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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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aufgeregten Portugiesisch heraushören konnte, waren außer den Namen aller dreihundertfünfzig Kalenderheiligen, daß er unschuldig wie ein neugeborenes Kind sei. Jedenfalls wiederholten sich die Worte >Innozenzia< und >Bambino< in seinen Beteuerungen gut ein dutzendmal, und was ein Seemann ist, kennt gerade diese beiden Worte in allen Sprachen der Welt.
    Kapitän Maldonado scheuchte die Leute ins Logis zurück. Die Jungens trollten sich und zogen den Dunki mit. Die anderen, der Doktor, der mir auf die Beine half und mir einen Verband um den Kopf legte, Kapitän Maldonado und die beiden Steuerleute, blieben auf dem Achterdeck. Hogendahl und Fräulein Lydia standen neben dem Loch, das der Träger ins Deck geschlagen hatte. Nach Reden war niemandem zumute. Nein, zehn Zentner Eisen drücken doch auf einen, auch wenn man nur beinahe darunter gelegen hätte.
    Später stand ich neben Fräulein Lydia, während Hogendahl dem Kapitän den Vorfall für den Eintrag ins Journal genau schildern mußte. Die Steuermänner untersuchten derweil den Kran sehr gründlich und kamen schließlich kopfschüttelnd zurück. »Unbegreiflich, wie das passieren konnte«, meldete der Erste dem Kapitän, »der Kran ist absolut in Ordnung. Der Dunki muß geschlafen haben oder für einen Moment weggetreten sein.«
    Da sah ich Fräulein Lydia an. »Nun?« fragte ich sie. »Halten Sie das noch immer für einen Zufall? Und mich für übergeschnappt, wenn ich Ihnen sage, daß der Dunki es auf Herrn Hogendahl abgesehen hatte? Wenn ich Ihnen schwöre, daß ich genau gesehen habe, wie er auf Hogendahl gezielt hat, als er die Last niedersausen ließ?«
    »Aber was soll der Dunki für einen Grund haben...?«
    »Der Dunki! Nee, der Dunki hat Herrn Hogendahl natürlich nicht von sich aus umbringen wollen. Aber ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß Don Saraiva sich schlafend stellt? Daß er als einziger an Bord von dem Lärm und Krach nicht geweckt worden ist? Na, so was von Schreck und von gutem Gewissen, wie der uns Vorspielen wird, wenn er geweckt wird, werden Sie noch nie in Ihrem Leben zu Gesicht bekommen haben. Passen Sie nur gut auf!«
    Jetzt schien sie es endlich doch zu begreifen, wenn auch reichlich spät. » Don Saraiva ist nicht an Deck?« fragte sie und blickte sich um, als könne sie es nicht glauben und als müsse sie ihn bisher nur übersehen haben.
    »Schauen Sie sich ruhig gründlich um!« ermunterte ich sie. »Sollten Sie ihn entdecken, dann sagen Sie es mir.«
    Da ließ sie mich stehen und ging zu Kapitän Maldonado hinüber. Ich folgte ihr in einigem Abstand. Ich spürte die Beine noch immer wie Blei und hatte das Gefühl, die >Esperanza< stampfe in einem schweren Sturm durch eine ganz grobe See, und der Schädel brummte mir gewaltig.
    »Finden Sie es nicht merkwürdig, Kapitän«, hörte ich sie Señor Maldonado fragen, »daß Don Saraiva den Lärm an Bord verschlafen hat?«
    »Wie bitte?« fragte er, als ob er sie nicht recht verstanden hätte, aber dann blickte er sich doch suchend um, und mit ihm die Herren de Veer und Olefson. Herr de Veer sagte einigermaßen verblüfft, das käme ihm auch ein wenig komisch vor, daß Don Saraiva nicht an Deck sei, denn vor einer Minute hätte er noch beim Vorbeilaufen in der Bibliothek Licht gesehen...
    »Bitte, Herr Olefson«, befahl Maldonado, »gehen Sie doch hinüber und melden Sie Don Saraiva, was hier passiert ist.«
    Der Zweite entfernte sich zu rasch, sonst wäre ich ihm gern gefolgt, um mir das Schauspiel des süßen Erwachens von Don Saraiva aus unschuldigem Kinderschlaf mit anzusehen. Aber für die schnelle Gangart des Zweiten war ich auch noch zu schwach auf den Beinen. Er verschwand mit seinen brandroten Haaren im Dunkel des Steuerbordganges.
    Keine zehn Sekunden später tauchte er wieder aus der Finsternis auf, schlotternd und vor Entsetzen nicht fähig, auch nur einen halbwegs verständlichen Satz herauszubringen. Und er war doch weiß Gott ein harter Bursche, der mit dem größten Rowdy im Handumdrehen fertig wurde.
    »Nun reden Sie schon, Mann!« herrschte Kapitän Maldonado den Zweiten an. Der stotterte eine Meldung, die den Kapitän seine ganze spanische Würde vergessen ließ. Aber da liefen schon Hogendahl und Fräulein Lydia und unsere beiden Mechaniker Vohburger und Schmidtke an Olefson vorbei in den dunklen Gang hinein, den nur das wenige Licht erhellte, das aus der weit aufgerissenen Tür der Bibliothek kam.
    Jetzt machte auch ich mich auf die Beine, aber vor der engen Tür

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