht.« Ralph befahl dem Anführer des Platoons, den Vormarsch anzuhalten, während der Sicherheitsrat sich in die Verbindung schaltete. Die Marines bezogen einen defensiven Kreis, während sie die umstehenden Bäume und nahegelegenen Häuser mit ihren primitivsten Sensoren absuchten. Ralph ließ seine automatische Waffe an der Seite herabbaumeln und hockte sich in die Mitte einer Gruppe dichter Marloopbüsche. Er hatte das schreckliche Gefühl, daß Gallagher (oder vielmehr Angeline Gallaghers Possessor) nicht dort wartete, um die Bedingungen für eine Kapitulation auszuhandeln. Es kann niemals so etwas wie eine Kapitulation zwischen ihnen und uns geben, erkannte er mit düsterer Gewißheit.
Was zur Hölle will sie uns sagen?
»Mister Hiltch, wir stimmen mit Colonel Palmers Ansicht überein, daß die Frau verhandeln will«, meldete sich Prinzessin Kirsten per Datavis. »Ich weiß, daß ich Sie um einen großen Gefallen bitte nach allem, was Sie durchgemacht haben, aber ich wünsche mir, daß Sie hineingehen und mit ihr reden.«
»Wir können die strategischen Plattformen so ausrichten, daß sie Ihnen Deckung geben«, sagte Deborah Unwin. »Sie stünden sozusagen im Auge des Hurrikans, falls etwas geschieht. Irgendein Trick oder ein Versuch, Sie zu überwältigen, und wir verdampfen rings um Sie einen Kreis von zweihundert Metern Durchmesser. Wir wissen, daß die Besessenen dem Beschuß aus den Plattform-Lasern nicht widerstehen können.«
»Schon gut, schon gut«, sagte Ralph zu seiner unsichtbaren Zuhörerschaft. »Ich mache es. Schließlich war ich ja auch derjenige, der die Besessenen hierher gebracht hat.«
Merkwürdig genug, daß Ralphs Gedanken nicht rasten, während er die letzten fünfhundert Meter über die Straße wanderte. Er wollte nur noch eins: die Angelegenheit endlich hinter sich bringen. Die Straße, die an der Mündung eines gigantischen Flusses auf einem anderen, fernen Planeten begonnen hatte, würde hier enden, in einer hübschen, ländlichen Stadt mitten im Nichts. Wenn die Umstände eine Ironie enthielten, dann entzog sie sich Ralph jedenfalls vollkommen.
Angeline Gallaghers Possessor wartete gelassen vor dem billigen einstöckigen Fastfoodladen, während Ralph immer näher kam. Dean, Will und Cathal begleiteten ihn den größten Teil des Weges, doch als sie noch hundert Meter entfernt waren, befahl er ihnen zu warten und ging allein weiter. Nichts rührte sich in den einfachen und eleganten Gebäuden entlang der Zubringerstraße, doch Ralph wußte, daß sie hinter den Fenstern und Mauern lauerten. Die Überzeugung wuchs von Minute zu Minute, daß sie sich nur deshalb nicht zeigten, weil die Zeit noch nicht gekommen war. Sie spielten eine Rolle in dem Drama, soviel stand fest, doch ihr Auftritt war erst später an der Reihe. Ralph wußte es mit einer Gewißheit, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte, wie eine Art paranormaler Empfindung. Und mit dieser Empfindung wuchs das Gefühl drohenden Unheils.
Je mehr er sich der Frau näherte, desto weniger beeinträchtigte das elektronische Störfeld seine Implantate und Prozessorblocks. Als er noch fünf Meter entfernt war, empfingen Prinzessin Kirsten und ihre Berater wieder das volle Sens-O-Vis-Spektrum.
Ralph blieb stehen. Straffte die Schultern. Nahm seinen Schalenhelm ab.
Ihr Lächeln war beinahe mitleidig in
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