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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Rückweg. Laine, denk einfach ein wenig darüber nach. Ich werde nach Sam sehen.“
    George stand auf und folgte Jerry in den Behandlungsraum. Sam lag noch in derselben Position da wie vorher, nur dass ein Beutel mit Kochsalzlösung neben ihm auf einem Metallständer hing.
    Jerry drehte den Tropf weiter auf.
    „Puls ist kräftiger und der Blutdruck steigt etwas“, verkündete Jerry. „Er scheint das abzukönnen. War die richtige Entscheidung.“ Er klopfte George auf die Schulter.
    „Mann, jetzt brauch ich echt ne Zigarette.“
    „Kannst ruhig eine rauchen gehen. Ich bleibe bei ihm.“ 
    „Vergess ich dir nie“, zwinkerte Jerry und ging nach draußen. George sah auf Sam hinunter. Sein Kopf war im Schlaf zur Seite gesunken. George legte ihm die Hand auf die Stirn und Sam gab ein leises, zufriedenes Sirren von sich. Er war ein unglaubliches Geschöpf und George zweifelte nicht daran, dass sich Wissenschaftler um Sam reißen würden. Aber in ihm wohnte die Seele eines Menschenkindes, eines einsamen Jungen, auf der Suche nach Zuwendung. Sollte Sam diese Sache überleben, wollte er für ihn etwas ändern. Sam brauchte eine Familie. Er würde Vivian von Sam erzählen. Ihr konnte er vertrauen. Und er konnte Jerry mit ins Boot nehmen. In dem Moment hörte er draußen den Motor von Bills Wagen.
     
     
    Als Marc mit Bill den Raum betrat, hielt George kurz die Luft an. Dann hatte er sich wieder im Griff.
    „Ich freue mich, dass Sie da sind“, sagte George. Marc antwortete nicht. Er ging einfach an George vorbei und trat an Sams Liege. Er warf einen kurzen Blick auf ihn, nahm Sams Hand, bewegte sie ein wenig und ließ sie wieder fallen. Als Sam sich nicht regte, wandte er sich den Menschen im Raum zu.
    „Ich nehme an, er ist schon tot“, sagte Marc. Jerry warf ihm einen seiner charakteristischen Brillenblicke zu.
    „Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht, wenn ich das dementiere“, sagte er. „Außerdem wollte ich Sie gerne zügig zu der Bluttransfusion bitten. Ihr Neffe muss dringend operiert werden.“
    Unaufgefordert ging Marc zu einem Stuhl an der Wand und setzte sich mit verschränkten Armen hin.
    „Tun Sie, was immer Sie wollen, nur rechnen Sie nicht mit mir.“
    Für einen Moment war es totenstill im Raum.
    „Und warum bitte sind Sie dann hergekommen?“, fragte Bill.
    „Weil ich ihn nicht hierlassen werde, falls er stirbt. Das ist meine Pflicht. Sie haben nun mal unser Geheimnis entdeckt, aber Beweise lasse ich sicher nicht zurück.“
    „Und Sie wollen ihm nicht helfen? Ist Ihnen egal, was mit ihm passiert?“ George sah ihn ungläubig an.
    „Ich werde hier warten, bis Sie fertig sind“, sagte Marc.
     „Sie sind echt das Letzte“, sagte Bill. Marc schien davon nicht beeindruckt. Plötzlich regte sich Sam auf der Liege.
    Sofort war Jerry neben ihm.
    „Hey, Kleiner. Wie geht’s dir?“, fragte er. „Hörst du mich?“
    „Jerry“, flüsterte Sam. „Ist … George auch da?“
    „Ich bin hier“, sagte George. Er nahm Sams Hand.
    „Sam, ich werde mich jetzt um deine Wunde kümmern. Wie fühlst du dich?“, fragte Jerry.
    „… bin müde“, sagte Sam matt. „George … bitte geh nicht weg.“
    „Ich werde nicht weggehen“, sagte George. „Ich bin hier. Ich bin hier bei dir.“
    Jerry maß Sams Blutdruck.
    „Okay“, sagte er. „Die Infusion hat ihn anscheinend ein Stück weit wiederhergestellt. Aber wir zögern das jetzt nicht mehr raus. Ich ziehe mich um, dann geht’s los.“
    George stellte sich so zwischen Sam und Marc, dass Sam seinen Onkel nicht sehen konnte, falls er den Kopf hob. Das war das Letzte, was der Junge jetzt noch brauchen konnte.
    „Du brauchst keine Angst zu haben, Sam“, sagte George. „Jerry wird das sehr gut machen.“
    „Ich habe keine Angst“, sagte Sam leise. „Meinst du, mein Onkel kommt noch?“
    George schwieg ein paar Sekunden. Als sich Marc nicht zu
     Wort meldete, sagte er: „Wünschst du dir das denn?“
    „Ich … hätte ihn vielleicht gerne noch mal gesehen. Weil, man weiß ja nie.“
    George strich ihm über den Kopf.
    „Du bist wirklich ein tapferer Junge, Sam.“
    Sam schloss die Augen. Er war George dankbar für diese freundliche Geste. Sam öffnete sich diesem Gefühl in seiner Brust. Es durchströmt ihn, und es floss bis ins Georges Handfläche.
    Jerry kam zurück und trug jetzt einen OP-Kittel.
    „Lass uns anfangen“, sagte er. George nickte.
    Er drückte Sams Hand und lächelte ihm zu. Sam lächelte zurück. George war bei ihm

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