Seelentraeume
ausgearbeitete Rede. Kaldar und Richard hatten eine Dreiviertelstunde daran gefeilt. Nachdem Kaldar die Referenzen des Spiegels vorgelegt und mit der möglichen Verhaftung von Maedocs Mördern gewinkt hatte, zeigte sich der Sicherheitschef des Schlosses mehr als gewillt, seinen Part beim Auslegen der Falle zu übernehmen. Brennan musste jetzt reagieren.
Mach schon
, drängte George ihn stumm, indem er seinen Rücken anstarrte.
Los, mach, du weißt, dass du mit ihnen reden willst
.
Brennan öffnete einen Füllfederhalter.
»Füller«, brummte Jack.
»Ich seh’s.«
Brennan schrieb etwas auf ein Blatt Papier und winkte einem Kellner. Anschließend schlängelte sich der Diener zu jenem Tisch, an dem Rene und Angelia saßen, und lieferte die Notiz ab. Rene sah sie an und erbleichte. Dann gab er das Blatt Angelia.
Fünf Minuten später schickte George seinerseits eine Nachricht. Sie gelangte zu Richards Tisch. Er faltete seine Serviette zusammen, erhob sich und marschierte hinaus.
Drei Minuten später stand Angelia auf. Rene begleitete sie behutsam zum Ausgang. Brennan folgte als Letzter.
Er musste sie ins Nebenzimmer bringen, den einzigen vom Großen Speisesaal aus rasch erreichbaren Raum, in dem man ungestört reden konnte. Links war die Vorhalle von den Sicherheitskräften blockiert, während sie rechts in den Personalbereich und in die von Bediensteten wimmelnden Küchen führte.
Der Spiegel bebte. Irgendwer hatte die Tür zum Nebenraum geöffnet, und der Windzug hatte das feine Gewebe des Zaubers aufgewühlt.
»Ja«, zischte Jack.
Der Zauber riss wie ein von der Wasseroberfläche entfernter Ölfilm, der Spiegel verschwand, offenbarte eine völlig durchsichtige Glasscheibe und dahinter Brennan. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Angelia drückte sich mit dem Rücken flach gegen die Scheibe. Rene gab sich widerborstig. Richard stand reglos wie ein dunkler Schatten und blickte unverwandt in den Speisesaal. Seine Miene verriet keinerlei Beunruhigung. Der Zauber wirkte also offenbar wie beabsichtigt – aus dem Innern des Nebenraums betrachtet, wirkte das Glas auch weiterhin verspiegelt.
»Die wissen gar nichts«, knurrte Brennan, dessen Stimme leicht gedämpft, aber gut verständlich aus den hinter dem Wandschmuck verborgenen Gittern klang. »Sie haben nichts, sie wissen nichts. Alles Lüge.«
Da hob der Große Than die Hand. Der Lärm im Speisesaal erstarb wie von einem Schwert gekappt.
»Wach auf!«, blaffte Rene. »Die wissen Bescheid. Wir sollten einen Handel vorschlagen.«
Brennan verpasste ihm einen klatschenden Kinnhaken. Der Blonde taumelte rückwärts.
»Ihr hört mir jetzt gefälligst mal zu. Alle«, bellte Brennan. »Es wird keinen Handel geben. Ihr sprecht mit niemandem, sagt kein Wort, ihr lasst nicht mal einen fahren, ohne mich vorher zu fragen. Und wenn doch, mache ich euch fertig. Denkt lieber nicht mal im Entferntesten daran, ungeschoren davonzukommen, wenn ihr mich über die Klinge springen lasst. Ich bin ein königlicher Reichsebenbürtiger. Ihr dagegen seid nichts. Abschaum.«
Er fuhr zu Angelia herum. »Du bist eine Hure, die ihre Beine nicht geschlossen halten kann. Und du …« Damit wandte er sich Rene zu. »… bist ein Stutzer und Schwächling.« Dann sah er Richard an. »Und du ein gieriger Feigling. Ich kann jeden von euch ersetzen, Dutzende werden darum rangeln, an eure Stelle zu treten.
Ich
habe euch zu dem gemacht, was ihr seid, ich habe diesen zerstreuten Haufen Banditen und Abschaum in eine Streitmacht verwandelt. In den letzten fünf Jahren ist an dieser Küste kein einziger Sklave verkauft worden, ohne dass ich meinen Schnitt dabei gemacht hätte. Ich befehlige dreihundert Sklavenhändler. Diese Küste gehört mir. Ich bin die eigentliche Macht.«
Der Große Than erhob sich. Seine Augen traten hervor. Sein Gesicht wurde zornesrot. George spürte den überwältigenden Drang, ganz klein und still zu werden.
»Ihr wollt das Maul aufreißen, bitte, versucht’s nur. Dann werdet ihr nicht mehr erleben, wie heute die Sonne untergeht. Habt ihr mich verstanden?«
Der Große Than stapfte auf die Glasscheibe zu.
Brennan fuhr mit irrem Blick herum. »Ihr werdet von Glück sagen können, wenn ich euch umbringe. Lieber nehme ich euch alles, was ihr habt, und liefere euch dem Abartigsten aus, den ich finden kann. Der wird euch dann zu seinem Vergnügen an die Kette legen, und ihr werdet das Ende eurer Tage bis zum Hals in den schlimmsten Perversionen ersehnen.«
Beinahe
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