Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
brechen.
Sie hatte Geschichten darüber gehört, wie die Vampire ihre Frauen jagten. Sie ruhten nicht eher, als bis sie ihre Braut gefunden hatten. Und sie wusste, dass die Dämonen einiger Spezies von einem derart überwältigenden Paarungsdrang getrieben wurden, dass es sie den Verstand kostete. Selbst wenn ihnen klar war, dass es tödlich für sie enden würden, wenn sie diesem Trieb folgten, konnten sie einfach nicht widerstehen.
Offensichtlich befand Malkom sich zurzeit in eben so einem Wahnzustand.
Sollte sie springen? Oder seine brutale Brunft über sich ergehen lassen? Sein postkoitaler Rausch würde möglicherweise so sehr einem Glückszustand gleichen, dass er sie mit genügend Macht versorgen könnte, um ihm danach zu entkommen. Viel wahrscheinlicher war jedoch, dass der Dämon sie mit seiner schieren Größe entzweiriss. Würde sie überhaupt noch bei Bewusstsein sein, um Kraft aus seinen Gefühlen zu ziehen?
Wieder näherte er sich ihr, und wieder ließ sie ein Bein über den Vorsprung baumeln …
Der Felsvorsprung unter ihrem anderen Fuß gab nach.
New Orleans, Louisiana
Val Hall, die Festung der Walküren
»Ich werde nicht eher gehen, bis ich die Informationen bekomme, die du mir versprochen hast, Nïx«, versicherte Mariketa die Langersehnte der wahnsinnigen Hellseherin, die durchs Zimmer tanzte. »Also lass uns am Anfang beginnen.«
Nïx die Allwissende, besser bekannt als komplett durchgeknallte Nïx, rief: »Lass uns lieber mit dem Ende beginnen! Das kommt nämlich demnächst, weißt du.« Sie wirbelte im Kreis herum, sodass ihre langen schwarzen Flechten wie der Rotor eines Hubschraubers um sie herumflogen. Sie sah eher wie ein Supermodel aus, das vollkommen high war, berauscht vom Zauber des Laufstegs, als eine dreitausend Jahre alte Walküre und ein Orakel. Auf ihrem T-Shirt im Baby-Doll-Stil stand Carpe Noctem .
Das Dutzend anderer Walküren, das sich mit ihnen zusammen im großen Wohnzimmer versammelt hatte, beobachtete die Geschehnisse mit größtem Interesse. Für sie war Mariketas Suche nach Carrow von größter Bedeutung, da wenigstens eine ihrer eigenen Spezies nur wenige Kilometer von dem Ort entführt worden war, an dem es Carrow erwischt hatte.
So viele waren schon entführt worden. Unzählige Geschöpfe aus allen Ecken der Mythenwelt wurden vermisst, einschließlich weiterer Hexen. Eine von ihnen war erst sieben Jahre alt. Es gab Gerüchte, dass sie von den Schergen einer mysteriösen Organisation gekidnappt worden waren, und bislang war nicht ein einziges Wesen wieder aufgetaucht. Das Haus der Hexen, die Spurensucher der Feyden, die mächtigen Sorceri – keiner von ihnen war imstande, die Seinen aufzuspüren.
Mari holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. »Du musst doch irgendetwas sehen können.«
Nïx sah sie über die Schulter hinweg mit gerunzelter Stirn an. »Ach, muss ich?« Sie drehte und drehte sich.
»Nïx, hör endlich damit auf!«
Die Hellseherin verlangsamte ihr Tempo, bis sie schließlich stillstand, wobei sie Mari einen verletzten Blick zuwarf. Dann ließ sie sich in einen Sessel fallen.
Manchmal war es wirklich verdammt schwierig, Informationen aus der Hellseherin herauszubekommen. Oder eigentlich immer . Mari hatte gehört, dass Nïx seit zwei Wochen nicht einen lichten Moment mehr gehabt hatte. Doch Mari musste es zumindest versuchen, denn sie war inzwischen fast krank vor Sorge um ihre beste Freundin.
Mari hatte die gesamte Macht, die sie einsetzen konnte, ohne eine unerwünschte mystische Reaktion zu riskieren, dazu benutzt, Carrow zu suchen. Dann hatte sie alle siebenunddreißig Koven der Wiccae angerufen, damit diese nach Carrow suchten. Doch selbst nachdem sich so viele talentierte Hexen auf die Suche begeben hatten, konnte keine auch nur eine Spur von Carrow finden. Doch sie waren sich alle einig, dass ihre beste Freundin in ernster Gefahr schwebte.
Vielen Dank für den Tipp, ihr Blödis.
Also hatte sich Mari an das mächtigste und berühmteste Orakel der Mythenwelt gewandt, die Walküre. »Ich habe einen Anruf bekommen, in dem es hieß, dass du neue Informationen hättest. Nïx? Walküre !«
»Hmm?« Träge blickte diese auf. »Dann erzähl mir etwas über Carrow, etwas, das sonst niemand weiß.«
Ein Test? Mari spürte Enttäuschung in sich aufsteigen. Nïx liebte es, mit anderen ihre Spielchen zu treiben. »Ich dachte, wir wären Freunde«, sagte sie zaghaft.
Nïx’ goldene Augen blitzten neckisch auf. »Du bist mir in der
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