Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
er sich an mehr Worte.
Sobald er den Kreis erreichte, hob er ihr blutiges T-Shirt an, um ihre Wunde zu kontrollieren. Sie verheilte bereits.
Das Portal begann sich zu öffnen, genau wie sie gesagt hatte.
Dies war ein bedeutsamer Moment für ihn. Ronath war tot, und jetzt schien ein neues Leben mit seiner Gefährtin in Reichweite zu liegen. Die letzten Worte des Waffenmeisters gingen ihm noch einmal durch den Kopf: »Du wirst immer verlieren, selbst wenn du mich heute tötest. Schon bald wirst du sie verlieren.«
Niemals. Malkom verdrängte jeglichen Zweifel. Sie nahm ihn mit in ihre Welt. Ich verliere nicht immer, Ronath. Jetzt würde Malkom endlich einmal auf der Seite der Sieger stehen.
Er lächelte zum ersten Mal.
»Es öffnet sich«, sagte Malkom, hörbar aufgeregt. »Wir gehen zusammen.«
Direkt vor ihnen bildete sich ein Durchgang, ein wirbelnder, schwarzer Strudel.
»Oh, Malkom, du hast es geschafft.« Diesem unerschütterlichen Dämon, dem sie vorhin ihr Leben anvertraut hatte, war es irgendwie gelungen, sie rechtzeitig hierherzubringen. Mit Tränen in den Augen hob sie die Hand und legte sie an seine Wange. »Und du lächelst.«
Auch wenn er von oben bis unten mit Prellungen und anderen Verletzungen übersäht war, war er ihr niemals schöner erschienen. Der Wind wehte seine goldenen Haare um sein maskulines Gesicht. Seine Mundwinkel hoben sich, während seine blauen Augen sie musterten.
Während ihr schier das Herz brach, spürte sie die unermessliche Freude, die das seine erfüllte. Doch sie konnte keine Energie mehr daraus beziehen. Ihre Magie wurde bereits unterdrückt, denn ihr Wendelring war wieder aktiviert, wie angedroht.
Sollten sie versuchen, Carrow aufs Kreuz zu legen, würde sie sich mit dem Zorn von tausend Furien an ihnen rächen.
Er stellte sie behutsam wieder auf ihre eigenen Füße, auch wenn er sie allem Anschein nach am liebsten gar nicht losgelassen hätte. Oh Hekate, wie kann ich ihn ausliefern? Es war gut möglich, dass nur wenige Meter entfernt eine ganze Armee von Soldaten wartete, bereit, ihn mit Betäubungsmitteln vollzupumpen. Auch wenn sie Malkom nicht töten würden, so würde dieser Verrat ihm dennoch unendliches Leid zufügen, ihn vielleicht sogar unwiederuflich zeichnen – ganz gleich, ob Carrow einen Weg finden würde, um ihn zu befreien.
Sie versuchte, sich zu wappnen, sich ins Gedächtnis zu rufen, warum sie hier war. Aber alles, woran sie denken konnte, war das Opfer, das er für sie gebracht hatte. Er hatte sich von seinen Feinden in diese Stadt bringen lassen, obwohl er wusste, dass er dort gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt werden würde.
Ihr schöner, tapferer Dämon. Sie stellte sich spontan auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine. Als sie wieder von ihm abrückte, war sein Lächeln verschwunden, und er hatte eine durch und durch maskuline Miene aufgesetzt. Er sah sie an, als ob sie für ihn die Sterne vom Himmel geholt hätte und er sie dafür mit stundenlangem heißem Sex belohnen wollte.
Er war davon überzeugt, dass sie schon bald ganz und gar die Seine sein würde. Denn genau das habe ich ihm versprochen, wenn wir erst zu mir nach Hause zurückgekehrt wären. Doch anstatt seinen Instinkten nachgeben zu dürfen, die ihn nun schon so lange quälten, würde ihn bald die Erkenntnis treffen, dass er getäuscht worden war.
»Für immer verbunden«, sagte er heiser, den Blick auf ihr Gesicht gerichtet.
Ja, Carrow besaß schon lange dieses einzigartige und überaus seltsame Talent: Sie wusste es genau, wenn ein anderer für alle Zeiten zu einem Teil ihres Lebens wurde.
Nach nur einer einzigen Begegnung hatte Carrow gewusst, dass Elianna für sie wie eine Mutter sein würde, und Mari wie eine Schwester. Vor einer Woche hatte Carrow auf Ruby hinabgeschaut und die Tochter in ihr gesehen.
Und als Malkom eben mit grenzenloser Freude sie, seine Frau, angesehen hatte, konnte Carrow in ihm ihren Partner, ihren Geliebten erkennen.
Ihren Ehemann.
Sie kämpfte gegen die Tränen an. Irgendwie gelang es ihr noch, ihm zu antworten: »Ja, Malkom.« Denk an Ruby, ein siebenjähriges Mädchen, das du befreien musst. »Für immer verbunden.«
Malkom hatte schon ein langes Leben hinter sich. Wenn man das Leben nennen konnte , flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Sie setzte sich in Bewegung und übertrat die Schwelle, dann drehte sie sich zu ihm um und blickte ihm in die Augen.
Ich werde zurückkommen und dich holen, Malkom , schwor sie
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