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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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dabei?«
    »Sicher.«
    »Gut.«
    Die Katze hatte genug Liebe bekommen, sie setzte sich auf, schüttelte sich und sprang zu Boden. Dort strich sie mir noch ein wenig um die Füße, bis sie sich dann lautlos in das andere Zimmer aufmachte. Die Tür stand einen Spalt offen und sie verschwand. Zum Abschied winkte sie mir noch einen Gruß mit der Schwanzspitze nach.
    »Wie kommt es eigentlich, dass du Elena heißt?«
    »Wie meinst du das jetzt?«, fragte sie ehrlich verdutzt.
    »Das ist kein jüdischer Name.«
    »Ach so.« Ein Lachen erhellte ihre Stimme. »Wir sind keine Juden. Papa erzeugt nur gern bei anderen den Eindruck und bestärkt die Leute dann in ihrem Vorurteil. Er meint, das wäre gut fürs Geschäft.«
    Irgendeinen Vorteil muss man ja aus dem Antisemitismus der Leute ziehen, und wenn es nur ein pekuniärer ist.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wie dein Vater draufgekommen ist, diese Seelensache überhaupt durchzuziehen?«
    »Nein, das hat sich Ria auch immer gefragt.«
    »Hat dein Vater auch Akten und Unterlagen hier oder nur im Büro?«
    »Sowohl als auch. Die wirklich wichtigen Sachen bringt er aber immer abends mit heim.«
    »Kannst du mich einen Blick drauf werfen lassen? Nur ganz schnell?«
    »Unmöglich. Papa hat einen Safe.«
    »Safes kann man knacken. Wie lange haben wir Zeit, bis er wiederkommt?«
    »Er kommt sicher erst gegen 11 heim. Schlag dir das aus dem Kopf.«
    »Warum?«
    »Erstens kauft Papa keinen Safe, den du so leicht knacken kannst. Zweitens, wenn du ihn knackst, merkt er das, und ich bin dran. Drittens mach ich so was einfach nicht.«
    »Schade.«
    »Hättest du den Safe aufgekriegt?«
    »Vielleicht.« Ich sicher nicht, aber ich kannte da wen, der hätte.
    Nun blieb mir nur noch eine Chance. Wenn auch die nächste Frage zu nichts führte, würde nichts mehr rauskommen.
    »Wie kam Schauberger zu Buehlin?«
    »So genau weiß ich das nicht, doch sie arbeitete als freie Journalistin, vor allem in Wirtschaftssachen, und irgendwann vor drei Monaten stand sie vor der Tür. Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen. Ich half ihr natürlich.«
    »Was hat sie zuletzt gemacht?«
    »Dich getroffen. Darum wollte ich ja sehen, ob du es etwa warst.«
    »Hm. Meinst du, es könnte dein Vater gewesen sein? Ich glaub nicht, dass er gerne von kleinen Mädchen ausgeschnüffelt wird. Außerdem hat er immer eine Knarre dabei.«
    Elena spielte mit den winzigen Silberglöckchen, die sie um die Fesseln trug. Ihr Gesicht verriet großen Ernst. Offenbar hatte sie auch schon an solch eine Möglichkeit gedacht.
    »Sonst hatte sie nichts?«
    »Nicht wirklich, sie hat nicht allzu viel rausgefunden gehabt.«
    »Wie hat die Schauberger Buehlin kennen gelernt? Der ist nicht gerade der kontaktfreudige Typ.«
    »Weiß nicht. Keine Ahnung.«
    »Was war denn das Letzte, an dem sie gearbeitet hat? Bevor sie mit dem Seelenhandel angefangen hat.«
    »Das war eine Artikelserie über einen, der das AMS ausgetrickst hat, mit Schuldverschreibungsscheinen der Republik.«
    Das sagte nun mir wieder nur Bahnhof. So würden wir nicht weiterkommen.
    »Sie hatte auch ein Notizbuch, die Polizei hat es nicht gefunden. Weißt du, wo es sein könnte?«
    »Sie hatte es immer bei sich. Wenn es nicht bei ihr zu Hause gefunden wurde, dann ist es weg.«
    »Oder der Mörder hat es.«
    Wieder zwei Sackgassen. Manchmal führt jede Spur an einen toten Punkt. Dann kann man noch ein bisschen den Helden markieren, der nie aufgibt, doch die Sache ist dann für gewöhnlich vorbei. Ich trank noch mein Glas aus und verabschiedete mich, mit dem Versprechen, mich wieder zu melden, sobald es etwas Neues gäbe.
    Draußen begann der Abend sein mediterranes Flair zu entfalten. Ich ging über den klebrigen Gehsteig, in einem Park bei der Stadthalle spielten Kinder und in einem Schanigarten lärmten ein paar Gäste alkoholfroh. Am Gürtel tobte die Rush Hour. Autos, Laster, Busse und dazwischen Fahrradfahrer, die sich todesmutig in Linien durch den zäh fließenden Verkehr schlängelten. In all dem Trubel und in der Hektik kam ich mir einsam und verlassen vor. Es war an der Zeit, sich die Niederlage einzugestehen.
    Ich holte mein Handy raus, schaltete ein, gab die PIN ein und rief Erich an.
    »Ja, Arno, gibts was Neues?«
    »Doch, einiges. Ich bin auch hungrig.«
    »Gut, wo sollen wir essen?«
    »Was hältst du von der Meinl Bar?«
    »Wir sind die Kirche, keine Investmentbanker.«
    »Erstens seh ich zwischen diesen beiden sozialen Phänomenen keinen rasend großen

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