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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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irritieren lassen. Ich habe gedacht, die beiden jungen Männer wären Rivalen, keine Verbündeten. Das hat mich komplett in die Irre geführt.
    «Wo ist er?», fragte Hannah plötzlich. «Wo ist Simon?»
    «Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er tropfnass. Er war gerade durch den See von Greenhough geschwommen, um uns zu entkommen.»
    «Da haben wir das erste Mal zusammen geschlafen», sagte Hannah. «Im Bootshaus. Um diese Jahreszeit, aber die Sonne hat geschienen. In den Bäumen haben die Vögel gesungen. Er hat mich in einem Boot auf den See hinausgerudert, und wir haben Champagner getrunken.» Sie schaute in den Garten hinaus. Nebenan hängte Hilda gerade Laken auf die Leine. Aber Hannah war ganz in Gedanken versunken und bemerkte sie nicht. «Ich habe immer gewusst, dass er ein Trauma hat. Er ist oft in so ein komisches Schweigen verfallen, und manchmal ist er ohne richtigen Grund total wütend geworden. Aber ich habe gedacht, ich könnte ihn heilen. Ich habe gedacht, ich könnte ihn wieder gesund machen.»
    «Ach, Herzchen, das hätte niemand geschafft.»
    «Außer meine Mutter», sagte Hannah. «Sie hätte es vielleicht gekonnt.»
    «Nein! Sie wollte alles kaputt machen!» Eine laute, schrille Stimme, die sie beide zusammenzucken ließ. Es war, als hätte jemand in einer Kirche geschrien. Simon war durch die Vordertür ins Haus gekommen. Vera hatte sich so auf das Mädchen konzentriert, dass sie ihn nicht gehört hatte. Sein dunkles Haar war immer noch feucht, aber er hatte trockene Sachen angezogen.
    «Wie sind Sie hierhergekommen?», fragte Vera und sagte gleich darauf: «Ihre Mutter, nicht wahr? Das einzige Kind, das sie noch hat, will sie beschützen. Ist sie rausgefahren, um Sie abzuholen? Hat sie Sie nach Hause gebracht, damit Sie sich umziehen können, und Sie dann gehen lassen? Das ist wirklich verantwortungsvoll, einen Mörder auf freien Fuß zu lassen.»
    «Meiner Mutter können Sie keine Schuld geben», sagte er und klang mit einem Mal erschöpft. «Sie weiß nicht, was passiert ist.»
    «Sie weiß genug», herrschte Vera ihn an. «Zumindest hat sie etwas geahnt. Warum sonst hätte sie wohl Connie und Alice aus dem Mallow Cottage wegschaffen sollen?»
    «Weil ich sie darum gebeten habe.»
    «Und warum haben Sie das? Wie hätte Connie Masters Ihnen denn gefährlich werden können?»
    «Jenny wollte sie für das verdammte Buch interviewen. Vielleicht hatte sie das ja sogar schon gemacht. Was, wenn sie der Frau erzählt hat, dass wir ein Verhältnis hatten? Ich konnte nicht riskieren, dass Masters noch mal mit der Polizei spricht. Sie hätte mir ein Motiv für den Mord geben können.»
    Die Wörter kamen zusammenhanglos und wirr heraus, und Vera dachte, dass Simon sich etwas vormachte. Das war nicht der wahre Grund für die Entführung gewesen. Von dem großen weißen Haus aus hatte er Connie und Alice zusammen beobachtet. Wie sie als glückliche Familie in dem Garten spielten, in dem sein Bruder ertrunken war. Die Bitterkeit in seiner Stimme verriet Vera, dass er die beiden gehasst hatte.
    «Ich will mit Hannah sprechen», sagte er. «Ich will es ihr erklären.»
    «Na klar, und ich will im Lotto gewinnen und nie wieder was mit Leuten wie Ihnen zu tun haben müssen. Aber das wird alles nicht passieren.»
    «Bitte», sagte Hannah. «Geben Sie ihm ein paar Minuten.» Sie stand auf, und die beiden jungen Leute sahen sich quer durch den Raum an. Wieder staunte Vera, wie ruhig Hannah doch war. Die Unsicherheit darüber, wie ihre Mutter zu Tode gekommen war, hatte ihr Selbstvertrauen und ihre innere Stärke angegriffen. Dass sie es jetzt wusste, verlieh ihr wieder Kraft. «Also, Simon, erzähl mir, weshalb du geglaubt hast, du müsstest die Frau umbringen, die so gut zu dir gewesen ist.»
    «Wie kannst du nur so was sagen?» Er schrie. «Wie kannst du so was sagen, wo sie mich doch verführt hat? Wo sie mich dir doch weggenommen hat?»
    «Das war deine Entscheidung, Simon, würde ich sagen. Du bist selbst dafür verantwortlich. Warum musste sie sterben?»
    «Sie wollte es dir erzählen. Dann wäre alles aus gewesen zwischen uns. Das hätte ich nicht ertragen.» Tränen liefen ihm die Wangen hinunter.
    «Ach, Simon, du bist noch so ein Kind. Du gibst mir das Gefühl, uralt zu sein.» Hannah sprach kalt und überlegt. Sie ging zu ihm hinüber, und Vera erwartete, dass sie ihn schlagen würde. Ihm eine Ohrfeige geben würde. Darauf war sie vorbereitet. Doch stattdessen nahm das Mädchen ihn in die

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