Seelentraeume
Dienste leistete und mit dem er sich den Weg zum Thron freigekämpft hatte. Das Schwert verfügte über eine neunzig Zentimeter lange, geschärfte, seidig glänzend polierte Doppelklinge, einen fünfundzwanzig Zentimeter langen Griff, umwickelt mit einfachen Lederbändern, die es Brennan erlaubten, die Waffe sowohl ein- als auch zweihändig zu führen, und einen runden Knauf samt Stichblatt. George hatte schon mal ein Schwert dieser Art, vom selben Schmied angefertigt, in der Hand gehabt – eine von Declans Waffen. Die Klinge war bei vierzehn Zentimetern ausbalanciert und wog zweieinhalb Pfund, eine Kombination, die das Schwert trotz seiner Größe leicht handhabbar machte. George hatte sich damit unbesiegbar gefühlt.
Richards Schwert hingegen besaß eine einzelne, leicht gebogene Klinge. Es war scharf wie ein Rasiermesser, nur fünfundzwanzig Zentimeter lang und wog lediglich ein Pfund; der Griff hatte eine Länge von zehn Zentimetern. Brennans Schwert war damit fünfundzwanzig Zentimeter länger, mehr als ein Pfund schwerer, dafür aber schwerfälliger – ein mächtiges Fleischermesser verglichen mit Richards schlankem Skalpell.
Brennan holte nach rechts aus, zielte auf Richards rechte Flanke unterhalb der Rippen. Richard wollte parieren, doch anstatt den Hieb auszuführen, kehrte Brennan ihn um und schlug nun nach Richards linker Seite. Der traf Brennans Schwert in letzter Sekunde mit waagerechter, abwärts gewandter Klinge. Brennan legte es offenbar auf Schnelligkeit an.
»Wer bist du, wenn du nicht Casside bist?«
»Du nennst mich den Jäger.«
Brennan schlug erneut zu, das Schwert tanzte in seiner Hand. Rechts, links, rechts, links. Die Waffen klirrten. Richard wich mit kurzen, wohlbedachten Schritten unter dem Ansturm zurück. Brennan trieb ihn quer durch den Raum. Ihre Schwerter blitzten, Richard bewegte sich eine Spur zu langsam, sodass die Spitze von Brennans Klinge seine Schulter streifte. Unter dem weißen Ärmel quoll Blut hervor. Verdammt.
»Nein«, knurrte Jack.
»Das ist gar nichts. Es geht ihm gut.« Brennan schlug die erste Wunde. Nicht gut. Georges Puls beschleunigte sich. Richard durfte nicht verlieren. Er durfte diesen Kampf einfach nicht verlieren.
Die beiden Männer umkreisten einander wie Raubtiere. Richard ein schlanker Wolf, Brennan ein verzärtelter Tiger.
»Warum?«, wollte Brennan wissen.
»Weil du am Handel mit Menschen verdienst.«
»Ah, ein wahrer Gläubiger.« Brennan bleckte die Zähne. »Und wer bist du, dass du über mich urteilst?«
»Ein Mensch«, antwortete Richard.
Brennan packte sein Schwert jetzt beidhändig und schlug zu, führte die Klinge in einer Kreisbewegung über Richards Brust. Doch der wich zurück, das Schwert sauste an seinem Hemd vorbei. Brennan kehrte den Schwung um und führte den nächsten Schlag schräg abwärts. Richard parierte, wehrte den Hieb mit der flachen Klinge ab. Stahl klirrte. Richard taumelte zurück. Brennan war größer und mindestens dreißig Pfund schwerer als er und bestand nur aus festen Muskeln. George wusste, dass Richard über unmenschliche Ausdauer verfügte, doch der Blitzschock hatte seinen Tribut gefordert.
Brennan holte abermals aus, diesmal horizontal. Richard parierte mit krachendem Stahl. Wieder und wieder kreuzten sie die Klingen, blockten die Schläge mit der flachen Seite. Brennan schlug grunzend auf Richard ein, Hieb folgte auf Hieb, in jeden legte er seine ganze Kraft. Richard befand sich auf dem Rückzug, geriet unter den Schlägen ins Wanken. George ballte die Fäuste.
Weg da, sonst nagelt er dich an die Wand. Weg.
»Der drischt bloß auf ihn ein«, presste Jack zwischen den Zähnen hervor. »Ohne jede Technik.«
»Er meint, Richard sei zu fertig für einen langen Kampf. Er will es schnell zu Ende bringen.«
Brennan kannte sämtliche Techniken eines guten Schwertkämpfers – aber auch alle gemeinen Tricks. Die Mitglieder seiner Familie wurden von Kindheit an genauestens in allen Kampfkünsten unterwiesen. George indes hatte erst mit neun mit dem Training beginnen dürfen, einem Alter, in dem sich Brennan schon seit sechs Jahren im Schwertkampf geübt hatte. Jetzt jedoch setzte er auf rohe Kraft. Dies war kein Zweikampf, sondern ein Duell auf Leben und Tod, schnell und brutal. Nur ein Mann würde den Kampfplatz lebend verlassen, und Richard machte einen verzweifelten Eindruck.
Brennan ritzte Richards rechte Schulter. Ein weiterer Treffer.
Verdammt
. George verkniff sich ein Knurren. Wie gerne wäre er
Weitere Kostenlose Bücher