Seelenschacher
zufrieden.
»Ich konnte nicht aufhören, über unser Gespräch im Weidinger nachzudenken.«
»Jetzt macht dir die Tote doch zu schaffen?«
»Nein, die Lebende.« Ich hielt kurz inne und dachte nach. »Das trifft’s auch nicht. Sagen wir so, beide gemeinsam gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.«
»So? Warum?«
»Da bin ich mir selbst nicht so im Klaren darüber.«
Elena hatte sich mir gegenüber auf die Bank gesetzt. Das Möbel stand ihr extrem gut. Fast noch besser als der Katze.
»Woher hast du meine Nummer gehabt?«
»Von den Leuten bei dir zu Hause.«
»Welchen?«
»Na, von der Hausbesorgerin.«
»So.«
»Ja, die hatte einen Block, mit all so Zeug drauf.«
»Und über was habt ihr euch so unterhalten?«
»Dies und das.«
»Beeindruckend.«
»Warum?«
»Sie spricht nur Polnisch. Warum hast du nicht einfach die Handwerker in meiner Wohnung gefragt?«
Elena sah mich böse an.
»Weil du gar nicht dort warst. Siehst du, darum geht es mir nicht aus dem Kopf. Wie bist du zu meiner Nummer gekommen?«
»Machen wir einen Deal.«
»Lass hören.«
»Du sagst mir, wie du meine Adresse herausgekriegt hast, und ich sag dir, wie ich zu deiner Nummer gekommen bin.«
Ich beschäftigte mich ein wenig mit der Katze auf meinem Schoß. Sie schnurrte leise und drückte mir das harte Köpfchen in den Bauch. Dann schüttelte ich den Kopf.
»Dabei gewinne ich nichts.«
»Doch, …«
»Ja, ja, ich weiß dann, wie du an meine Nummer gekommen bist. Das weiß ich ohnedies, oder vermute es zumindest. Was mich eigentlich interessiert, ist ganz was anderes.«
»Was denn?«
»Warum habt ihr euch überhaupt für mich interessiert? Da finde ich momentan einfach keine Antwort.«
Sie nahm einen Schluck von ihrem Glas. Ich lag offenbar gar nicht so falsch.
»Wie meinst du? Versteh ich jetzt nicht ganz.«
»Also gut. Du hast meine Nummer von der Toten.«
»Wie das?«
»Weil sie deine Freundin war. Ganz sicher habt ihr euch gekannt.«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil sich so der Kreis schließt. Du hast mich angerufen. Woher hattest du die Nummer? Sie kam bei mir vorbei, woher wusste sie überhaupt von mir? Du hast ihr erzählt, dass jemand bei euch einen Seelenkredit aufgenommen hatte, deswegen kam sie damals bei mir vorbei. Sie wollte über die Kredite was wissen. Sie meinte, sie hätte es bei deinem Vater versucht, wäre aber abgeblitzt. Stimmt nicht, hat sie gar nicht. Sie wusste über dich von der Sache und wollte eine Story draus machen.«
»So in etwa, ja.«
»Was ich nicht verstehe, ist also nur das: Warum habt ihr euch für mich interessiert?«
Elena schaute ernst drein, nahm einen Schluck, doch sagen wollte sie nichts.
»Also muss ich mich weiter zum Trottel machen, indem ich rate?«
»Bitte, nur zu.«
»Da du ihre Freundin bist, brauchte sie nicht wirklich Kunden, um Informationen über die Seelensache zu erhalten. Also warum der Aufwand. Die einzige Antwort, die mir einfällt, ist eine seltsame.«
»Ja, nur raus damit.«
»Es muss irgendetwas ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich gewesen sein an meiner Vertragsunterzeichnung. Das ist die einzige Möglichkeit. Da bei der Unterzeichnung überhaupt nichts Auffälliges dran war, kann es sich nicht um das ›Was‹, sondern nur um das ›Dass‹ handeln.«
»Bitte?«
»Was auffällig war, war, dass ich unterschrieben habe, dass ich davon gewusst habe, dass ich gekommen bin. Nicht irgendein Detail an meinem Kommen, an der Unterschrift oder sonst was. Nein, schlicht und einfach die Tatsache, dass ich überhaupt gekommen bin, hat euch stutzig gemacht.«
»Kann sein.«
»Wie viele Kontrakte dieser Art gibt es?«
»Weiß ich nicht, hält mein Vater unter Verschluss.«
»Von wie vielen weißt du, warst dabei oder irgendwie involviert?«
»In zwei.«
»Buehlin und mich.«
»Genau. Was nicht viel heißen muss, da ich während der Studienzeit nur selten im Büro bin.«
»Egal, wichtig ist nur, dass ich seit eineinhalb Jahren der Erste bin, der wegen des Kredits gekommen ist. Sonst weiß einfach gar niemand, dass es das gibt. Oder?«
»Wahrscheinlich.«
»Woher wusstet ihr von der Sache?«
»Aria kannte Buehlin gut. Als sie ihn fragte, woher er das Geld hatte und der Name Korkarian gefallen ist, kam sie zu mir.«
»Aber dann war Sendepause, bis ich auftauchte.«
»Ja.«
»Warum fragst du nicht einfach deinen Vater?«
»Du hast ihn im Büro gesehen?«
»Ja.«
»Den fragt man nicht einfach so nach solchen Sachen.«
»Du warst aber bei Buehlin schon
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