Seelensturm
mich dicht hinter der Gruppe. Hin und wieder sah ich mich um, konnte aber nichts erkennen. Ich ging mit der Gruppe, bis wir den Ort erreichten, und bog dann scharf links ab, blieb eine Zeit im Dunkeln dort stehen. Die Gruppe war schon ziemlich weit vorne, als ich einen Mann aus dem Dunkel der Straße kommen sah. Ich beobachtete ihn von meinem Versteck aus und erkannte, dass es der Mann aus der Bar war, die Begleitung von Frau Seitz.
Jetzt hatte ich aber richtig Angst. Was ging da vor?
Er ging der Gruppe nach, und als er weit genug weg war, verließ ich mein Versteck und ging zu Bettys Haus. Als ich dort ankam, war ich total außer Atem, mein Herz raste. Ich packte meine Tropfen aus und nahm ein paar. Seit einiger Zeit musste ich ja diese Tropfen gegen meine Herz–Rhythmus–Störungen nehmen. Das war nichts Ernstes, aber wenn ich solche Angst hatte und mich Panik überfiel, vergaß ich regelmäßig zu atmen und da machte mein Herz dann ein paar schmerzhafte Hüpfer und ich wurde dann im schlimmsten Fall ohnmächtig. Die Tropfen halfen mir sehr schnell. Mein Herz beruhigte sich und ich klingelte an Bettys Haustür. Die Tür ging auf und Gaby stand da. „Hallihallo“, sagte sie fröhlich.
„Hallo Gaby, schön das du auch hier bist.“ Gaby führte mich durch das Haus in die Küche, wo Spiros und Nic mit Gemüse schneiden beschäftigt waren. Spiros begrüßte mich herzlich und fragte, ob ich einen schönen Tag gehabt habe. „Ja, danke. Soll ich euch beim Schneiden helfen?“ „Nein“, sagte Nic, „ heute ist Männerkochen angesagt. Geht auf die Terrasse und helft Betty beim Tisch decken.“ Betty war schon fertig mit dem Decken und wir setzten uns hin. Hier war es sehr schön. Die Terrasse war zur Hälfte mit einem Holzgestell überdacht, das mit Wein zu gewachsen war, der Ausblick war wunderschön, von hier konnte man direkt auf das Meer sehen. Ich verstand, was Betty, außer Spiros, hier hielt. „Du siehst blass aus Angela. Fehlt dir was?“ „Oh, nein ich bin nur ein bisschen zu schnell gelaufen.“, log ich. Ich wollte nichts erzählen, die hielten mich wahrscheinlich für verrückt.
Wir erzählten Gaby, was wir heute unternommen hatten. Nach einer halben Stunde kamen die Männer mit dem Essen. Sie hatten herrlich gekocht. Lammbraten mit Kartoffeln und Gemüse. Mmh, so lecker! Mir ging es wieder besser und ich haute richtig rein. „Wo ist eigentlich Georg? Der wollte doch auch kommen“, wollte Gaby wissen. Betty zwinkerte Spiros zu und sagte zu Gaby: „Du kannst es wohl kaum erwarten ihn zusehen. Keine Angst der kommt immer zu spät, aber er kommt. Wir unterhielten uns beim Essen und hatten sehr viel Spaß. Nic war ein bisschen ruhiger. Er lachte zwar immer herzhaft mit, trug zum Gespräch aber nicht sehr viel bei, außer wenn Gaby ihn mit ihren Sticheleien aus der Reserve lockte. Die beiden kannten sich offensichtlich sehr lange und zogen sich gegenseitig mit ihren Jugendgeschichten auf. Als wir bei unserem Nachtisch saßen, klingelte es Sturm.
Es war Georg. Er war ein etwa 40 - jähriger kräftig gebauter Mann mit aufgeweckten, blauen Augen und kurzen, dunklen Haaren. Georg strahlte jeden an, als er die Hand zur Begrüßung ausstreckte. „Du musst Angela sein. Nic hat schon von dir erzählt.“ Nic sah mich etwas verlegen an und sagte: „Ja wegen des goldenen Anhängers. Hast du ihn dabei?“ „Ja, natürlich.“ „Lasst Georg doch erst einmal was essen“, sagte Betty.
„Nein“, sagte Georg, „ich will ihn gleich sehen.“ Ich gab ihm das Ding und er machte einen ziemlich blöden Gesichtsausdruck. Wir mussten alle lachen. „Lacht nicht, der ist echt. Ja wirklich und vor allen Dingen steht er auf der Liste für gestohlene Kunstschätze“, sagte er und wedelte mit einem Stapel Papier herum.
Jetzt verging uns das Lachen. Vor allem mir.
„Wie bist du zu dem Anhänger gekommen Angela?“, fragte Georg. Ich erzählte meine Geschichte und Georg hörte aufmerksam zu.
„Also können eigentlich nur dieser Spiros von der Reisegesellschaft oder die Seitz das Ding in deinen Rucksack gelegt haben.“
Gaby protestierte: „Nein, Spiros kann das nicht gewesen sein. Den kenne ich schon, seit ich für die Gesellschaft arbeite, da tippe ich eher auf die Seitz.“
Ich sagte: „Ja, die hat sich auch richtig an mich gehängt, war die ganze Zeit richtig auf mich aus, und dann noch die Geschichte mit dem Einbruch. Auch wenn sich das blöd anhört, heute Abend bin ich verfolgt worden und ich glaube
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