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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Unterschied, und zweitens entgeht mir die Relation zur Meinl Bar.«
    »Also für Dumme: So viel Geld haben wir nicht.«
    »Genau, ihr habt viel mehr.«
    »Ja, Ausgaben. Allein der Steffl verschlingt im Jahr mehr an Unterhalt als die Ex von Donald Trump.«
    »Dafür stehst du noch ordentlich im Futter, muss ich sagen. Also, wohin lädst du mich ein?«
    »Ich bin gerade Maria am Gestade, wie wär’s mit dem Stopfer?«
    »Hm, gut. Wenn’s sein muss. Wie lange brauchst du?«
    »Ich riech schon das Bratfett.«
    »Gut, dann wart ein bisschen. So eine halbe Stunde brauch ich schon noch.«
    »Soll sein.«
    Die Gastwirtschaft zum braunen Hirschen, vulgo Stopfer, liegt an der östlichen Längsseite des Rudolfsplatzes. An der westlichen befindet sich das k.u.k.-Hotel und rundum erstreckt sich das Textilviertel. Das Herz des Platzes bildet ein kleiner Park. Obwohl mitten im ersten Bezirk gelegen, sind die Gassen kaum von Autos befahren. Der Park kühlt und wirkt ein bisschen waldig. So sitzt man recht angenehm und ruhig im Schanigarten. Weder Essen, Service noch Atmosphäre sind berühmt, aber alles ist tadellos, die Portionen groß und billig.
    Als ich vom Kai her kommend um die Ecke bog, sah ich Erich schon von Weitem an einem Zweiertisch sitzen. Ich schlängelte mich durch den vollgestellten Schanigarten und setzte mich. Erich hatte schon ein Glas Wein vor sich stehen, irgendwas Weißes, Gespritztes. Eine dampfende Suppenschale verriet, dass er schon angefangen hatte.
    »Der dicke Mann ist am hungrigsten«, meinte er entschuldigend.
    »Sicher. So ein Supperl zählt doch eh nicht.«
    »Na, ich weiß nicht. Heiß und fein muss es sein, dass es einem den Schweiß auf die Stirn treibt, in der Sommerhitze.«
    »Es hat doch eh schön abgekühlt, untertags da war’s heiß. Jetzt ist es angenehm.«
    »Das ist der Vorteil von Renaissance-Steinmauern: die sind sommers wie winters eiskalt.« Er nahm einen Löffel voll Frittatensuppe. »Gut für Pergament und Mönche.«
    Erich kümmerte sich um seine mit Safran verfeinerte Suppe und ich nahm mir derweil die Speisenkarte vor. Tiger und Mönche soll man nicht beim Essen stören, sagt ein altes indisches Sprichwort. Wenn man nun in Betracht zieht, dass Viagra auf Sanskrit Tiger heißt, ergeben sich doch etliche nette Assoziationen. So weit kam ich jedoch nicht, da mich der Kellner schon ins Auge gefasst hatte. Mit frechem Blick, spitzem Gesicht und einem schönen Schnauzer gab er ganz das Bild eines Wiener Strizzis ab. So wie sie früher die Ränge der Deutschmeister gefüllt hatten.
    Ich bestellte einen Zwiebelrostbraten und nach längerem Überlegen ein Bier. In solchen Restaurants gibt es keinen guten Tee.
    Rings um uns waren die Tische gut besetzt, so dass vom grünen Plastikrasen kaum mehr etwas zu sehen war. Zwischen den Beinen von Stühlen, Tischen und Menschen hüpfte ein kleiner Spatz herum. Mit tollkühnem Mut suchte er nach heruntergefallenen Brotstückchen und ähnlichen Leckerbissen. Um die Menschen kümmerte er sich genauso wenig wie sie sich um ihn. Einen Augenblick sahen wir uns beide in die Augen, dann brach er den Blickkontakt ab und hüpfte weiter.
    »Sie säen nicht und doch ernten sie«, meinte Erich salbungsvoll, den Mund voller Hirn mit Ei. Inzwischen war serviert worden. Er schluckte, nahm einen tüchtigen Schluck von seinem Sommerspritzer und fuhr fort: »Erinnern mich irgendwie an dich.«
    »Du säst auch nicht.«
    »Bin ja auch im Zölibat.« Er zwinkerte mir zu. »Also, was ist mit unserem Malefikanten?«
    »Überstürz ja nichts, noch ist er bloß verdächtig, bis zum Missetäter ist es noch ein schönes Stück.«
    »Na gut, also wie steht’s mit ihm?«
    Ich erzählte ihm, was ich für klug hielt. Wie immer hielt ich ein bisschen zurück und wie immer fiel ihm das auf, allerdings kümmerte er sich diesmal nicht darum. Mit einer kurzen Schilderung von Korkarians Wohnung beschloss ich meine Ausführungen.
    »Damit kommen unsere Ermittlungen langsam zu einem Ende.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht mehr weiterkomme. Es gibt nur zwei Kreditnehmer, einer sitzt vor dir, der andere ist ausgelutscht. Da ist nichts mehr zu finden. Ich hab mich um Korkarians persönliches Umfeld gekümmert, Schach und Tochter. Beides recht genau angeschaut, aber ohne Befund. Ich war sowohl bei ihm zu Hause als auch im Büro. Nirgends gab’s einen weiterführenden Hinweis. Es gibt nur zwei Kreditnehmer, deswegen muss sich Mutter Kirche keine Sorgen um die Seelen ihrer Schäfchen machen

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