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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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mein persönliches Lehrgeld für die Erfahrung, daß es Verbindungen gibt, die man trotz aller Reize und Erfolgsaussichten nicht eingehen sollte. Ich werde Sie nach Annahme meines Vorschlags, uns zu trennen, so bald wie möglich, spätestens aber innerhalb von vierzehn Tagen, in den nächsten südamerikanischen Hafen bringen. Für die Zwischenzeit bitte ich Sie, sich als mein Gast zu betrachten und sich im Interesse Ihres Wohlbefindens in Ihrer Kabine aufzuhalten. Datum. Unterschrift: Don Saraiva.«
    Es war sonnenklar, der Brasilianer wollte tauchen lassen! Die versunkenen Schätze der >Kentucky< spukten in seinem Schädel und ließen ihn nicht schlafen. Aber ganz gleich, wir hatten die Kinleys im Rücken, und dieser Brief bedeutete für Hogendahl die Freiheit! Es war kaum zu fassen, es war ein Tag wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten zusammen! Nun war alles gut, nun brauchte ich mir keine Vorwürfe mehr zu machen, Hogendahl und Don Saraiva zusammengebracht zu haben.
    »Ich bin ja so froh für Sie, Herr Hogendahl!« rief ich überglücklich und sah dabei nicht, daß die Hände von Fräulein Lydia von den Sessellehnen glitten und ins Leere fielen.
    »Mach mal für einen Augenblick die Klappe zu, Pitt«, sagte Hogendahl ein wenig abgeschnürt, und da bemerkte ich erst, daß ihm gar nicht so freudig zumute war wie mir und daß auch Fräulein Cornelius so aussah, als ob sie nun doch den Schluck Kognak nötig hätte, den zu trinken sie mir noch vor kurzem abgeschlagen hatte. Oh, für gewöhnlich hatte ich keine allzulange Leitung, aber damals dauerte es eine ganze Weile, bis ich begriff: Was sollte denn, um Himmels willen, aus Fräulein Lydia werden, wenn Hogendahl nun tatsächlich das Schiff verließ?
    Das traf mich wie ein unerwarteter, eiskalter Wasserguß. Aber in dem gleichen Augenblick, in dem sie mein Erschrecken spürte, zwang sie sich zu einem Lächeln und trat, als ob sie nur Zeit gebraucht hätte, sich von einer freudigen Überraschung zu erholen, auf Hogendahl zu und reichte ihm die Hand: »Ich freue mich für Sie, Herr Hogendahl! Ich freue mich von Herzen. Das ist ja fast wie ein Geburtstagsgeschenk, nicht wahr?«
    Hogendahl ließ sich die Hand schütteln und blieb stumm. Er sah starr über ihren Kopf hinweg, und sein Schweigen wurde direkt bedrückend.
    »Ich weiß nicht«, fuhr Fräulein Cornelius rasch fort, als wolle sie sich dafür entschuldigen, daß ihre Glückwünsche mit so viel Verspätung eintrafen, »ob Sie vom Inhalt dieses Briefes so überrascht sein
    können wie ich.«
    Hogendahl bewegte die Lippen, aber es kam nur ein unverständliches Gebrumm heraus.
    >Nein, Sie können es nicht wissen«, sagte sie, als koste es sie einige Überwindung, sozusagen Dienstgeheimnisse auszuplaudern, »aber ich habe doch täglich Gelegenheit gehabt, Don Saraiva zu beobachten — und die heimliche Gier und Ungeduld, mit der er das Fortschreiten Ihrer Arbeiten an Bord verfolgte.« Sie brach unvermittelt ab, als hätte sie schon zuviel gesagt.
    Ich möchte stark bezweifeln, daß Hogendahl ihr überhaupt zugehört oder, wenn er ihr zugehört hatte, sie verstanden hatte. Er stand leicht vornübergebeugt am Tisch, die Hände aufs Holz gestützt, und sein Gesicht war so verschlossen, als wäre er in einem Raum ganz für sich allein eingesperrt. Ich hatte das Gefühl, die Luft in der Kabine knistere unter einer fast unerträglichen Spannung. Denn was sollte nun werden? Entschloß Hogendahl sich für Don Saraivas Angebot, dann war er zwar frei, dafür aber war Fräulein Lydia dem Brasilianer ausgeliefert und preisgegeben. Schlug er es aus, dann legte er sich für Jahre in Ketten. Es war eine böse Zwickmühle.
    »Was überlegen Sie denn noch?« fragte Fräulein Cornelius in die knisternde Stille hinein. »Was gibt es für Sie anderes, als zu diesem Angebot ja und nochmals ja zu sagen?«
    Am liebsten hätte ich ihr zugerufen: Reden Sie sich doch nicht selber ins Unglück! Aber mir war die Gurgel wie abgeschnürt. Dabei sah ich, daß Hogendahl sich vom Tisch abstieß, sich aufrichtete und den Kopf nach hinten warf, als hätte er einen bedeutsamen Entschluß gefaßt.
    Er nahm den Brief, strich ihn glatt und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. »Bitte«, sagte er zu Fräulein Lydia, »wollen Sie so freundlich sein, noch einen Augenblick zu warten. Sie können dann das, was ich Don Saraiva mitzuteilen habe, gleich mitnehmen.«
    Mir war es nicht möglich, länger stumm dabeizustehen. »Und was wollen Sie Don Saraiva

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