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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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nicht«, sagte er und ich spürte, wie hilflos er sich vorkommen musste. Sonst war er der starke und allwissende Onkel gewesen, der für alles eine Lösung hatte, doch diesmal schien auch ihn die Ratlosigkeit befallen zu haben.
    Mein Blick schweifte ab und ich betrachtete unser Familienfoto. Sah in die lächelnden Gesichter meiner Eltern. Das Bild war sehr harmonisch. Das Lächeln meiner Mutter war sanft und gleichzeitig geheimnisvoll. Liebe sprach aus ihren Augen und der Blick meines Vaters verriet, wie stolz er auf uns war. Es war ein schönes Bild, das ich schon oft in der Bibliothek angesehen hatte. Doch den Frieden, den es ausstrahlte, ertrug ich nicht lange und schloss meine Augen. Sofort hatte ich das Gesicht von Luca vor mir. Ein heißes Stechen durchfuhr mich, als mir klar wurde, dass auch er es wahrscheinlich nicht geschafft hatte. Der Taluri, der hier hergekommen war, um mich zu warnen, der mich zum Nachdenken gebracht hatte, dessen Augen mir nicht aus dem Kopf gingen. Er hatte es geschafft, dass mein Herz raste, wenn wir uns begegneten. Ich musste mir eingestehen, dass ich mehr für ihn empfunden hatte, als ich zugeben wollte. Dieser warme und aufregende Gedanke, diese Verbundenheit mit ihm durchströmte mich und mir wurde klar, dass meine Gefühle tiefer waren. Musste ich wirklich hier in diesem Bunker erkennen, dass Luca jemand war, der es in kürzester Zeit geschafft hatte, mein Herz zu erobern, um es dann wieder zu brechen? Tränen stiegen erneut in mir hoch und das Gefühl, so viel verloren zu haben, war so übermächtig, dass ich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Tom und ... Luca.
    Er war im Wohnzimmer gefesselt zurückgeblieben und von da an wusste ich nicht, was mit ihm geschehen war. Die Wahrscheinlichkeit, dass er noch lebte, war sehr gering. Seine Brüder wussten bestimmt, dass er sie verraten hatte. Tränen liefen mir wieder über die Wangen. Ich verstand plötzlich, welche Sehnsucht Tom gequält haben musste. Genau wie er, würde auch ich wohl nie erfahren, wie schön es wäre, dieses Gefühl teilen zu können. War es ein Verrat an Tom, dass Luca solche Gefühle in mir auslöste?

Kapitel 23
     
    Was war mit Terry, Clive und Mr. Chang geschehen? Konnten sie fliehen oder waren sie auch ermordet worden? Ich wünschte mir von Herzen, dass sie noch rechtzeitig einen Weg gefunden hatten und unbeschadet aus der Katastrophe fliehen konnten. Doch ich wusste, dass das Wunschkonzert schon längst beendet war und ich der Realität ins Auge blicken musste.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich in die Stille, um mich abzulenken. Meine Stimme war belegt. »Wir können schließlich nicht ewig hier bleiben.«
    Wie in alter Manier, tigerte Onkel Finley durch den Raum. Er antwortete mir nicht. Ich wusste nur, dass ich niemals durch diese Stahltür treten könnte, solange Toms toter Körper noch dort lag.
    »Dieser Bunker ist so ausgestattet, dass wir problemlos mehrere Monate hier unten überleben könnten«, war das einzige, was Onkel Finley sagte.
    Eine plötzliche Erschütterung ließ den Putz von den Wänden rieseln. Sofort fuhren Amy und ich hoch, stürzten zu unserem Onkel und fixierten schockiert und ängstlich die Stahltür.
    »Die wollen hier rein«, begriff Amy und fing wieder an zu weinen.
    »Das schaffen sie nicht. Das kann nicht sein«, beteuerte Onkel Finley, doch ich hörte deutlich, dass er sich nicht sicher war. Es dauerte nicht lange und eine zweite Detonation ließ das komplette Haus erneut erzittern.
    »Mein Gott, die wollen wirklich hier rein. Was sollen wir nur tun?«, rief Amy entsetzt und konnte den Blick nicht von der Tür nehmen.
    Onkel Finley sah abwechselnd zu dem Portrait und zur Tür. Falls er eine Lösung suchte, würde er sie sicher nicht auf dem Familienfoto finden. Kurz nahm er Amy in seine Arme, ergriff ihre Schultern und sah sie ernst an. »Hör auf zu weinen. Wir werden hier rauskommen, aber dafür brauchen wir einen klaren Kopf! Verstehst du mich?« Amy schniefte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. Dann war es wieder still. Auf die nächste Erschütterung wartend, achteten wir auf jedes Geräusch. Aus Sekunden wurden Minuten. Nichts geschah, es herrschte absolute Stille. Wir hörten nur unseren eigenen Atem.
    »Haben sie etwa aufgegeben?«, flüsterte Amy.
    »Vielleicht! Dennoch kann diese Ruhe viel bedeuten! Egal wie sicher dieser Raum ist, es wird eine Frage der Zeit sein, bis sie etwas gefunden haben, womit sie das Sicherheitsschloss umgehen

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