Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
kurzen noch mit einer Vanessa zusammen gewesen ist.
Vany… Vanessa… Kleines? Kannst du uns verraten, wie
genau Jims Vanessa ausgesehen hat?“
Melica hörte seine
Worte, sie drangen an ihr Ohr, doch sie verstand sie nicht. Starr
blickte sie geradeaus, geradewegs durch Tizian hindurch. Sie
antwortete nicht.
„ Sie war ein
hübsches Mädchen“, mischte sich stattdessen Jane ein
und schenkte Tizian ein Lächeln. „Ich habe sie einmal
gesehen, als sie Melica nach Hause gebracht hat.“
Isak schlug die Augen
nieder. „Blonde Haare, ziemlich groß?“
Jane nickte. Und Melica
verlor den Überblick, zu welch kranker Ansammlung seltsamer
Zufälle ihr Leben in der letzten Zeit verkommen war. Natürlich
war Vanessa Dianas seltsame Freundin. Warum auch nicht…
„ Dann wissen wir
jetzt also, wer Jim Deters in seiner Gewalt hat“, sagte Gregor
zufrieden. „Jaromir? Versuch bitte mithilfe deiner Zahlen
herauszufinden, wo genau sich der Junge gerade aufhält.“
Während Jaromir aus
dem Zimmer verschwand, verengte Isak plötzlich misstrauisch die
Augen. „Findet ihr nicht auch, dass das ein wenig zu viele
Zufälle sind?“, fragte er dann an niemanden bestimmten
gerichtet.
„ Es gibt keine
Zufälle, Stefan. Du musst endlich anfangen, das Schicksal zu
akzeptieren.“
„ Aber“, Isak
stockte. Dann wandte er sich an Erik, das Gesicht seltsam verzerrt:
„Woher habt ihr eigentlich gewusst, wie ihr zum Antrum kommen
könnt?“
Eriks Frau – Melica
hatte ihren Namen schon vergessen – lief tomatenrot an, senkte
ihren Kopf. Erik selbst verhielt sich nicht weniger unauffällig.
Er lachte gekünstelt, fuhr sich durchs Haar. „Warum willst
du das denn wissen?“, fragte er nervös.
Gregor und Isak tauschten
einen ernsten Blick. „Erik?“ Melica hatte Isak noch nie
so aggressiv sprechen gehört. Stände sie nicht schon
ohnehin am Rande der Verzweiflung, dann hätte sie nun wohl Angst
gehabt.
„ Ihr sollt uns in
eine Falle locken?“ Im Gegensatz zu Isak sprach Gregor ganz
ruhig.
„ Was?“
Abgrundtiefes Entsetzen schwang in Eriks Stimme mit. „Nein!
Nein, wirklich nicht! Isak! Wir sind auf eurer Seite! Das müsst
ihr uns glauben!“
„ Sie wissen es von
mir!“, brach es da aus Yvonne hervor. „Ich habe es den
beiden schon vor vielen Jahren verraten.“
„ Das ist nicht dein
ernst!“, grollte Gregor scharf und stieß sich von seinem
Stuhl. Tiefe Furchen lagen auf seinem Gesicht, eine Ader an seiner
Schläfe begann gefährlich zu pochen. Melica zuckte
zusammen, als sie die eisigen Wellen der Macht spürte, die mit
einem Mal über sie hinwegrollten. Oh… Darum hatten die
Schattenkrieger also alle solche Angst vor ihm. Gregor wirkte nun
nicht länger wie der nette, freundliche Opa, den er sonst so
gern verkörperte. Nein, nun strahlte er eine Skrupellosigkeit
aus, die Melica schlicht den Atem raubte. Mit einem Mal war sie fest
davon überzeugt, dass sie Gregor niemals wieder beleidigen
würde, viel zu groß war ihre Furcht davor, diesen
grausamen Gregor noch einmal zu erleben.
Yvonne beeindruckte sie,
indem sie nicht einmal zusammenzuckte. Ruhig und stolz stand die
ehemalige Sarcone vor Gregor und blickte ihm ernst in die Augen.
„Doch, Gregor. Es ist mein ernst. Ich habe schon immer geahnt,
dass sich Erik irgendwann einmal für die richtige Seite
entscheiden wird.“
„ Ist dir eigentlich
bewusst, wie gefährlich das war… wie dumm das war?“,
herrschte Gregor sie an, bevor er mit einem Mal wieder ganz ruhig
wurde. Äußerlich vollkommen gelassen begann er, seinen
weiten Umhang zu ordnen. Dann: „Wir werden später darüber
sprechen.“
Jaromir platzte zurück
ins Zimmer. „Ich weiß, wo er steckt!“, rief er
hektisch, bevor er Melica einen einzigen, entschuldigenden Blick
schenkte. „Es sieht nicht gut für ihn uns.“
Sekunden später waren
sie auf dem Weg, Melica, Jonathan, Isak, Tizian, Jane und all die
anderen Schattenkrieger, ohne Plan und einige so wie Melica ohne
Hoffnung. Zane war nicht mitgekommen, war nicht mehr aufgetaucht. Und
Melica glaubte auch nicht, dass er jemals wieder zurückkehren
würde.
Als sie die Höhle, in
der Jim festgehalten werden sollte, viele, viele Stunden später
endlich erreichten, hatte Melica den Zustand einer leblosen Hülle
erreicht. Sie nahm kaum noch etwas wahr, bewegte sich einfach,
existierte einfach. Der Umgebung schenkte sie keine Aufmerksamkeit.
Wie denn auch? Ihr Verstand war wie betäubt.
Nun, zumindest bis zu dem
Zeitpunkt, in dem sie
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