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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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und alles war gut.
    „Ich leite jetzt die Narkose ein. Einfach ganz normal weiteratmen, Sam“, sagte Jerry.
    „Drück meine Hand“, sagte George. Sams kühle Finger schlossen sich fester um seine.
    Jerry drückte den Kolben der Spritze langsam nach unten. Sam hatte keine Ahnung, was sie jetzt mit ihm machten, aber er war nicht allein und das war das Wichtigste. Sein letzter Gedanke galt George, der seine Hand hielt. Dann schwanden ihm die Sinne. George spürte, wie der Druck nachließ und Sams Hand in seiner schlaff wurde.
    „Ich glaube, das war’s. Kannst anfangen.“ George warf einen Blick über die Schulter.
    Marc saß ungerührt auf dem Stuhl und verschränkte immer noch die Arme vor der Brust.
    „Er hat Sie nicht gesehen“, sagte George. „Ich nehme an, Sie bleiben bei Ihrer Entscheidung.“
    „Warum tun Sie nicht einfach Ihre Arbeit“, sagte Marc. „Ich hab nicht ewig Zeit.“
    „Weil Sie dann ne Runde planschen müssen?“, fragte Bill.
    „Bill, bitte sieh mal nach Laine“, bat George ihn.
    Mit Beleidigungen kam man bei Marc nicht weiter.
    Da musste man schon tiefer in die Trickkiste greifen.
    „Sie können jetzt gehen, wenn Sie wollen“, sagte George. „Wir kommen auch ohne Sie zurecht.“
    „Ich nehme ihn mit, sobald Sie fertig sind. Solange bleibe ich“, sagte Marc.
    „Nein. Tun Sie nicht“, sagte George ruhig. „Sam bleibt hier.“
    „Das werden wir ja sehen“, sagte Marc.
    „Sie benehmen sich hier, klar?“, sagte Jerry hinter seinem Mundschutz. „Sonst rufe ich die Polizei. Die können Sie dann mitnehmen.“
    „Und da Sie ja was getrunken haben, packen die Sie in eine Zelle zum Ausnüchtern. Das kann Stunden dauern, bis Sie da raus kommen. Und dann kriegen Ihre Zellennachbarn ne richtige Show geboten. Ein Fisch auf dem Trockenen“, ergänzte George.
    Marcs Lippen bildeten nur noch einen schmalen Strich.
    „Ich bleibe hier.“
    George lächelte in sich hinein.
    „Unglaublich, wie ähnlich Sam Ihrem Bruder sieht, nicht wahr?“, redete George weiter.
    „Halten Sie den Mund! Sie kannten meinen Bruder gar nicht.“
    „Er sieht ihm so ähnlich, dass Sie es nicht ertragen, ihn anzuschauen.“
    „Wenn Sie glauben, dass Sie mit mir dämliche Psychospielchen abziehen können, dann irren Sie sich“, sagte Marc verächtlich.
    „Ich irre mich selten“, sagte George. Jerry zog einen kleinen, blutigen Gegenstand aus der Wunde und warf ihn in eine Nierenschale.
    „Da ist das Biest“, sagte er. „Tapferer kleiner Kerl. Das hat bestimmt verdammt wehgetan.“
    „Und, was denkst du, schafft er es?“, fragte George.
    „Da sein Onkel ja, anders als geplant, nicht zu einer Blutspende bereit ist … schwer zu sagen.“
    Jerry sah George direkt in die Augen und zwinkerte kurz rechts. George nickte kaum sichtbar zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    „Nimm mal den Puls, George, ich hab noch zu tun“, sagte Jerry. George tastete nach Sams Puls.
    „Du brauchst hier echt mal ein paar anständige Geräte. Das ist ja wie im Mittelalter.“
    George formte unauffällig mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis.
    Puls ist okay.
    Jerry zwinkerte kurz links.
    Verstanden.
    „Der Puls ist zu schwach, Jerry“, sagte George laut.
    „Verdammt“, sagte Jerry. „Befürchtet habe ich das. Halt durch, Kleiner.“
    Er begann, die Wunde mit kleinen Stichen zuzunähen.
    George strich Sam liebevoll über die Stirn, sodass Marc es sehen konnte. Dann schielte er über seine Schulter zu Marc, der nervös mit den Füßen wippte. Marc stand auf und ging an der gegenüberliegenden Wand auf und ab. Dabei schaute er immer wieder kurz zu der Liege hinüber. Jerry zwinkerte George zu.
     „Er ist zu trocken. Das sehe ich von hier aus“, ließ sich Marc von der anderen Seite des Raumes vernehmen.
    „Sie müssen ihn nass halten, wissen Sie das nicht?“
    „Das spielt keine Rolle mehr“, sagte Jerry und George bewunderte ihn für den grausamen Tonfall.
    Jerry zeigte mit dem Daumen nach unten. George nickte.
    Das hat gesessen.
    „Wenn Sie nicht mit ihm umgehen können, dann lassen Sie’s“, sagte Marc.
    Er kam etwas näher an die Liege.
    „Sie sind ein verdammter Quacksalber. Nur damit Sie es wissen“, schnauzte er Jerry an.
    „Wenn Sie das sagen“, antwortete Jerry gelassen. Marc streckte die Hand aus und berührte Sams Fischkörper.
    „Er ist viel zu trocken. Haben Sie denn kein Wasser hier?“ Er sah sich suchend im Raum um.
    „Jetzt muss ich Ihnen helfen, weil Sie zu dämlich sind, Ihren Job zu

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