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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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aus der Kammer rausgekommen bist.«
    »Ich glaube, das war Pizarro in Peru. Aber egal, schau, Reichi, du hast die 500, ist doch auch was, oder? Ich hätt dich auch einfach nicht einweihen können.«
    »Ganz glaub ich dir nicht.«
    »Ich versorg dich und du wirst misstrauisch.«
    »Mag’s nicht, wenn man mich als Lockvogel einspannt.«
    »Das war unschön, geb ich zu, jedoch nicht zu vermeiden. Sonst hättest du den Deal nicht mehr abschließen können. Außerdem, bedenk den Aufwand, so leicht wirst du nicht mehr so schnell 500 Euro verdienen. Und du warst erster Hand bei einer Verhaftung dabei.«
    »Hast auch wieder recht.«
    »Wegen der unschönen Komponente lad ich dich nächster Tage zum Abendessen ein. Entschuldigung angenommen?«
    »Ok.«
    »Wir hören uns.«
    »Tun wir.«
    Das war knapp gewesen, Reichi kann Kohle durchs Telefon riechen, auch bei schlechten Verbindungen. Da ich das Telefon schon in der Hand hielt, beschloss ich, gleich die nächste Sache hinter mich zu bringen.
    »Hi, Arno.«
    »Servus, Erich, stör ich beim Mittagsmahl?«
    »I wo, zuhören und kauen ist gleichzeitig kein Problem.«
    »Fein. Also, es liegt alles bei mir, man muss es nur mehr holen kommen.«
    Kaugeräusche.
    »Genaueres bei Abholung.«
    Schluckgeräusche.
    »Bin den ganzen Nachmittag im Büro.«
    Kultiviertes Schmatzen, dann eine Antwort.
    »Besser woanders. Gegen sechs im Sperl.«
    »Bin dort. Sitz drinnen.«
    Kaugeräusche und schließlich Stille. Erich hatte aufgelegt.
    Eigentlich hatte ich nun vorgehabt, den versäumten Nachtschlaf nachzuholen. Aber ich war so aufgewühlt, dass an Schlaf überhaupt nicht zu denken war. Im Sessel war es unbequem, auf dem Boden hart und mit der Matratze zu heiß. Außerdem war sowieso noch etwas zu überprüfen. Zuerst verstaute ich den kostbaren Akt im Schrank, unter den Sitzungsprotokollen der Philologen-Tagung in Lausanne anno 73, da würde niemand nachsehen. Den Aktenordner für Erich legte ich einfach im Schreibtisch ab. Nach einer kurzen Katzenwäsche sperrte ich ab und verließ die Uni, wieder Richtung Westen, nach Ottakring hinaus.
    Wenn irgend möglich, war es oben am Flötzersteig diesmal noch heißer als das letzte Mal. Das Plakat der Ottakringer Brauerei hing immer noch neben der Bushaltestelle. Nur ein Haufen Hundekot schien neu hinzugekommen zu sein. Wieder stieg ich die Böschung hinauf und ging zur Kleingartensiedlung.
    Neumanns Schlachtschiff in Türkis stand am selben Platz wie letztens, daneben saß seine Frau. Diesmal trug sie einen bananengelben Bikini und war in der Zwischenzeit noch ein bisschen brauner geworden. Ansonsten war alles exakt so wie beim letzten Mal. Ich nickte ihr zu, was sie nicht einmal ignorierte, und trat an den Gartenzaun. Drinnen saß Neumann, in Badehose und mit Flinserl im Ohr, ruhig im Schatten. Er erkannte mich sofort und bat mich herein. Als ich saß, legte er seine Zeitung beiseite und fragte mich: »A a Bier?«
    »Gerne.«
    Er stand auf, ging in den Schuppen und kam mit zwei gelben Bierdosen zurück.
    »Zum Wohl.« Er knackte seine und trank lautstark. Meine Dose war eiskalt und das Kondenswasser perlte an ihr herab. Ich nahm auch einen Schluck. Das Bier war tatsächlich eiskalt.
    »Nicht mehr lauwarm aus der Regenrinne?«
    »Wir haben jetzt einen neuen Kühlschrank.«
    »Praktisch.«
    »Genau.«
    »Tut mir leid wegen Buehlin.«
    »Ja, is a tragische Gschicht.«
    »War die Beerdigung schon?«
    »Vorgestern.«
    »Schade. Sonst wär ich gekommen.«
    »Es warn eh nur mia und da Hausser da. Außerdem wars e vü z’haß. War ka schene Leich.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Genau, der Kenner stirbt im Mai.«
    Ich nahm noch einen Schluck aus der Dose.
    »Bei der Sommerhitzn fangens vül z’schnell zum Safteln an, die Leichen. Dann stinkns grauslich. Mei Schwiegamutter hat’s letztes Jahr im August dablasn.«
    Er hatte zuerst einen Blick auf seine Frau geworfen und dann geflüstert. Schließlich nahm er einen Schluck aus der Dose.
    »War net schen, weils scho a paar Tag in der Wohnung glegn is. Den Spannteppich hamma aussareißen miassn, war urdentlich teuer.«
    Ich nickte mitfühlend.
    »Die Schwigamama war im Leben wia im Tod a Kretzn.«
    Er nahm noch einen Schluck.
    »Glauben Sie das mit dem Selbstmord?«
    »Bei Buehlin?«
    »Sicher.«
    »Waaß net. Mir hamma telefoniert, kurz davor. Er war ganz panisch.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Der übliche Schmarrn wegen seina Maschin. I hab versuacht, ihn zu beruhigen. Aber hat anscheinend net

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