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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Insgeheimen sogar
herbeisehnte. Er wollte bestraft werden, brannte danach. Doch so wie
es aussah, kam nie jemand auf die Idee, ihn wirklich zu verurteilen.
Zane aber gab das Hoffen nicht auf. Irgendwann würden sie ihn
bestrafen, da war er sich ganz sicher. Und solange er darauf wartete,
verkörperte er einfach selbst den Wärter, den Wärter
seines eigenen, kleinen Gefängnisses, das sich allein in seinem
Kopf befand.

     
    ~*~
     
    Wenn ein Mensch von einem
Zug überrollt worden war, dann konnte man mit ziemlicher
Sicherheit davon ausgehen, dass er sich ausgesprochen miserabel
fühlen musste. Wenn dem Zug auch noch ein Traktor, ein Schiff
und fünf Panzer folgten, dann wäre es kein Wunder, wenn
sich besagter Mensch nichts sehnlicher wünschte, als zu sterben
und dabei das Gefühl hatte, jeder Knochen in seinem Körper
hätte sich dazu entschlossen, sich von den anderen zu trennen
und eine Solokarriere zu starten.
    Wenn ein Mensch so etwas
tatsächlich überleben könnte, dann würde er sich
höchstwahrscheinlich genauso fühlen wie es Melica in dem
Moment tat, in dem sie ihre Augen öffnete und ihr der flackernde
Kerzenschein der Krankenstation entgegenleuchtete: verzweifelt,
unglücklich und, wie Jim es ausdrücken würde, ziemlich
beschissen. Dass ihr auch noch zwei große grüne Augen
entgegenstarrten und jede ihrer Regungen genau beobachteten, machte
die Sache nicht besser, sondern einfach nur gruselig.
    „ 248 Stunden“,
verkündete Gregor mit glänzenden Augen und strich sich
gedankenverloren über das Kinn. „Eine Stunde für
jeden Teil des Skeletts.“
    Melica starrte den alten
Mann, der auf dem Stuhl vor ihrem Bett saß, verständnislos
an.
    „ Was genau wollen
Sie mir damit sagen?“, fragte sie mit einer so schwachen
Stimme, dass sie erschrocken zusammenzuckte. Eine Bewegung, die sie
augenblicklich bereute, als ein stechender Schmerz durch ihren ganzen
Körper schoss.
    Bevor Gregor die
Möglichkeit hatte, ihre Frage zu beantworten, fiel ihr etwas
ganz anderes ein: „Warten Sie! Wie komme ich hierher? Was ist
passiert? Geht es Isak gut?“
    „ Stefan erfreut sich
bester Gesundheit“, antwortete Gregor. „Was man von Ihnen
allerdings nicht gerade behaupten kann.“
    „ Warum? Mir geht’s
prima!“ Der schmerzliche Ausdruck auf ihrem Gesicht und die
Qual in ihren Augen taten ihrer Glaubwürdigkeit wahrscheinlich
nicht gerade gut, doch im Großen und Ganzen ging es ihr besser
als sie erwartet hatte. Immerhin hatte sie sich schon darauf
eingestellt, das Schloss nicht mehr zu verlassen. Nun, zumindest
nicht lebend.
    Gregors Blick huschte zu
ihrem Arm, kurz, so als wollte er nicht, dass sie es wahrnahm. Sie
bemerkte es trotzdem. Während in ihrem Verstand die schlimmsten
Vorstellungen um die Wette tanzten, drehte sie langsam ihren Kopf
nach links. Den Anblick, dem sie sich nun gegenüber fand, hätte
sie nicht erwartet. Eine Kanüle steckte in ihrer Armbeuge. Ruhig
folgten Melicas Augen dem Schlauch, der in ihrem Arm steckte, nach
oben, erreichten einen Plastikbeutel, der in einiger Höhe neben
ihrem Bett befestigt worden war. Es sah irgendwie so aus wie einer
dieser Infusionsbeutel, die auch in den Krankenhäusern der
Menschen verwendet wurden. Doch irgendwie auch nicht. Denn diese
neblige hellblaue Substanz, die da im Plastikbeutel vor sich
hinwaberte, hatte so gar keine Ähnlichkeiten zum Tropf der
Menschen. Hektisch riss sich Melica die Nadel aus dem Arm,
beobachtete erleichtert, wie die zerstochene Haut sofort wieder
zuwuchs.
    Gregor schnalzte
missbilligend mit der Zunge.
    „ Renate hat sich so
viel Mühe damit gegeben. Diese Apparatur ist nämlich ihre
Erfindung, wissen Sie?“
    „ Sie sollte sie sich
patentieren lassen“, antwortete Melica alles andere als
begeistert. „Warum haben Sie mir diese Seele da eingeflößt?“
    „ Diese Seele?“,
wiederholte Gregor verstimmt. „Diese Seele ist bereits die
zwölfte, die wir Ihnen verabreichen.“
    Blankes Entsetzen legte
sich auf Melicas Gesicht. Sie ignorierte es jedoch so gut wie
möglich, seufzte.
    „ Was ist passiert,
Gregor? Haben wir es geschafft?“
    Gregor nickte ruhig. „Ja,
das haben Sie. Diana und Damian sind beide tot. Sie haben keine
Möglichkeit mehr, Luzius zu beschwören.“
    Tiefe Erleichterung
durchströmte Melicas Körper, dicht gefolgt von einer Welle
der Ungläubigkeit.
    „ Was ist passiert?“,
fragte sie, nun schon zum dritten Mal.
    Gregor zögerte. Dann
legte sich ein leises Lächeln auf seine Lippen.

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