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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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spitzen Lippen pustete er einige Rauchkringel in die Luft, sah
     ihnen gedankenverloren nach, bis sie sich im Blätterdach der Bäume verloren.
     »Was hast du dir nur dabei gedacht?«, begann er aufs Neue. »Du hättest wissen
     müssen, dass du gegen uns nicht anstinken kannst! Das haben schon ganz andere
     versucht, und keinem ist es sonderlich bekommen.«
    Er machte eine längere Pause,
     gerade so, als wolle er dem Angesprochenen Gelegenheit geben, sich zu
     verteidigen. Doch der blieb stumm. »Konntest den Hals nicht voll genug kriegen,
     stimmt’s? Und jetzt? Jetzt hast du den Boden unter den Füßen verloren.« Als ihm
     die Doppeldeutigkeit seiner Aussage bewusst wurde, lachte er verhalten.
    Er ging ein paar Schritte und sah
     sich um. Nichts rührte sich. Zwischen den Bäumen, etwas tiefer gelegen und doch
     gefährlich nahe, die Häuser von Wallhausen, dicht dahinter der blinkende See,
     dessen jenseitiges Ufer sich im Dunst verlor. Langsam wurde es dort unten
     lebendig: Einige Wallhausener machten sich bereits auf den Weg zur Arbeit,
     andere gingen mit ihren Hunden spazieren. Bald würden die ersten Jogger
     unterwegs sein.
    Sorgfältig drückte er auf der
     Schuhsohle seine Zigarette aus, akribisch darauf bedacht, kein Krümelchen auf
     den Boden fallen zu lassen. Die Kippe legte er zu den anderen in eine
     mitgebrachte Plastiktüte.
    Ein letzter Blick streifte den
     Mann, zu dem er gesprochen hatte. Dann gab er sich einen Ruck. »Okay, bringen
     wir’s hinter uns«, murmelte er, fischte ein Handy aus der Jackentasche und
     drückte ein paar Tasten.
    Â»Ist dort die Polizei? Sie sollten
     schnell einen Wagen schicken, hier hängt einer … na hier, im Wald, etwa einen
     halben Kilometer oberhalb Wallhausen, rechts von der Landstraße nach Dettingen … Wie er heißt? Weiß ich doch nicht, denken Sie, ich fass den an? … Ach so, wie
     ich heiße, meinen Sie? … Hallo, hallo?« Er drückte die Aus-Taste.
    Ein frischer Wind war aufgekommen,
     der Tote über ihm begann leicht zu schaukeln.
    Mit geübten Griffen zog er sich die
     weißen Latexhandschuhe von den Fingern. Nach einem letzten prüfenden Blick
     machte er kehrt und lief mit raschen Schritten in den Wald hinein.

2
    Â»Verdammte Hitze«, knurrte Hauptkommissar
     Wolf apathisch und schloss sein Fahrrad ab. Um kurz nach sieben war das
     Thermometer neben dem Eingang bereits auf satte vierundzwanzig Grad
     geklettert. Das konnte ja heiter werden. Selbst unten am See, wo meist eine
     leichte Brise wehte, war diese Hitze mehr als lästig.
    Vollends unerträglich fand er sie im Dienstgebäude der
     Überlinger Kripo. Das für eine Polizeidirektion ungewöhnlich moderne Bauwerk,
     im Volksmund respektlos »Aquarium« genannt, protzte mit einer spiegelnden
     Fassade aus Glas und Aluminium. Diese Außenhaut verwandelte die Innenräume
     schnell in eine finnische Sauna, und entsprechend hitzig war mitunter die
     Stimmung unter den Kollegen.
    Wolf verscheuchte diese Gedanken. Er hatte Wichtigeres
     zu tun, als sich über das Wetter den Kopf zu zerbrechen. Seit gut drei Wochen
     hechelten sie hinter einer Gruppe von Rumänen her, die bei nächtlichen
     Überfällen auf Banken im Bodenseeraum weit über eine Million Euro erbeutet
     hatte, ohne dass man ihre Spur entdeckt, geschweige denn einen der Täter
     gefasst hätte. Ihren letzten Coup hatten die Rumänen vor zwei Tagen in Owingen
     gelandet. Die Täter gingen stets nach dem gleichen Muster vor: Sie klauten ein
     schweres Fahrzeug, rissen mit dessen Hilfe den Tresor aus der Wand und
     verschwanden damit in den umliegenden Wäldern. Wolf hätte sonst was drum
     gegeben, den Fall endlich vom Hals zu haben.
    Na ja, neuer Tag, neues Glück – vielleicht war ja
     ausnahmsweise mal was dran an dem Spruch! Entschlossen machte er sich an den
     Aufstieg zu seinem Büro. Seine Abteilung, das Erste Kriminaldezernat, kurz: D1,
     befand sich im zweiten Stock, und auf die paar Treppen kam es nun auch nicht
     mehr an. Er war bereits verschwitzt, schlimmer konnte es nicht kommen.
    Joanna
     ließ den Arm aus dem Autofenster baumeln und genoss den warmen Fahrtwind. Fast
     wie in der alten Heimat, dachte sie und ließ die Schranke hoch, die die
     Einfahrt auf den Parkplatz der Polizeidirektion freigab.
    An Tagen wie diesem überkam Joanna Louredo, von ihren
    

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