Seelensturm
nach dem Tempel, der unten zu sehen war. „Oh, der ist von den Engländern im dorischen Stil erbaut worden, das ist eigentlich eine Kirche, die Georgskirche.“ Plötzlich hörten wir hinter uns eine Stimme.
„Na Schwesterchen, hast du noch ein Opfer gefunden, das zur Archäologie bekehrt werden muss?“ „Blödmann“, sagte Betty und drehte sich um. Auch ich drehte mich um und sah direkt in die Augen von Nicolas. „Darf ich vorstellen, mein Lieblingsbruder Nic“, sagte sie, während sie ihn herzlich umarmte. „Na, das ist ja witzig. Hallo Angela!“ er war total überrascht. „Ihr kennt euch?“, fragte Betty. Ich sagte: „Ja, er hat mich im Flugzeug vor einem liebeshungrigen Macho gerettet.“ „Das ist ja völlig untypisch für mein Brüderchen, der kümmert sich eigentlich nicht um den Kram anderer Leute!?“ Nic sagte: „Ich habe dir doch erzählt, was passiert ist, als du mich abgeholt hast.“
„Ach die Geschichte. Na dann brauche ich euch ja nicht großartig vorstellen, nachdem ihr ja sowieso „verlobt“ seid!!!“ Wir lachten alle und setzten uns. Während wir auf die bestellten Getränke und das Essen warteten, fragte Betty: „Was treibst du eigentlich hier Nic? Ich denke du bist mit Georg auf dem Ausgrabungsfeld.“ „Wir sind heute fertig geworden, das heißt, dass du auch nicht mehr helfen musst. Ich bin also jetzt auch nur noch zum Urlaub machen hier.“ Betty erzählte mir, dass die Ausgrabungen auf Korfu eigentlich schon sehr lange abgeschlossen waren, die Regierung aber wollte, dass die Fundsachen nochmals korrekt katalogisiert und die Stätten exakt vermessen werden sollten. Georg war ein guter Freund von den beiden und war hier auf Korfu schon seit einem Jahr mit seinem Team an der Arbeit.
Es war ein deutsch-griechisches Projekt gewesen und Georg hatte immer gerne seine Freunde als Helfer dabei. Während Betty sprach, merkte ich, dass Nicolas mich anstarrte. Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass ich furchtbar zerzaust aussehen musste. Ich machte wohl gerade keinen guten Eindruck, so total verschwitzt und verstrubbelt. Ich nahm meine Bauchtasche aus dem Rucksack und ging auf die Toilette. Ein Blick in den Spiegel und ich wusste, warum Nic so starrte. Ich wusch mir das Gesicht, kämmte mir die Haare und versprühte etwas Deo um mich aufzupäppeln. Ich sah mein Spiegelbild an und wunderte mich über meine Anstrengungen für einen Mann gut auszusehen. Das war mir in den letzten Jahren eigentlich “wurscht“ wie mich Männer fanden. Das machte mich ein bisschen unsicher, dass mir das bei Nic nicht egal war.....................
Ich steckte mein Zeug wieder in die Bauchtasche und verließ die Toilette. Als ich zum Tisch kam, war das Essen da. Ich hatte einen Bärenhunger!
„Was habt ihr den heute alles angestellt?“, fragte er mich. „Wir sind von Moraitika mit dem Fahrrad hier hergefahren. Bei Pontikonissi haben wir haltgemacht und Betty hat mir so ein bisschen was erzählt.“
Er fragte, wie ich Betty kennengelernt hatte und ich erzählte von meinem Glas Wein bei Spiros. Wie er mich ansah - das machte mich nervös.
Betty kramte während dessen in ihrem Rucksack herum. „Verflucht, jetzt habe ich meinen Kamm und mein Deo vergessen“, schimpfte sie. „Du kannst meine Sachen haben.“ Ich holte meine Bauchtasche und gab ihr das Deo, der Kamm verklemmte sich immer in dem Ding und ich riss an, sodass noch ein paar andere Sachen mit herausflogen. Peinlich! Auf dem Tisch breiteten sich meine Tampons, meine Medikamente und ein Kondom aus, das mir eine Freundin vor dem Abflug noch mit einem Augenzwinkern gegeben hatte, aus. Betty lachte, Nic starrte auf den bunten Haufen und ich war knallrot im Gesicht. Das war wahrscheinlich eine der peinlichsten Situationen in meinem ganzen Leben. Ich verfluchte insgeheim meine Freundin. Aber Nic störte sich nicht an dem Kondom oder an den anderen Sachen, er glotzte auf das goldene Dings, das auch auf den Tisch gefallen war.
Ich gab Betty den Kamm und sie verschwand in die Toilette. Als ich mein Zeugs wieder einräumte und das goldene Dings in der Hand hatte, fragte Nic: „Was ist das, wo hast du das her?“ „Ach das, keine Ahnung. Ich fand es in meinem Rucksack, weiß auch nicht, wie das da rein gekommen ist“ „Darf ich?“ fragte er und nahm es mir aus der Hand. Er drehte und wendete es, sah es sich genau an. Ich sah mir seine Hände währenddessen an. Er hatte schöne Hände, zwar mit Schwielen bedeckt, aber kräftig und sehnig.
Betty
Weitere Kostenlose Bücher