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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Herzschlag normalisierte sich. Das Atmen fiel wieder leichter.
    Über den Spiegel beobachtete er nun auch, wie Qhuinn die Augen schloss und den Kopf nach vorne beugte. Seitlich an seinem Hals spürte Blay eine federleichte Berührung.
    Qhuinns Lippen.
    Dann wanderte Qhuinns Hand empor, hielt inne, um über Blays Brustmuskeln zu streichen… Qhuinn erstarrte. Zuckte zusammen. Löste seine Lippen und nahm seine Hand weg. » Entschuldige. Entschuldige, ich… weiß, du stehst nicht drauf, wenn ich das tue.«
    Die Veränderung in seinem Gesicht mitanzusehen, die Rückkehr zur zynischen Normalität, war fast so, als würde er beraubt.
    Und doch konnte Blay ihn nicht bitten, ihn wieder in den Arm zu nehmen. Qhuinn hatte recht. Sobald er zärtlich wurde, kam bei Blay Panik auf.
    Der Rückzug ging schnell, zu schnell, und Blay vermisste das Gefühl, ausgefüllt zu sein und besessen zu werden. Aber es war wirklich Zeit, die Sache zu beenden.
    Qhuinn räusperte sich. » Äh… möchtest du…«
    » Ich mach das«, murmelte Blay und übernahm die Position von Qhuinns Hand über den zerknautschten Boxershorts an seiner Hüfte.
    Während der Vereinigung war die Stille im Raum intim gewesen. Jetzt verstärkte sie nur die Geräusche, als Qhuinn seine Lederhose hochzog.
    Scheiße.
    Sie waren einmal mehr im Strudel versunken. Und während es passierte, waren die Empfindungen so intensiv und überwältigend gewesen, dass er an nichts anderes als den Sex hatte denken können. Im Nachhinein aber fröstelte Blay bei zwanzig Grad Raumtemperatur, diverse beanspruchte Körperpartien pulsierten, seine Beine waren schlackerig und wie aus Gummi, sein Kopf voller Watte…
    Nichts schien sicher oder gewiss. Nicht im Entferntesten.
    Er zwang sich, seine Kleidung anzulegen, und schlüpfte so schnell er konnte in die Hose und stieg in die Halbschuhe. In der Zwischenzeit schob Qhuinn das Sofa zurück an seinen alten Platz. Er drapierte auch die Kissen neu. Zog den Teppich glatt.
    Es war, als wäre nie etwas gewesen. Abgesehen von den zusammengeknüllten Boxershorts, die Blay in der Hand hielt.
    » Danke«, sagte Qhuinn leise. » Ich, äh…«
    » Ja.«
    » Tja, nun… ich schätze, ich geh dann mal.«
    Und das war es.
    Wieder allein, beschloss Blay, dass er duschen musste. Noch etwas essen. Schlafen.
    Stattdessen blieb er im Salon, betrachtete den Spiegel und erinnerte sich, was er darin gesehen hatte. Irgendwo im Hinterkopf wusste er, dass sie nicht so weitermachen konnten. Es brachte seine Gefühlswelt gefährlich durcheinander. Was sie hier machten, war vergleichbar damit, die Hand wieder und wieder über eine Gasflamme zu halten– nur jedes Mal ein Stückchen tiefer. Früher oder später waren Verbrennungen dritten Grades das kleinere Übel, weil der ganze verdammte Arm in Flammen stand.
    Doch nach einer Weile kümmerte er sich nicht weiter um das Problem der Selbsterhaltung.
    Vielmehr interessierte ihn der Auslöser dieser ganzen Sache.
    Mach, dass es aufhört.
    Blay fuhr sich durchs Haar. Dann betrachtete er die geschlossene Tür und legte die Stirn in Falten. In seinem Kopf rasten die Gedanken, hierhin und dorthin und…
    Er verließ den Salon und ging schnellen Schrittes los.
    Dann joggte er.
    Bevor er losrannte.

41
    Gegen zehn Uhr morgens war Trez auf den Weg zum Sal’s. Von der Wohnung im Commodore bis zu dem gehobenen Restaurant seines Bruders war es nicht weit, gerade mal zehn Minuten, und auf dem Parkplatz gab es jede Menge freier Plätze.
    Aber schließlich war das Sal’s noch bis um dreizehn Uhr selbst für das Küchenpersonal geschlossen.
    Trez lief über den knirschenden Schnee auf den Eingang zu, in der Erwartung, den Zugangscode an der Tür geändert vorzufinden: iAm war am Morgen nicht heimgekehrt, und wenn ihn die Wichser von der s’Hisbe nicht als Geisel genommen hatten, gab es eigentlich nur einen Ort, an dem er stecken konnte: Nach zwei Kannen Kaffee und unzähligen Blicken auf die Uhr wusste Trez, dass er durch die Stadt fahren musste, wenn er Frieden schließen wollte.
    Cool. Die Kombination war noch die gleiche.
    Noch.
    Das Interieur des Restaurants war ganz alte Schule wie zu Zeiten von Peter Lawford und Frank Sinatra, eine moderne Interpretation der Rat-Pack-Ära: Durch einen Gang mit schwarz-rot gemusterter Vliestapete gelangte man in einen Eingangsbereich mit Garderobe, Retro-Empfangstresen und Kasse. Rechts und links befanden sich zwei Speisesäle, ganz in schwarzem und rotem Samt und Leder gehalten, doch das

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