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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Flechtwerk. Der Blackhawk änderte augenblicklich den Energiefluß in dem gewaltigen Wabennetz aus Knotenzellen, aus denen der Großteil seines Körpers bestand, und modifizierte auf diese Weise das umgebende Verzerrungsfeld. Der Wurmloch-Terminus hinter ihm begann sich zu kontrahieren.
    Fast zum Schluß, gerade als der Terminus ganz zusammenfiel, folgte noch eine kleine menschliche Gestalt durch die transdimensionale Öffnung. Eine Frau, schwer zu erkennen wegen des schwarzen SII-Raumanzugs, den sie trug, mit hektisch fuchtelnden Gliedern, als versuchte sie, sich an der Raumzeit selbst festzuklammern und dem mächtigen Blackhawk zu folgen, der sich langsam von ihr entfernte. Ihre Bewegungen wurden langsamer, als der Sensorkragen den Blick auf Sterne und entfernte Nebel freigab, die das bedrohliche, substanzlose Pseudogewebe des Wurmlochs ersetzten.
    Dr. Alkad Mzu spürte, wie sie unkontrolliert erschauerte. Die Erleichterung war übermächtig. Frei, dem Griff der Gleichungen entkommen, die den Übergang von Materie in reine Energie bedeuteten.
    Ich verstehe die Konfiguration der Realität viel zu genau, um eine so direkte Exposition zu vertragen. Das Wurmloch besitzt zu viele Fehler, zu viele verborgene Fallen. Ein Quasi-Kontinuum, wo die Zeitrichtung durch einen künstlichen Energiefluß bestimmt wird; die Gefahren, die an einem solchen Nicht-Ort lauern, machen den Tod noch zum willkommensten Schicksal.
    Die Kragensensoren zeigten ihr, daß sie beträchtlich ins Taumeln geraten war, seit sie den Griff der Strickleiter verloren hatte. Ihre neurale Nanonik hatte automatisch die Impulse vom Innenohr unterdrückt, um Schwindelgefühlen und Übelkeit vorzubeugen. Außerdem gab es eine Reihe analgetischer Blocks in den Nervenbahnen ihrer Unterarme. Ein physiologisches Statusdisplay zeigte die Verletzungen ihrer Bänder und Muskeln an, die sie sich zugezogen hatte, als sie sich mit aller Kraft an der Leiter festklammerte, während die Udat in Sicherheit gesprungen war. Nichts Schlimmes, Gott sei Dank. Ein paar nanonische Medipacks würden alles rasch in Ordnung bringen, sobald sie erst Gelegenheit fand, den Anzug auszuziehen.
    »Können Sie mich an Bord nehmen?« rief sie per Datavis den Bordrechner der Udat an. »Ich kann mein Taumeln nicht aus eigener Kraft beenden.« Als würden sie das nicht selbst sehen. Doch das BiTek-Raumschiff war bereits siebenhundert Meter weit weg und entfernte sich rasch weiter. Alkad wollte eine Antwort, wollte, daß irgend jemand mit ihr sprach. Einen Beweis, daß sie nicht allein war. Diese Situation löste eine viel zu große Menge an dreißig Jahre alten Erinnerungen aus. Heilige Mutter Maria, gleich nenne ich es noch déjà-vu. »Ich rufe die Udat! Können Sie mich an Bord nehmen?« Kommt schon, antwortet endlich.
    Auf der Brücke der Udat war Haltam damit beschäftigt, die nanonischen Medipacks zu programmieren, die sich an Meyers Schädelbasis schmiegten. Haltam war der Fusionsspezialist der Udat und zugleich der medizinische Offizier.
    Der Kommandant des Blackhawks lag bäuchlings auf seiner Beschleunigungsliege. Er war nach wie vor bewußtlos, und seine Finger krallten sich noch immer in die Polsterung, erstarrt wie eiserne Krallen, die Nägel abgebrochen von der Kraft, mit der er das Gewebe zerrissen hatte. Blut tropfte aus Meyers Nase. Haltam erinnerte sich nur mit Unbehagen an die Geräusche aus dem Mund seines Kommandanten, unmittelbar bevor die Udat mitten in Tranquility eingetaucht war und Dr. Alkad Mzu vor den Augen der sie beschattenden Agenten weggeschnappt hatte. Genauso, wie er den medizinischen Statusbericht nicht mochte, den er über Meyers neurale Nanonik erhielt.
    »Wie geht es ihm?« erkundigte sich Aziz, der Pilot des Raumflugzeugs der Udat.
    »Nicht so gut, glaube ich. Er war extrem starken zerebralen Belastungen ausgesetzt und hat deswegen einen Schock erlitten. Wenn ich den medizinischen Statusbericht richtig interpretiere, dann haben seine neuralen Symbionten ein heftiges Trauma erlitten. Einige der BiTek-Synapsen sind schlichtweg tot, und ich kann Blutgerinnsel entdecken, wo sie mit seiner Medulla oblongata interferieren.«
    »Um Himmels Willen!«
    »Ja. Und wir haben nicht ein einziges Medipack an Bord, das so tief in seinen Schädel reicht. Nicht, daß es etwas ändern könnte; man muß schon Spezialist sein, um so ein Ding zu programmieren.«
    »Ich kann seine Träume nicht mehr spüren«, meldete sich die Udat per Datavis. »Ich spüre sonst immer, wenn er

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