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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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schneller, und ihre Augen glühten rot. »Wenn wir erst Göttlichkeit erlangt haben, könnt Ihr Euer irdisches Weib verstoßen, das ja nicht einmal menschlich ist, und Ihr und ich können ein Paar werden. Ihr könnt eine Rasse von Göttern mit mir zeugen, Belgarion, und wir könnten einander mit unirdischen Freuden beglücken. Ihr werdet mich schön finden, König von Riva, wie alle Männer es taten, und ich werde Eure Tage mit der Leidenschaft der Götter füllen, und wir werden teilhaben an der Begegnung von Licht und Finsternis.«
    Garion war erstaunt über die unveränderliche Zielstrebigkeit des Geistes des Kindes der Finsternis. Er war so unnachgiebig und unveränderlich wie diamantharter Stein. Er erkannte, daß dieser Geist sich nicht änderte, weil er es nicht konnte. Er war auf etwas gestoßen, das bedeutsam war. Licht konnte sich verändern. Das bewies jeder einzelne Tag. Die Finsternis konnte es nicht. Da verstand er endlich die wahre Bedeutung der ewigen Trennung, die das Universum gespalten hatte. Die Finsternis suchte absoluten Stillstand, das Licht Entwicklung. Die Finsternis kauerte in einer eingebildeten Voll-kommenheit; das Licht jedoch wurde von der Vorstellung der Ver-vollkommnung weiter bewegt. Als Garion sprach, antwortete er nicht auf die unverhohlenen Verführungsversuche der Zauberin, sondern richtete seine Worte direkt an den Geist der Finsternis. »Es wird Veränderung geben, verstehst du«, sagte er. »Nichts, was du tun kannst, wird mir den Glauben daran nehmen. Torak erbot sich, mein Vater zu sein, und nun bietet Zandramas sich mir als Weib an.
    Ich wies Torak zurück, und ich weise Zandramas zurück. Du kannst mich nicht zur Unbeweglichkeit verdammen. Wenn ich auch nur etwas Winziges verändere, hast du verloren. Halt die Gezeiten an, wenn du kannst, aber laß mich in Ruhe, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann.«
    Das Keuchen aus Zandramas' Mund war mehr denn menschlich.
    Garions plötzliche Einsicht hatte der Finsternis einen Stich versetzt, nicht nur ihrem Werkzeug. Er spürte eine leichte Berührung, fast wie von einer Flaumfeder, und wehrte sie nicht ab.
    Zandramas zischte, ihre Augen glühten vor Haß und hilflosem Zorn.
    »Hast du nicht gefunden, was du wolltest?« fragte Garion.
    Die Stimme, die aus ihrem Mund kam, war trocken und tonlos.
    »Du wirst schließlich deine Wahl treffen müssen«, sagte sie.
    Die Stimme, die aus Garions Mund kam, war nicht seine eigene, und sie war ebenso trocken und kühl. »Es ist genug Zeit«, erwiderte sie. »Mein Instrument wird wählen, wenn es notwendig ist.«
    »Ein schlauer Zug, aber er beendet das Spiel noch nicht.«
    »Natürlich nicht. Der letzte Zug ist der Seherin von Kell vorbehal-ten.«
    »So sei es denn.«
    Sie schritten einen langen Gang entlang.
    »Ich hasse es«, hörte Garion Silk hinter ihm murmeln.
    »Es passiert dir nichts, Kheldar«, beruhigte Sammet den kleinen Mann. »Ich werde es nicht zulassen.«
    Dann mündete der Gang in eine tiefer liegende Grotte. Die Wände waren unbehauen, es handelte sich hier um eine natürliche Höhle.
    Wasser sickerte an der hinteren Wand herab und tropfte unaufhörlich mit silbrigem Ton in ein dunkles Becken. Der schwache Geruch von Reptilien war von Verwesungsgestank überlagert, und auf dem Boden lagen abgenagte weiße Knochen herum. Die Ironie des Schicksals hatte aus dem Tempel des Drachengottes die Höhle des Drachen gemacht. Einen besseren Wächter zum Schutz dieser Stätte hätte es nicht geben können.
    An der vorderen Wand stand ein schwerer, aus einem riesigen Stein gehauener Thron, und davor befand sich einer der inzwischen allzu vertrauten Altäre. In der Mitte des Altars lag ein länglicher Stein, etwas größer als ein Männerkopf. Der Stein glühte rot, und sein häßliches Licht beleuchtete die Grotte. Neben dem Altar ruhte ein menschliches Skelett, dessen Knochenarm wie sehnsüchtig ausgestreckt war, Garion runzelte die Stirn. Ein Opfer für Torak vielleicht? Oder eine Beute des Drachen? Dann wußte er es. Das war der melcenische Gelehrte, der den Sardion aus der Universität gestohlen hatte und mit ihm hierhergeflohen war, um in gedankenloser Anbetung des Steines zu sterben, der ihn getötet hatte.
    Über die Schulter hinweg hörte Garion ein plötzliches, schier tierisches Knurren des Auges, und ein ähnliches kam von dem roten Stein, dem Sardion, der auf dem Altar lag. Ein Stimmengewirr in unzähligen Sprachen wurde laut, von denen manche, wie Garion annahm, aus den

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