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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Heini hinüber, der die Ankerwinde schmieren mußte und das Spill mit Mennige anpinselte. Er hatte eine dick aufgeschwollene Lippe und sein rechter Eckzahn wackelte, weil ihm der Neger Nelson bei seiner Flucht auf den Kranmast mit dem Knüppel einen Hieb verpaßt hatte. Der Doktor hatte ihm für den Zahn etwas zum Einpinseln gegeben, damit er wieder anzog und fest wurde, aber der Heini hatte das Zeug ausgegossen und sagte mir, von ihm aus könne der Zahn abgehen; denn er kannte von früher her einen Matrosen, der sich den Eckzahn extra ausgebrochen hatte, um zweistimmig pfeifen zu können, und das wollte er auch lernen. Jedenfalls hatte er auf den Nelson nicht den geringsten Groll. Und er sagte geradeheraus, es wäre eine Riesenschweinerei, daß solch ein Schinder wie Don Saraiva frei herumlaufen dürfe, und wenn nur mehr solcher Kerls an Bord wären wie mein Freund Hogendahl und der Zweite Steuermann, dann könnte Don Saraiva mit seinen Gemeinheiten einpacken und kein Mensch würde für ihn noch einen Finger krumm machen. Aber leider gäbe es eben genug Schufte, die ihm am liebsten hintenrein kröchen und die vor jedem Geldstück gleich auf die Knie fielen, wie der Dunkimann zum Beispiel; dem wäre nichts dreckig genug, und so hätte er auch die Taucher, knapp daß sie unten gewesen wären, auch gleich wieder in ihren Bunker eingespundet, wie richtige Schwerverbrecher.
    Und da sah ich ihn so von der Seite an und fragte ihn: »Dschä, nun segg mi doch mol, Heini, wie weit is sich dat nu eintlich von hier bis zu die venezolanische Küste?«
    Der Heini roch so rechts und links in den Himmel, ob die Luft auch rein sei, und meinte, bis zur Küste wäre es eine ziemliche Ecke; aber nach dem Kompaß immer schlankweg Südwest gesteuert, da könne sich ein Blinder nicht verfehlen und müßte mit der Nase direkt auf die Insel unter dem Wind stoßen, über denen wir gerade nordöstlich lägen...
    Und da kniff ich ein Auge zu und sagte: »Ja, Heini, wenn auch du meinst, daß das eine Schweinerei ist, wie der Don Saraiva mit die Tauchers umspringt, da müßte man als anständiger Fahrensmann und Christenmensch die Brüder, wenn es man auch nur Strolche sind, doch eigentlich zum Rönnaweh verhelfen, oder?«
    Der Heini atmete erst eine Zeitlang tief durch, und dann kratzte er sich am Kopf und meinte, der Spaß könnte ihn leicht das Seefahrtsbuch kosten, aber er hätte von der Frachterei sowieso schon lange die Nase voll, und vor einem Jahr hätte ihm sein Schwager Fiete ein Angebot gemacht, einen Anteil von seinem Kutter >Hertha II< zu übernehmen und in den Gewässern um Island auf Kabeljau- und Heringsfang zu gehen.
    Und wie er soweit war, sagte ich zu ihm: »Na, denn kann dich ja nichts Besseres passieren, aber den Schlüssel zu die Taucherkoje müßtest du schon selber besorgen.«
    Dazu meinte er: »Es is man nur ’n einfach Schloß, und mit ’n Dietrich jeiht dat auch.«
    »Jawoll«, sagte ich, »und inner Nacht, wenn die Mechanikers achtem am Kran Radau machen.«
    Er nickte: »Ohlrait, Pitt«, aber plötzlich machte er: »Seht, hol din Muul!« und griff wieder nach dem Pinsel, und wie ich mich umdrehte, da kam das Fräulein Lydia mit einer ledernen Briefmappe unterm Arm geradewegs auf uns zu und winkte mir. Ich lief zu ihr hinüber, und als ich vor ihr stand, da bat sie mich, ich möge doch rasch zu Herrn Hogendahl laufen und ihm sagen, daß er in seine Kabine kommen möchte, denn sie hätte eine Nachricht von Don Saraiva für ihn abzugeben, und es wäre sehr eilig damit.
    Bevor ich zu Hogendahl lief, drehte ich mich noch einmal zu meinem Freund Heini um und rief, als ginge es um seine Farbtöpfe. »Na, dann mach mal das Boot klar, Heini!« Er zwinkerte mir zu und antwortete: »Wird gemacht, Pitt, wird gemacht!«
    Hogendahl fand ich in der Schmiede. Er war gerade dabei, das Verschlußstück der Stahlbime mit dem Mikrometer auf seinen Schliff hin zu prüfen. Erst brummte er, aber als ich ihm sagte, daß das Fräulein vor seiner Kabine auf ihn warte, da machte er Schluß und wusch sich die Hände. Weil er aber sehr dreckig war, gab er mir den Schlüssel und sagte, ich solle schon vorangehen, Fräulein Cornelius einen Stuhl anbieten und ihr melden, daß er sofort nachkäme. »Und antworte nur, wenn du gefragt wirst, und red keinen Blödsinn, verstanden!« rief er mir noch hinterher. Das fand ich nun nicht sehr fein von ihm, mir das zu sagen, wo es alle Mechaniker mitkriegten und sich eins grinsten.
    Mir war ohnehin nicht

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