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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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strähnig und nass herunter.
    Bill sprang aus dem Wagen, während Laine langsam an der anderen Seite herauskletterte.
    Bestimmt sitzt da noch ein fetter Schock, dachte Bill, als er, einen Kanister Meerwasser in der Hand, an der kleinen Tür klingelte. Wenige Sekunden später öffnete George.
    „Und, wie sieht’s aus?“, fragte Bill sofort.
    „Nicht so gut. Kommt schnell rein.“
    Jerry erwartete Bill schon in seinem selbst eingerichteten Untersuchungsraum, in dem er normalerweise alle die Fälle behandelte, die George und er an Behörden und anderen offiziellen Stellen vorbei schleusten.
    Auf der Behandlungsliege lag Sam, kreidebleich. Sogar der Fischschwanz schien farbloser als sonst, fand Bill.
    „Kommen wir gleich zur Sache“, sagte Jerry. „Was weißt du über ihn, also in medizinischer Hinsicht? Verträgt er die üblichen Infusionen mit Kochsalzlösung? Was ist seine Blutgruppe?“
    „Infusionen: keine Ahnung. Abernathy hat sich da nicht rangewagt, wegen dem Salzgehalt. Er war mal kurz davor, weil Sam nichts essen wollte, hat aber dann drauf verzichtet. Er kam nicht dazu, das zu untersuchen. Blutgruppe verträgt sich mit keiner der menschlichen Blutgruppen. Er hat mal Schlafmittel vertragen und ein paar andere Sachen … weiß ich nicht genau“, antwortete Bill.
    „Also haben wir keine Möglichkeit, ihn ein bisschen aufzumöbeln“, fasste Jerry zusammen. „Der Blutverlust ist kritisch. Ich trau mich so gar nicht, zu operieren. Dabei würde er noch mehr Blut verlieren. Wir brauchen ne Transfusion oder ne Infusion.“
    „Greg hat mir Blut abgenommen“, flüsterte Sam.
    „Wann?“, fragte Jerry. „War es viel? Auch das noch.“
    „Das war vor ein paar Stunden“, sagte Sam. „Er wollte Medizin für kranke Kinder daraus herstellen.“
    Jerry schüttelte den Kopf.
    „Glaubst du eigentlich alles, was man dir erzählt?“
    „Hast du hier nen PC mit Internetanschluss?“, fragte George.
    „Ja, klar. Im Nebenzimmer.“
    „Bill, geh rüber, fahr die Kiste hoch und such nach allen Kneipen und Bars in der Nähe von Sams alter Höhle. Ich komme gleich nach.“
    Bill zog die Augenbrauen hoch, fragte aber nicht weiter nach. George ging zu Sam.
    „Hey, Sam. Ich muss wissen, wie dein Onkel aussieht. Kannst du ihn beschreiben?“
    Sam blinzelte zu George hoch. „Er hat helle Haare wie ich. Und er ist ziemlich groß.“
    „Hat er einen Bart?“
    Sam lächelte gequält.
    „Nein. Warum? Was willst du von ihm?“
    „Er könnte dir vielleicht Blut spenden, weißt du. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dein Blut mit seinem verträgt“, sagte Jerry.
    „Sicher nicht. Er würde mir nie helfen. Er hasst mich.“
    „Darüber reden wir gleich. Ich muss erst kurz mit Bill sprechen.“
    „Nein“, sagte Sam und atmete schneller. „Bitte geh nicht weg.“
    „Ich komme sofort zurück. Laine kann so lange hier bleiben. Soll sie deine Hand halten?“
    „Nein“, sagte Sam. „Du sollst das. Bitte.“
    George warf einen besorgten Blick zu seiner Tochter und Jerry gab ihm ein Zeichen. Sam durfte sich nicht aufregen.
    „Laine, wie wär’s wenn du die Beschreibung von Sams Onkel an Bill weitergibst. Er soll alle Bars in der Gegend anrufen und fragen, ob ein Mann, der so aussieht, irgendwo dort sitzt oder regelmäßig dort hin geht. Sag, es ist ein familiärer Notfall. Wie heißt dein Onkel, Sam?“
    „Marc.“
    Laine nickte, stand auf und verließ das Zimmer. Tränen schimmerten in ihren Augen und George nahm sich vor, dieser Sache bald auf den Grund zu gehen.
    Als sie fort war, tastete Sam nach Georges Hand. George nahm Sams blasse, kühle Hand in seine und hielt sie fest.
    „Ich muss mit dir reden“, sagte Sam.
    „Mit mir?“ George war ein wenig verwundert.
    „Ja … ich kann es sonst keinem sagen.“
    „Soll ich rausgehen?“, fragte Jerry. „Würde ich ungern. Jetzt, wo es spannend wird.“
    „Du kannst hier bleiben“, sagte Sam. Er schloss kurz die Augen, um Kraft zu sammeln.
    „Ich kann mit niemandem darüber reden“, fuhr er fort. „Ich kann mich selbst deswegen nicht leiden. Ich … ich habe oft schlimme, böse Gedanken. Ich kann nichts dagegen machen. Manchmal, wenn ich schwimme, dann sehe ich Taucher … oder Schwimmer. Und dann … dann will ich sie packen und unter Wasser ziehen … ich kann verstehen, wenn du jetzt meine Hand nicht mehr halten willst.“
    Sam schluchzte auf. George hielt seine Hand weiter fest. „Schon gut, Sam“, sagte er sanft. „Sprich nur weiter.“
    Sam seufzte

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