Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
wandte sich den beiden zu und sagte auf Englisch, wenn auch mit deutlichem Akzent: »Euer Rucksack. Gebt ihn mir.«
»Auf keinen Fall!«, sagte die Größere. »Fahrt zur Hölle … « Sie verstummte, als Malkom knurrte und die Fänge fletschte. »Aber sicher doch«, korrigierte sie sich und reichte ihn ihm. »Wie du wünschst.«
Carrow tippte ihm auf die Schulter. »Wir brauchen noch den Pullover der einen und die Regenjacke von der anderen.«
Er schnippte mit den Fingern.
»Das ist so was von uncool, Hexe«, sagte die Kleinere, als sie ihren Pulli auszog. »Ich dachte, wir sind Verbündete.«
»Tut mir leid, aber ich muss für mein Kind sorgen.«
Malkom stopfte die Kleidungsstücke in den Rucksack, warf ihn sich über den Rücken und führte sie weiter.
Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, immer einen Dämonen bei mir zu haben.
Im nächsten Korridor entdeckte Carrow die schleimige Spur von La Dorada, daher gab sie Malkom ein Zeichen, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen.
Endlich erspähte sie in der Ferne einen Ausgang, wo jemand ein Loch in die äußere Mauer gesprengt hatte.
Doch sie zögerte und blickte sich noch einmal suchend nach ihren Freundinnen um. Carrow machte sich um beide gleichermaßen Sorgen. Regin war wiederholt auf grausamste Art und Weise gefoltert worden, und Lanthe entführt.
»Lanthe?«, rief sie. »Regin?«
Keine Antwort. Nur der Lärm eines nahen Kampfes.
Malkoms tiefe Stimme ertönte hinter ihr. »Wir müssen dein Junges fortbringen. Nur ein Treffer … «
… könnte sie umbringen.
Carrow drehte sich wieder nach vorn. »Du hast recht. Gehen wir.«
Draußen in der stürmischen Nacht schien eine Mikroakzession zu wüten. Allerdings war jeder, der auf ihrer Seite stand, durch einen Wendelring gehandicapt. Warum hatte sich Malkoms Halsring gelöst? Er war nicht böse.
Sobald sie hinaustraten, erstarrte der Dämon vor Erstaunen.
Er hat noch nie Regen gesehen. »Malkom, es ist okay.« Natürlich musste er gleich beim ersten Mal einen ausgewachsenen Sturm miterleben. Als sie ihre Hand auf seinen Rücken legte, zuckte er zusammen und blinzelte wiederholt.
»Du wirst dich schon daran gewöhnen, Dämon. Aber wir müssen jetzt weiter.«
Das Gelände um das Anwesen herum besaß ein leichtes Gefälle. Sie zeigte nach unten, in der Hoffnung, dass sich dort der Strand befand. »Da lang.«
Sie folgten dem Abhang über gefährliches Terrain. Eine dicke Schicht Fichtennadeln überdeckte zerklüftete Felsen. Umgefallene Baumstämme versperrten ihnen immer wieder den Weg. Der Geruch von Fäulnis und Zersetzung stieg ihnen bei jedem Schritt in die Nase. Sobald sie eine gewisse Distanz zwischen sich und das Kampfgetümmel gebracht hatten, wurden ihre Blicke durch den Lärm der schreienden Menschen und das Brüllen der Ghule zurück zu ihrem ehemaligen Gefängnis gezogen.
Zementblöcke wirbelten darüber durch die Luft wie ein Tornado. Portias Werk. Embers Flammen flackerten und zischten im Regen. Im Hintergrund zuckten Blitze, die die bizarre Szene immer wieder hell erleuchteten.
Carrow hörte eine Frau schreien: »Na, kommt schon! Zeigt alle eure Schwänze her, dann rocken wir los!« War das Regin? Oder hörte Carrow nur, was sie hören wollte? Sie war sich nicht sicher. Jedenfalls konnte Declan Chase einem leidtun, sollte Regin ihn in die Finger bekommen.
Carrow spähte blinzelnd durch den Regen. Sie musste sich täuschen. Dort eilte soeben eine Frau in einem Umhang auf einen der zahllosen Kämpfe zu. War das etwa … Nïx ?
Ein weiterer Teil der Außenmauer stürzte ein. Eine Welle verschiedenster Kreaturen quoll aus dem Gebäude heraus: Zentauren, Kobolde, Wiedergänger. Wie Ameisen aus einem Ameisenhügel wuselten Hunderte von Ghulen heraus und über das Gelände.
»Oh, Hekate, nein«, flüsterte sie, als sie begriff, was dieses Ausmaß bedeutete. »Wir müssen unbedingt einen gehörigen Abstand zwischen uns und sie bringen«, sagte sie zu Malkom. »Lass uns … «
Plötzlich gab die Erde unter ihren Füßen nach. Im selben Moment warf sie Ruby hinauf in seine Arme. Er fing den schlaffen Körper des kleinen Mädchens auf und versuchte gleichzeitig, Carrow zu fassen zu kriegen, aber da war sie schon in die Dunkelheit hinabgeglitten.
»Pass auf sie auf!«, schrie sie noch, während sie haltlos in die Tiefe fiel.
Er konnte sich gerade noch zurückhalten, um nicht hinter Carrow herzuspringen, denn er hielt ihr kleines Mädchen in den Armen.
Sie hat mir ihr Junges
Weitere Kostenlose Bücher