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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Kollegen nur Jo genannt, manchmal so etwas wie Wehmut. Sie war sich sicher,
     ihre Eltern würden noch immer in Deutschland leben, gäbe es mehr Sommer wie
     diesen. Ende letzten Jahres hatten sie endgültig vor dem deutschen Wetter
     kapituliert und waren nach Portugal zurückgekehrt, um sich in Vigo von ihrem
     Ersparten ein kleines Hotel zu kaufen.
    Jo war in Baden-Württemberg geblieben. Sie hatte hart
     für ihre Laufbahn als Kommissarin bei der Kriminalpolizei gearbeitet. Nach der
     Landespolizeischule in Freiburg war sie vor etwa einem halben Jahr als
     frischgebackene Kriminalhauptmeisterin und Kommissarsanwärterin zur Kripo
     Überlingen gekommen. Die Arbeit hier machte ihr Spaß, auch wenn sie nicht mit
     allen Kollegen auf Anhieb klarkam. Aber das war ein anderes Thema. Jetzt musste
     sie erst mal einen freien Parkplatz ergattern.
    So spendabel sich das Land beim Neubau des
     Dienstgebäudes auch gezeigt hatte, die schon immer knappe Parkfläche war
     seinerzeit nicht erweitert worden. Da vorne, in der zweiten Reihe, war da nicht
     eine Lücke? Tatsächlich! Jo drückte erleichtert den Fuß aufs Gaspedal und
     steuerte den freien Platz an, als plötzlich ein roter Flitzer frech an ihr
     vorbeiröhrte und die Lücke schloss.
    Jo bekam einen roten Kopf. »Dieser Arsch!«, entfuhr es
     ihr. Das war Kalfass! Ludger Kalfass, Jos Kollege und Intimfeind. Vor zwei
     Jahren hatte ihn das Personalamt als Kriminalobermeister in Überlingen
     »abgestellt«, seitdem klebte er an diesem Stuhl. Kein noch so übertriebener
     Eifer hatte daran etwas zu ändern vermocht.
    Â»Liebenswürdig wie immer«, konnte sich Jo einen
     Kommentar nicht verkneifen. »Wenn Egoismus wehtäte, müsstest du dich vor
     Schmerzen krümmen.« Am liebsten hätte sie diesen Widerling gesiezt, doch das
     unter Kollegen übliche »Du« konnte sie schlecht ignorieren. Aus den
     Augenwinkeln nahm sie im zweiten Stock des Gebäudes eine stämmige weißhaarige
     Männergestalt wahr. Der Chef war also bereits im Haus.
    Â»Wer zuerst kommt, parkt zuerst, wusstest du das
     nicht, liebe Kollegin? Oder willst du mich für den knappen Parkraum
     verantwortlich machen?« Kalfass schloss die Wagentür und rückte seine randlose
     Brille zurecht, ehe er grinsend in Richtung Hintereingang verschwand.
    Zehn Minuten später betrat Jo das Büro.
    Â»Gut, dass du endlich kommst«, bemerkte Kalfass
     süffisant, ohne den Blick von seinem Bildschirm zu nehmen. »Die Antwort vom LKA ist da. Der Tote bei dem Überfall in Owingen geht
     eindeutig auf das Konto der Rumänen.«
    Noch ehe Jo eine passende Antwort einfiel, öffnete
     sich die Tür zum Nebenraum. Mit einem übertrieben zackigen »’n Morgen, die
     Herrschaften!« stürmte Hauptkommissar Wolf in den Raum. Trotz der Hitze trug er
     in waghalsig schrägem Sitz ein Barett auf dem Kopf. Jo konnte sich nicht
     erinnern, ihn jemals ohne Kopfbedeckung gesehen zu haben. Angeblich versteckte
     er darunter eine kahle Stelle, die ihm ein Messerstecher bei der Festnahme
     zugefügt hatte.
    Â»Jo, nimm deine Tasche und überlass die Rumänen Onkel
     Lu. Wir müssen weg.«
    Â»Was ist passiert?«, fragte sie.
    Â»Wir fahren nach Wallhausen. Ein Suizid.«
    Bei dem spöttisch hingeworfenen »Onkel Lu« hatte
     Kalfass ruckartig den Kopf gehoben. Jo wusste, dass er diesen Spitznamen auf
     den Tod nicht ausstehen konnte. Es ärgerte ihn maßlos, dass Wolf ihn immer
     wieder verwendete. Jo hatte ihm den Namen verpasst, nachdem er auffallend häufig
     von einer jugendlich klingenden Frau angerufen wurde, die er hartnäckig als
     seine Nichte ausgab.
    Â»Seit wann kümmern wir uns um Wallhausen?« Die
     Missbilligung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Das ist die
     gegenüberliegende Seeseite, da sind die Kollegen aus Konstanz zuständig.«
     Abfällig fügte er hinzu: »Und dann noch ein Suizid!«
    Â»Später«, beschied ihn Wolf und war bereits unter der
     Tür. Jo hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Zehn
     Minuten später standen sie am Bug der »Möwe« und ließen sich die frische Seeluft
     um die Nase wehen. Jo genoss die Überfahrt auf der kleinen Personenfähre, den
     Blick auf das näher kommende Südufer des Überlinger Sees gerichtet, auf den
     bunten Mix der im Sonnenglast flirrenden Landschaft, die so

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