Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
Feuerwehrmann.« Ihre Augen leuchteten auf. »Feuerwehrmänner haben taube Hunde.« Sie seufzte. »Ich will auch einen Hund haben.«
Sie musste Luft holen. Malkom versuchte, ihrem Wortschwall zu folgen, doch mit jeder Sekunde fand er sie verwirrender. »Ruby«, sagte er, um einen ernsten Tonfall bemüht. »Ich möchte, dass du mir einige Fragen über Carrow beantwortest. Hat sie einen Mann?«
»So was wie einen Freund? Crow hat jede Menge Freunde. Die hängen immer im Koven rum.«
Er umklammerte den Griff der Schaufel so fest, dass er ihn beinahe zu Staub zermalmte. Ich werde ihre Köpfe auf Spieße stecken.
»Crow ist eine der hübschesten Hexen, die wir in unserem Koven haben.« Rubys Miene wurde durchtrieben. »Du findest sie auch hübsch.«
»Sie ist« – ohnegleichen – »durchaus anziehend«, gab er zurück. »Denken andere gut von ihr?« Oder war sie so verhasst, wie er es gewesen war?
»Alle lieben sie, weil sie so lustig ist. Alle wollen mit ihr befreundet sein.«
Malkom wusste, wie lustig sie sein konnte. Er hatte gesehen, wie sie sich für Hunderte von Männern auszog, und er war sicher, dass jeder von denen gerne mit ihr befreundet wäre.
Er stieß die Schaufel in den Boden. »Wie lange kennst du sie schon?«
»Ich kenne Carrow schon ewig. Sie bringt mir immer Geschenke mit«, sagte sie. »Aber sie ist rastlos.«
»Was soll das heißen?«, fragte er. Staunend sah er auf das Wasser, das allmählich in seinem Loch aufstieg. Es war wirklich überall. Malkom begann diesen Ort des Überflusses zu lieben.
Als er noch jung war, hatte er sich drei Dinge gewünscht: ein Heim, aus dem ihn niemand würde vertreiben können, so viel Wasser und Nahrung, wie er nur wollte, und so edel und respektiert zu sein wie Kallen.
Hier könnte er sich wenigstens zwei dieser Wünsche erfüllen.
»Es heißt, dass sie nichts in ihrem Leben wichtig fand«, sagte das Kind, um stolz hinzuzufügen: »Nicht, bevor ich kam.«
Malkom begriff langsam. Carrows eigene Eltern hatten sie so lieblos behandelt, dass die Vorstellung, einem bedürftigen Kind eine Mutter sein zu können, sie natürlich besonders berührt hatte. Konnte er sie dafür hassen?
Abgesehen davon, konnte Malkom dieses Mädchen im Stich lassen? Sie war sieben Jahre alt. Sie ist ungefähr in dem Alter, als meine Mutter mich weggab und das Schicksal anfing, mich zu bestrafen.
»Was passiert, wenn ihr wieder nach Hause kommt?«, fragte er sie. »Wer wird für euch sorgen?« Als sie bei dieser Frage verwirrt die Augenbrauen zusammenzog, fragte er: »Wie werdet ihr euch Dinge kaufen?«
»Carrow verdient ein Vermögen mit ihren Zaubersprüchen.«
Ein Vermögen. Er hatte doch gewusst, dass sie aus guten Verhältnissen stammte, aber er hatte sich nicht eingestehen wollen, dass sie in ihrer Welt Reichtum besaß, und er nicht.
»Wir werden zusammen ein gemütliches Nest haben.«
»Ein Nest?«
Sie antwortete in fröhlichem Singsang. »Ein Haus. So wie ein Vogelnest. Und wir werden Partys feiern. Es hat auch einen Pool. Sie hat gesagt, wir können dich einladen.«
Ihn einladen . Die Hexe hatte also nicht vor, mit ihm zusammenzuwohnen? Auf dieser Insel wäre sie dazu gezwungen. Hier könnte er für sie sorgen. In ihrer Welt gab es dafür keine Garantie.
Das Mädchen hatte irgendein Insekt eingefangen, ließ es auf seiner Hand herumkrabbeln und betrachtete es mal von dieser, mal von jener Seite. Sollten kleine Mädchen nicht eigentlich Angst vor solchen Tieren haben? Er dachte zurück, durchsuchte sein Gedächtnis, aber er konnte sich nur an die jungen Dämoninnen erinnern, die ihn ausgelacht hatten, als er ihren Abfall gegessen hatte. Er erinnerte sich noch gut, wie sehr die Erniedrigung geschmerzt hatte.
Er schaufelte weiter, in dem krampfhaften Bemühen, sich in seiner Aufgabe zu verlieren.
»Kommst du wirklich aus einer Welt ohne Wasser?«, fragte sie. »Vermisst du sie?«
»Es gab nur wenig Wasser«, sagte er, ohne aufzusehen. »Und nein, ich vermisse sie nicht.«
»Ich wette, du vermisst deine Freunde. Ich vermisse jedenfalls meine.«
Er grub schneller. »Ich hatte keine Freunde.«
»Was? Aber du musst Freunde haben. Ich habe eine Hexengang. Wir treffen uns immer auf dem Dachboden. Elianna – sie passt immer auf mich auf – sagt, eines Tages würden wir die Welt beherrschen.« Ruby holte tief Luft und fuhr fort. »Hattest du eine Familie?«
»Nein. Ich habe niemanden zurückgelassen.« Mittlerweile stand er bis zur Brust in der Grube, und das Wasser
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