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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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müssen Amy und die anderen in Sicherheit bringen«, flüsterte Onkel Finley mir leise zu. Ich nickte und als ich weiter nichts entdecken und spüren konnte, trat ich ein paar Schritte in das Schlafzimmer zu Clive. Zögernd folgte ich ihm, wobei Mr. Chang mich leicht zurückdrängte.
    Die Tür zum Badezimmer war angelehnt und Licht brannte. Vorsichtig drückte Clive mit dem Pistolenlauf die Tür auf und was wir zu sehen bekamen, war so schrecklich und fürchterlich, dass ich dieses Bild wohl mein ganzes Leben nicht aus meinem Kopf bekommen werde. Regungslos sah ich den schlaffen Körper von Alegra auf dem Boden liegen. Eine große Blutlache suchte sich bereits ihren Weg in unsere Richtung. So viel Blut, es rann sogar in kleinen Rinnsalen von den Wänden. Ihr Kopf war von ihrem Körper getrennt.
    »Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden«, sagte Clive in einem fast ruhigen Ton und wollte mich aus dem Badezimmer ziehen. Doch ich konnte nicht anders, ich musste hinsehen. Gespaltene Knochen lagen offen und Blut sickerte langsam aus ihrem Rumpf. Sehnen und Muskelstränge zuckten wie elektrisiert. Der Kopf war unter das Waschbecken gerollt, starre Augen blickten entsetzt ins Leere. Ihr Haar war blutgetränkt und schimmerte rosa.
    Mir wurde schlecht, angeekelt wandte ich meinen Blick ab, ließ mich von Clive dann doch benommen aus dem Badezimmer führen. Zitternd gaben meine Knie nach und ich ließ mich auf das Bett fallen. Meine Gedanken kreisten um die tote Alegra. Ich konnte es nicht fassen, die arme Alegra! Man hatte sie enthauptet! Sie war tot und wir saßen in der Falle. Mein Magen krampfte und ich unterdrückte den Reiz, mich übergeben zu müssen.
    Mr. Chang betrat den Flur und nickte vielsagend Onkel Finley zu, dessen Farbe völlig aus seinem Gesicht verschwand. Er kämpfte mit den Tränen und kurz glaubte ich, Angst in seinen Augen zu erkennen. Amy drückte er fester an sich. In diesem Moment breitete sich ein Kribbeln auf meiner Haut aus, panisch schrie ich sofort auf. Alles ging sehr schnell. Mr. Chang zerrte mich an meinem Arm in den Flur.
    »Los, in den Keller«, schrie Onkel Finley, zog Amy mit sich hoch und rannte mit ihr auch schon die Treppen hinunter.
    »Lauf, Jade, lauf!«, schrie er.
    Glas splitterte, Schüsse fielen. Ein lauter Knall ließ das ganze Haus beben. Mr. Chang und Clive stürzten vor uns die Treppen hinunter. Dicht folgte mir Tom und trieb mich an, schneller zu laufen. Schon hörten wir schwere, schnelle Schritte auf dem Flur hinter uns. Sofort waren meine Ornamente heiß wie Glut und leuchtend sichtbar. Sie waren hier. Die Taluris.
     
    Eine Explosion ließ uns während des Laufs kurz innehalten. Wir spürten die Druckwelle, die über unsere Körper hinwegfegte. Es krachte und wieder zersplitterte Glas, rauch verbreitete sich wie Nebel im Haus. Amy fing an zu husten und plötzlich stellte sich uns ein Taluri in den Weg. Dunkle tote Augen starrten mich an, ein eiskalter Angstschauer lief mir den Rücken hinunter und zwang mich zum Stehenbleiben. Wie gelähmt sah ich ihm entgegen. Sofort schossen Clive und Onkel Finley auf ihn zu, unbeeindruckt preschte er an ihnen vorbei und suchte den direkten Weg zu mir. Erst als Mr. Chang sich dem Zweikampf stellte, schaffte ich es aus meiner Starre aufzuwachen und an die Kellertreppe zu rennen. Onkel Finley zerrte Amy mit sich. Tom schob mich die ersten Stufen hinunter, als ich mich hektisch umdrehte.
    »Wir müssen Luca holen«, schrie ich in dem Chaos.
    »Bist du verrückt? Dafür ist es jetzt zu spät.«
    Verzweifelt wollte ich mich an ihm vorbei drängen, doch er hielt mich fest.
    »Jade, sei vernünftig! Wahrscheinlich können wir für ihn ohnehin nichts mehr tun.«
    Ich weinte hysterisch. »Nein, wir müssen es versuchen, Tom, bitte«, flehte ich. Kurz sah er sich noch einmal in der Eingangshalle um. Er schüttelte den Kopf.
    »Jade, komm endlich!«, schrie Onkel Finley vom Keller.
    Mr. Chang kämpfte erbittert, während weitere Taluris aus dem Wohnzimmer kamen. Sie alle trugen Tarnhosen, waren muskelbepackt und hatten diesen fiesen, toten Gesichtsausdruck. Gleich würden sie uns erreicht haben. Da zögerte Tom nicht länger, schloss die Tür hinter sich und schob mich panisch die Stufen hinunter.
    Onkel Finley hatte in der Zwischenzeit unseren Rettungsraum geöffnet und wartete nur darauf, dass wir ihm folgen würden. Nur Sekunden später wurde die Kellertür oben geöffnet und mehrere Taluris polterten uns bewaffnet hinterher.

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