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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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deswegen. Nach mir hat außer der Polizei niemand gefragt?«
    »Nein, niemand. Nur Kiberer waren da.«
    »Sehr gut. Und wie lange brauchen Sie noch für meine Wohnung?«
    »Schwer zum Sagen. Zehn Tage, zwei Wochen?« Er machte eine unsichere Bewegung mit der Rechten.
    »Na gut, werd ich schon überleben.«
    »Sichalich.«
    »Wiederschauen und viel Glück.«
    »Glick hat damit nix zum Tun. Mir samma Handwerker.«
     
    Ein paar Minuten später stand ich im Nibelungenviertel vor Korkarians Tür und klingelte, während ich mir die Blüten der Sommerlinden von den Sohlen kratzte. Der ganze Gehsteig war gelbgrün eingesaut. Schließlich krachte und rauschte es in der Gegensprechanlage. Die Blüten befanden sich immer noch an meinen Sohlen.
    »Arno«, sprach ich hinein.
    Keine Antwort. Dann brach das Krachen ab. Oben hatte man, entweder Vater oder Tochter, die Verbindung unterbrochen. Dann dauerte es. Als ich es schon für nicht mehr möglich hielt, summte der Türöffner und ich trat ein. Bei Tageslicht besehen war das Stiegenhaus nicht ganz so romantisch wie in der Nacht, aber dafür kam das schöne dunkle Holz des Handlaufs am schmiedeeisernen Treppengeländer viel besser zur Geltung, ebenso die Fliesen, die schwarz, weiß, braun den Boden der Stockwerke bedeckten. Die Stufen bestanden aus grauem Stein.
    Im zweiten Stock schloss gerade ein älterer, sehr schlanker Mann mit dem Aussehen eines französischen Aristokraten des 18. Jahrhunderts die Tür hinter sich ab. Er trug ein kleines, in Packpapier gewickeltes Päckchen unter dem Arm und blickte mich nervös an. Dann war ich schon an ihm vorbei und er die Treppe hinunter verschwunden.
    Oben bei den Korkarians wurde in dem Moment die Wohnungstüre geöffnet. Egal ob Vater oder Tochter, nur nicht beide, dachte ich bei mir. Obwohl, lieber natürlich die Tochter. Ich kam zur Tür, schon ein wenig schneller atmend, und da stand sie auch. Wortlos ließ sie mich ein. Kaum war die Tür zu, fragte sie schnell:
    »Woher weißt du, wo wir wohnen?«
    »Hab im Büro vorbeigeschaut, dein Vater hat’s mir verraten.«
    »Nein, woher?«
    »Aus meinen Unterlagen.«
    Einen Moment blitzte Unsicherheit in ihren Augen auf. Dann fing sie sich wieder.
    »Hast du keine.«
    »Willst du mich nicht hereinbitten? Außerdem, bei dem Wetter bietet man einem Gast eine Erfrischung an.«
    »Komm mit.« Sie drehte sich im Gehen um. »Aber zieh die Schuhe aus.« An der Tür am Ende des Ganges blieb sie stehen und wies mich ins Wohnzimmer.
    »Kannst dich da hinsetzen. Was willst du zu trinken?«
    »Tee oder Wasser.«
    »Gut.«
    Ich ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer und setzte mich auf den Stuhl, auf dem ich auch das letzte Mal gesessen hatte. Die Katze lag auf der Couch und blinzelte mir träge zu. Ich lockte sie mit ein paar Zungenlauten und kratzte ein bisschen auf dem Stoff des Sitzpolsters. Das interessierte sie zwar nicht sonderlich, aber immerhin hatte sie nun beide Augen weit geöffnet und der buschige Schwanz bewegte sich. Schließlich reckte und streckte sie sich, ließ sich zu Boden gleiten und setzte sich mir vor die Füße, wobei sie ihren Schwanz elegant um sich selbst legte, wie eine große Dame es mit ihrer Federboa tut. Ich streckte ihr meinen Finger hin und sie roch interessiert. Die Ohren waren gespitzt und ganz nach vorne gedreht. Schließlich rieb sie ihre Lefzen an meinem Finger und sprang mit einem leisen Maunzen auf meinen Schoß. Dort richtete sie es sich bequem ein, stupste mir den Kopf in den Bauch und begann zu schnurren, als ich sie kraulte. Die bernsteinfarbenen Augen hielt sie vor Wohlbehagen geschlossen.
    »Bild dir deswegen bloß nichts ein. Sie mag alle Männer, vor allem, wenn es heiß ist. Sie ist ganz verrückt nach dem Geruch.« Elena trat mit einem Tablett ein, auf dem sich zwei hohe Gläser und eine Karaffe mit Wasser befanden. Als sie das Tablett abstellte, klirrten die Eiswürfel in der Karaffe. Im Wasser schwammen ein paar Zitronenstücke ohne Schale. Elena schenkte uns beiden ein.
    »Du hast Glück, vor 20 Minuten war ich noch im Büro, bin gerade erst heimgekommen.« Sie nahm einen Schluck. Ich auch. Wasser ist nicht so mein Ding, vor allem nicht ohne Teeblätter drin. Zitronenstücke sind da gar kein Ersatz. Ich war höflich und trank. Dazu brauchte ich eine Hand, was der persischen Schönheit auf meinem Schoß gar nicht passte. Sie öffnete ein Auge und blickte mich strafend an. Maunzte sogar ganz leise. Erst als ich sie wieder am Ohransatz kraulte, war sie

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