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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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untersucht.«
    »Also?«
    »Jemand hat mit seinem Willen die Maschine abtransportiert, danach hat er sich umgebracht.«
    »Und wer soll das gewesen sein?«
    »Wir beide wissen das.«
    »I sitz im Rollstuhl, i kann gar nix abtransportieren.«
    »Ich war vorher bei Neumann.«
    »Und?«
    »Das letzte Mal hatte er lauwarmes Bier in der Regenrinne. Heute war es eiskalt. Bei Buehlin in der Wohnung war es auch eiskalt, als ich damals bei ihm war und die Maschine lief. Das letzte Mal musste Neumanns Frau aufstehen, zehn Meter gehen, um ihm die Dose zu bringen, die genau über seinem Kopf lag. Heute ging er selber in den Schuppen, um uns zwei Bier zu holen.«
    Hausser schnaufte laut durch die Nase.
    »Dann hat sie halt Neumann, die Beamtenseele.« Er schnaufte verächtlich. »Was geht’s mich an?«
    »Neumann ist ein netter Kerl, der die Wundermaschine dafür verwendet, sein Bier zu kühlen. Dem trau ich nicht zu, Buehlin in den Selbstmord zu treiben, um an das Gerät zu kommen. Vor allem, wenn er es dann dazu verwendet, Bier zu kühlen, das er auch lauwarm trinkt.«
    Schweigen.
    »Aber Ihnen, Hausser, ist das zuzutrauen.«
    »Wie hätt ich das machen sollen?« Wieder grinste er schäbig.
    »Sie haben noch viel mehr gemacht.«
    »Ich, im Rollstuhl?«
    »Sie im Rollstuhl.«
    »Ich bin nicht Doktor No.«
    »Nicht ganz, aber fast. Sie haben damals den Deal mit dem Kredit eingefädelt, so dass Kana Buehlin unterstützen konnte, ohne dass Buehlin davon wusste. Dann ist die Schauberger aufgetaucht, dann ich. Das war ihnen zu viel. Außerdem hatte Buehlin die Maschine so weit fertig. Sie haben Kana vor Schauberger so viel Angst eingejagt, dass der sie ausgeschaltet hat, weil Sie, Hausser, davor Angst hatten, dass die Schauberger rauskriegt, wohinter Sie her sind.«
    »Sie war bei Buehlin, der musste ihr natürlich sofort erzählen, dass ihr Großvater mit unseren Vätern zusammengearbeitet hat. Die Kleine brauchte nur mehr eins und eins zusammenzählen.«
    »Also musste sie weg.«
    Er nickte.
    »Warum das Ganze? Ging’s Ihnen ums große Geld?«
    »Ach wo. Wenn die Maschin funktioniert, is sie eh a perpetuum mobile. Sowas kann ma net patentieren loss’n.«
    »Sie wollten bloß nicht Buehlin den Triumph gönnen?«
    »Zwanz’g Jahr hab i herumgeschraubt und probiert. Nix hat funktioniert und der Trottel bringts tatsächlich zum Laufen. Net mit mir.«
    »Dann haben Sie Buehlin so viel Angst vor Kana gemacht, dass er sich umbrachte, um seine Maschine zu retten. Da sein einziger Freund Neumann ist, wussten Sie auch, wohin die Maschine gebracht wurde. Kein Risiko für Sie. Sie müssen nur mehr ruhig dasitzen, die Maschine läuft Ihnen nicht weg, und in ein paar Wochen kann man sie holen.«
    Hausser grinste schäbig. Als er wieder sprach, war der Dialekt verschwunden und Hausser sprach wieder wie ein gebildeter Mann.
    »Dann wird keiner mehr von Buehlin reden, nur mehr von mir. Ohne Sie hätt das aber nicht geklappt. Sie haben Buehlin so eine Heidenangst eingejagt, dass er weich wie Butter war.«
    »Wie haben Sie Kana eigentlich kennengelernt? Ich tippe mal über seinen Vater und die Bildungsanstalt. Das letzte Mal klangen Sie sehr nach Lehrer?«
    »Auch wenn man es jetzt nicht mehr merkt, ich war einmal an der Uni angestellt. Bei Kana hab ich zuerst nur nebenher mitgearbeitet, aber …
    »Als man Sie auf der Uni rausgeschmissen hat, nur mehr bei Kana.«
    »Es gab da kleine Unregelmäßigkeiten. Die Maschine hat mein ganzes Leben zerstört. Ehe, Karriere und Gesundheit. Was meinen Sie, warum ich im Rollstuhl sitze? Aber ich werde ganz vorne anfangen. Im Krieg arbeiteten unsere Väter damals gemeinsam an den Reichsflugscheiben. Als die ganze Farce den Bach runter gegangen war, wurden die drei von den Westalliierten geschnappt. Unseren Vätern war das gar nicht so unrecht, schließlich konnten sie so weiter an Nurflüglern arbeiten und die finanziellen Ressourcen waren schier unerschöpflich. Neumann nahm seine Familie mit hinüber, Buehlins Vater und meiner nicht. Die haben dort wieder geheiratet. In den späten Fünfzigern, als die Möglichkeit einer Mondlandung langsam Realität zu werden begann, gab es dann einen Unfall. Unsere Väter waren tot. Neumann kehrte zurück.«
    »Sie meinen den Sohn?«
    »Genau. Damals begann ich mich für die Arbeit unserer Väter zu interessieren. Es waren ein paar Aufzeichnungen übrig geblieben, ich studierte Maschinenbau. Schließlich fing ich an selbst ein wenig herumzubasteln, anfangs nur nebenher.

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