Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
die feuchte Höhle betrat und ihren besten
Freund auf dem Boden knien sah, das Gesicht in den Händen
vergraben und mutterseelenallein.
Melica war wie von Sinnen,
als sie die Hand ihrer Mutter grob bei Seite stieß und auf Jim
zustürzte. Als sie ihre Arme weinend um ihn schlang, hatte sie
das Gefühl, nach einer langen Reise endlich wieder zu Hause zu
sein.
Das Gefühl zerplatzte
jedoch wie eine Seifenblase im stürmischen Herbstwind, als Jim
den Kopf hob und sie aus rotfunkelnden Augen verzweifelt anstarrte.
„Es tut mir so leid“ stammelte er hysterisch.
Beruhigend strich Melica
ihm über den Rücken. „Das muss es nicht“,
hauchte sie, obwohl sie eigentlich keine Ahnung hatte, wovon er
sprach. Für sie war es auch nicht wichtig, nichts war bedeutend
außer der Tatsache, dass Jim immer noch am Leben war. Zumindest
dachte sie das.
„ Ich habe das alles
doch nicht gewollt!“, fuhr Jim fort, schluchzte gequält
auf. „Aber ich bin so allein gewesen. Vater ist an dem Abend an
den Folgen der Explosion gestorben und… und Vanessa sagte,
sie… sie liebt…“ Jims Stimme versagte, trieb
Melica eine Gänsehaut auf den Rücken. Sie schloss die
Augen, weil sie den Schmerz auf seinem Gesicht nicht länger
ertragen konnte. Oh Gott, was hatte sie ihm nur angetan? Sie hatte
Schuldgefühle wie noch nie in ihrem Leben, Schuldgefühle,
die ihr Herz zerrissen und sie von innen heraus verbrannten.
Eine Hand legte sich auf
Melicas Schulter. Unsicher öffnete sie die Augen, blickte direkt
in das Gesicht ihres Onkels. Dieser sah aus, als wäre er gerade
dem leibhaftigen Tod begegnet. „Er hat das Ritual bereits an
Damians Stelle weitergeführt, Melica. Diana wollte, dass wir ihn
hier finden. Wir sind zu spät.“
Melica brachen unter
seiner kühlen Stimme die Beine weg und sie vergrub ihr Gesicht
an Jims Schulter. Vany musste Jim verwandelt haben, damit er die
Seelen übernehmen und das Ritual ausführen konnte. Und sie
war nicht da gewesen, hatte ihn nicht beschützt. Ein tiefer
Schluchzer entrang sich Melicas Kehle. Sie hatten versagt, hatten das
Unheil nicht aufhalten können. Sie waren einfach zu spät
gekommen.
Wie zur Bestätigung
ihrer Worte drang ein ohrenbetäubendes Donnergrollen durch die
Luft und brachte die Wände der Höhle zum Beben. Melica hob
den Kopf, begegnete erneut Isaks eisernem Blick. Und ohne, dass sie
auch nur ein Wort wechselten, wussten sie, was der andere dachte.
Luzius war zurück.
Das Ende der Welt hatte begonnen. Und sie hatten es nicht verhindern
können.
Oft können
wir das Schlimmste in letzter Sekunde verhindern, Wogen glätten,
Unglücke vermeiden.
Doch
manchmal kommen wir trotz aller Bemühungen
einfach zu
spät .
Ende Teil 2
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