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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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nesteln.
    Als Nächstes wandte sich der Hauptmann ihm zu. Mit Unbehagen spürte Peter, wie die starren dunklen Augen des Hauptmannes ihn taxierten. Für einen Moment hatte er das eigentümliche Gefühl, als fiele ihm das Atmen schwerer. Nicht wegen der Kälte, nein, es kam ihm vor, als wäre die Luft plötzlich dünner geworden. Dann war ihm, als ob in den Augen des Kommandanten etwas aufflackerte, ein dunkelrotes Licht tief hinter den Pupillen.
    Irritiert senkte Peter den Blick. Trotzdem entging ihm nicht, wie der Hauptmann seine Mundwinkel zu einem schmalen, hässlichen Lächeln verzog.
    »Verstaut eure Sachen. Wir müssen weiter«, befahl er und drehte sich weg.
    Der Zwirbelbart brummte verärgert.
    »Die Pausen werden immer kürzer. Soll ich dein Besteck wieder zusammensetzen?«
    Peter schüttelte stumm den Kopf, schmiss das Essbesteck achtlos in den Rücksack und stand auf. Jemand reichte ihm seine Waffe, er schulterte den Rucksack und stellte sich hinter den Zwirbelbart in eine Reihe. Der Hauptmann hielt eine Karte in der Hand und warf einen flüchtigen Blick auf den Kompass, der an einem Band um seinen Hals baumelte. Schließlich deuteten seine Finger vage nach vorn, und der Trupp setzte sich in Bewegung.
    Sie kamen nur langsam voran, obwohl der Wald eindeutig lichter wurde. Aber die immer größeren Schneewehen auf den Freiflächen machten jeden Schritt zum Kraftakt. Teilweise versanken Peters Beine bis zu den Knien im feinen Pulverschnee. Hinter ihm fluchte ein Kamerad, als er das Gleichgewicht verlor und in die weiße Pracht plumpste. Ein zweiter Soldat war zur Stelle und half ihm auf. Die Männer redeten in einer fremden Sprache miteinander, die melodiös, aber auch schroff klang. Irgendwie nordisch.
    Überrascht drehte Peter sich um und nahm seine Hintermänner genauer unter die Lupe. Tatsächlich sahen ihre Uniformen anders aus als seine, ihre Mäntel waren heller und hoben sich vom Einheitsgrau der übrigen Soldaten ab. Das war ihm vorhin gar nicht aufgefallen, als alle zusammen auf der Lichtung gesessen hatten.
    Gerade als Peter die Männer fragen wollte, woher sie stammten, ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Schnee wirbelte auf.
    »Achtung, Russen!«, rief jemand.
    Der nächste Donnerschlag dröhnte in seinen Ohren. Ohne nachzudenken, ließ Peter sich auf den Boden fallen. Eine weitere Detonation zerschmetterte eine Tanne, die schräg links vor ihnen im Wald stand. Der Baum kippte ächzend zur Seite. Holz brach, und unzählige Äste und Splitter flogen umher. Peter senkte den Kopf. Sekunden später spürte er, wie etwas seinen Helm traf.
    »Jetzt. Deckung!«
    Die Stimme des Hauptmannes hallte klar und laut durch die Reihen. Peter schaute auf seine Kameraden, die bereits aufgesprungen waren und nach rechts in den Wald stürmten.
    Sein Blick fiel auf einen faustgroßen, spitzen Astsplitter, der vor ihm im Schnee lag. War es etwa dieses Ding gewesen, das ihn getroffen hatte? Er merkte, wie sein Körper kurz zu zittern begann. Was wäre geschehen, wenn er seinen Kopf nicht rechtzeitig gesenkt hätte?
    Eine weitere Explosion katapultierte ihn aus den Gedanken. Peter sprang auf und rannte den anderen hinterher in den dichten Wald. Sein Blick wanderte zurück auf die Lichtung, und seine Augen weiteten sich.
    »Da liegen noch zwei«, rief er aufgeregt.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Der Zwirbelbart brummte kurz und presste die Lippen aufeinander.
    »Denen hilft keiner mehr«, sagte sein Kamerad leise und nickte in Richtung der Männer.
    Jetzt sah es auch Peter. Der vordere der beiden Soldaten lag auf dem Rücken. Seine Augen starrten in den Himmel. Das Gesicht war von aufgewirbelter Erde und Schnee verdreckt, der Mantel rot gesprenkelt. Aus etlichen Wunden sickerte Blut. Es wirkte, als wäre sein Brustkorb von unzähligen kleinen Geschossen durchsiebt worden. Um den zweiten Mann stand es kaum besser. Zwar lag der Soldat noch immer auf dem Bauch, und auf dem ersten Blick hätte man meinen können, er hätte sich nur kurz hingelegt, aber sein unnatürlich zur Seite gebogener Kopf passte nicht recht ins Bild. Ein armdicker und über einen halben Meter langer Ast ragte aus seinem Hals heraus. Der Schnee darunter war hellrot verfärbt. Offenbar war das Holz bei der Explosion vom Baum gesplittert und direkt auf ihn zugeschossen.
    Stöhnend drehte Peter sich zu dem Zwirbelbart um. Seine Gedanken kreisten um die Zweigspitze, die gegen seinen Helm geflogen war. Was wäre passiert, wenn ihn dieses

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