Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
auch nicht sagen, dass er mir etwas holen soll.«
»Ruby, er ist doch kein Hund.« Sie erhob sich vom Bett, und ihre zahlreichen Wehwehchen protestierten schmerzhaft. Der Boden war eiskalt unter ihren bloßen Füßen, und leider lag auch nicht das verführerische Aroma von Kaffee in der Luft, das sie aus dem Bett hätte locken können. Trotzdem stand sie auf. Ich muss mich jetzt um mehr als nur mich selbst kümmern.
Carrow hatte auch ihren Koven immer mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln beschützt und bei jedem Konflikt in vorderster Reihe gekämpft. Aber sich um Ruby zu kümmern, war eine ganz andere Sache. Die Notwendigkeit, keinen Fehler zu machen, noch viel größer. Weil sie völlig abhängig von mir ist. »War Malkom denn hier, als du aufgewacht bist?«
»Nö.«
»Oh. Na ja, dann sehen wir mal nach, was wir so finden.« Sie durchwühlte den Rucksack der Feyden, fand aber nur zwei Energieriegel und einige Päckchen Energiegel.
Wieder keine Multifunktionswerkzeuge oder Waffen irgendwelcher Art, aber dafür jede Menge Shampoo und Seife. Die Feyden waren genauso dumm, wie sie selbst es gewesen war, als sie ihren Rucksack gepackt hatte.
Carrow hielt ihren Fund hoch. »Möchtest du einen Energieriegel mit Schokoladenstückchen oder ein Energiegel?« Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Malkom ihnen etwas fangen konnte, hätte sie sich Sorgen gemacht, das Essen könnte knapp werden.
»Den Riegel.«
Während Ruby die Schokolade von dem Riegel herunteraß, sah Carrow aus dem Fenster, in der Hoffnung, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Überraschung – es regnete immer noch!
Farnwedel wuchsen hier wie Bäume und wurden genauso groß wie sie selbst. Flechten schienen jeden Quadratzentimeter Stein zu bedecken und kämpften mit den Pilzen um die Vorherrschaft. Der Küstenstreifen in einiger Entfernung erschien karg und windgepeitscht. Hier, zwischen den Bäumen, ließ der Nebel alles in milderem Licht erscheinen.
Sie dachte daran, dass Malkom heute die Sonne nicht zu fürchten brauchte, dass er im Schutz des Nebels sorglos wandern konnte. Und im Inneren der Insel war er im Wald genauso sicher.
Wie weit mag er wohl gegangen sein? , fragte sie sich, während sie sich genauer in der Hütte umsah.
Und was entdeckte sie als Erstes? Hier wimmelte es bis unter die Dachbalken nur so vor Spinnen und Tausendfüßlern. Nur gut, dass Hexen Krabbeltierchen mögen.
Der einzige Schrank enthielt ein zusammengerolltes Seil, einige Rettungswesten und einen Stapel Decken, die fast schon auseinanderfielen. Auf dem Boden standen ein Eimer und ein altmodischer Badezuber.
In der Kochecke fand sie einen klapprigen Herd, ein paar rostige Lebensmitteldosen und ein Sortiment verschiedenster Töpfe und Pfannen. In einer Schublade lagen Wäscheklammern, eine Schnur, ein Kamm aus Walknochen und ein schimmliges Kartenspiel.
Wieder ging sie zum Fenster hinüber und sah erwartungsvoll hinaus. Kein Malkom.
Carrow musste mit dem Dämon ihren neuen Plan durchsprechen. Sie wollte vorschlagen, dass sie sich in der Hütte mit Ruby verschanzte, damit er sich hinauswagen konnte, um einen Weg von dieser Insel herunter auszukundschaften, oder um Verbündete, ein Boot, eine abgetrennte Hand oder sonst etwas Nützliches zu suchen.
Sie vermutete, dass sich Lanthe immer noch in der Nähe befand. Auch wenn Thronos fliegen konnte, war er doch nicht imstande, mit einem Passagier an Bord tausend Kilometer weit über einen Ozean zu reisen, vor allem nicht mit seinen verkrüppelten Flügeln. Wenn Malkom Lanthe retten könnte, würde es ihnen gemeinsam vielleicht gelingen, Fegleys Hand zu finden.
Reine Spekulation? Sicher, aber Carrow standen leider keine Alternativen zur Auswahl, die mehr Erfolg versprachen.
Er ist immer noch nicht wieder zurück … Sie brauchte irgendetwas, um sich abzulenken, damit sie nicht dauernd über ihn nachgrübelte. Also spannte sie ein Stück Schnur vor dem Feuer auf und hängte mithilfe der Klammern Rubys feuchte Kleider auf.
Das dauerte zehn Minuten. Was mach ich jetzt … ? Ihr Blick fiel auf Ruby, die hinter einem Tausendfüßler auf dem Fußboden herhüpfte.
»Du brauchst ein Bad, Kleine.«
Mit übermenschlicher Anstrengung, zahlreichen gemurmelten Flüchen und nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen gelang es Carrow, Wasser aus einem Trog von draußen hereinzuholen, es auf dem Herd zu erhitzen und die hölzerne Wanne zu füllen.
»So langsam habe ich den Dreh raus«, sagte Carrow, als sie Rubys Haare mit dem
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